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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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total gereizt. Seit wir hier angekommen waren, schien ihm nichts recht zu sein.
    »Ich war nur mit Ole an der Bar«, verteidigte ich mich. »Wir haben ein paar Gläser Wein getrunken und die Nachbarn kennengelernt, weiter nichts. Das kann man nun wirklich nicht ›zechen‹ nennen.«
    »Ach ja, der Geologe, der sein Einsiedlerleben im Olivenhainfristet und keine Lust auf Feriengäste hat. War ja sicher eine höchst interessante Begegnung«, höhnte Malte. »Na, dann muss ich ja fast Mitleid mit dir haben.«
    »So uninteressant war das gar nicht«, entgegnete Ole. »Paolo hat erzählt, wie zu Lebzeiten seines Vaters nach einem Erdbeben in der Region Apulien kaum ein Olivenhain das Unglück schadlos überstanden hatte. Da wurden sogar die Kinder aus den Schulen geholt, um bei der Ernte zu helfen, und die wenigen Vorräte selbst erzeugten Olivenöls auf den sizilianischen Höfen wurden zur unbezahlbaren Delikatesse.«
    Dieter nickte interessiert. »Vielleicht sollten wa det Ganze mehr vor dem Hintergrund von Agrarkatastrophen her aufziehen, die Sache etwas mehr dramatisieren und den Überlebenskampf der Familienbetriebe aufzeigen. Mir is det Thema ohnehin noch zu unspektakulär, aber der Sender wollte det ja unbedingt haben – Biohöfe in Europa. Und ich darf sehn, wie ich da interessante sechzich Minuten draus mache.«
    Das war mir neu, ich hatte gedacht, dass sich Dieter freiwillig für dieses Projekt in der Biolandwirtschaftsreihe entschieden hatte. Und Malte hatte in Berlin auch viel euphorischer von dem Projekt gesprochen. Jetzt aber sah es so aus, als wäre ich die Einzige, die sich richtig darüber freute, hier zu sein.
     
    Statt wieder Richtung Ätna zu fahren, brachen wir heute Richtung Messina auf. Die Sonne strahlte vom sizilianischen Himmel, die Regenwolken des Vorabends waren, wie von Michele angekündigt, restlos verschwunden, undso hatte Ole Dieter überreden können, zwecks anschließender Auszeit am Strand die drei N-Agriturismi am Meer bei Messina zu besuchen: Nuciara, Nasita und Nascia.
    Der erste wurde von Familie Riganello geführt, die azienda war sieben Hektar groß und bepflanzt mit Oliven, Zitrusfrüchten und einem riesigen Gemüsegarten. Im Hofladen gab es dementsprechend selbstproduziertes Olivenöl, hausgemachten Limoncello, Marmelade, Obst und mehrere Sorten Tomaten. Eine Besonderheit dieses Hofes war, dass, wie uns der Hausherr berichtete, seit Jahren ausschließlich europäische Gäste hier beherbergt wurden. Im Gegensatz dazu führe sein Freund einen Hof ganz in der Nähe, und der habe überwiegend Gäste aus Übersee. Das fing vor einigen Jahren mit ein paar Stammgästen an, und seitdem kamen hauptsächlich Gäste auf deren Empfehlung, so dass sich daran wohl auch nichts mehr ändern würde. Daher sprachen auf dem Hof seines Freundes viele Familienmitglieder Englisch, während er, Riganello, das nicht nötig hatte. Seine europäischen Gäste waren alle so gut erzogen, dass sie zumindest ein paar Brocken Italienisch gelernt hatten und sich irgendwie verständigen konnten. »Das ist ja auch ein schöner Anlass für eine Reise: die eigenen Sprachkenntnisse zu erweitern«, sagte ich.
    Ich fand es toll, zu merken, dass mir bereits nach so kurzer Zeit einige italienische Wörter ganz leicht von der Zunge gingen: allen voran buongiorno, cincin und ciao natürlich – wobei ich festgestellt hatte, dass in Deutschland wesentlich mehr Leute »ciao« sagten als hier auf Sizilien. Vor allem verwendeten die Deutschen es als Abschiedswort,während die Italiener es eher zur Begrüßung sagten.
    Aber auch praktische Orientierungsfragen wie: Come si arriva al mare?, Wo geht’s zum Meer?, Dov’è il bagno?, Wo sind Ihre Toiletten?, Quanto costa qui una camera?, Wie teuer sind die Zimmer bei Ihnen?, oder: Gli ospiti possono dare una mano nei campi?, Dürfen Gäste bei der Landarbeit helfen?, stellten längst kein Problem mehr für mich dar.
    Dieter und Ole schlugen sich mehr schlecht als recht mit einem Deutsch-Italienisch-Englisch-Mix durch, hin und wieder versuchte Dieter es auch mit Französisch. Einzig Malte blieb stur bei Englisch – und selbst das nur unter Protest.
    »Bevor ich mich hier lächerlich mache, spreche ich lieber in einer Sprache, die ich beherrsche«, begründete er seine Haltung. »Und die Italiener können übrigens auch alle Englisch, die haben nur keine Lust, es zu sprechen. Dabei ist es eine Weltsprache.«
    Unser Besuch bei den Riganellos war nur kurz. Dieter hatte

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