doch die Meinung gesagt.«
»Du bist gut«, meinte Paula. »Ich hätte den schön schmoren lassen heute Abend, er hat sich doch nicht mal entschuldigt.«
»Na ja, so ist er eben«, meinte ich und merkte selbst, dass mir überhaupt nicht gefiel, was ich da von mir gab.
Paula zuckte nur die Schultern und knipste ihre Nachtischlampe aus. »Mach nicht mehr so lange«, sagte sie noch, bevor sie sich umdrehte. »Morgen müssen wir früh raus.«
»Ich will nur kurz noch E-Mails checken, dann mach ich auch das Licht aus«, sagte ich.
Doch ich hatte immer noch keine Nachricht von Charly bekommen. Hoffentlich war ihr nichts passiert, es war doch sonst nicht ihre Art, sich nicht zu melden.
From:
[email protected]To:
[email protected]Date: March 30th, 0:16h
Subject: Malte
Liebste Charly,
Malte hatte heute früh voll den Ausraster. Völlig absurd, aber er hat mir die Schuld gegeben an dem Diebstahl und ist total durchgedreht. Ich weiß, Du denkst jetzt: ›Ich hab’s doch immer gesagt, dass er ein Idiot ist‹, und vielleicht bin ich ja wirklich selbst schuld, weil ich mit ihm zusammen bin. Paula meinte auch schon, ich ließe mir zu viel gefallen.
Ach, ich weiß selbst nicht, was gerade los ist. Ich sollte eigentlich auf Wolke sieben schweben, ich meine, Malte und ich lieben uns doch – zumindest dachte ich bisher, dass wir uns lieben. Aber im Moment fühlt sich alles so seltsam an, Malte ist mir fremd geworden. Viele Seiten, die er jetzt zeigt, hab ich vorher noch nie an ihm gesehen. Kann ich mich denn so in ihm getäuscht haben? Ich weiß schon nicht mehr, was ich empfinden soll. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich einen so wunderschönen Tag mit Paolo verbracht habe. Auch wenn wir einige sprachliche Barrieren haben, ich hab das Gefühl, wir verstehen uns sehr gut. Er ist gar nicht so unfreundlich, wenn man ihn erst einmal näher kennenlernt. Allerdings gibt er mir nach wie vor Rätsel auf. Er hat irgendwas mit einem dubiosen Typen zu schaffen, erst in Messina, und jetzt hab ich den auf seinemHof gesehen. Klar, vielleicht steigere ich mich da auch in etwas rein mit meinem Mafiaverdacht, aber es wäre immerhin möglich, dass mehr dahintersteckt.
So, Schluss für heute, hoffe, es geht Dir gut, melde Dich, ich brauch deinen Rat!
A.
Kapitel 11: B ASTA!
From:
[email protected]To:
[email protected]Date: March 31st, 6:46h
Subject: Re: Malte
Alex, was ist los bei Dir? Malte scheint sich ja mehr denn je zum Despoten zu entwickeln! Nicht, dass ich vorher viel von ihm gehalten hätte, aber das ist einfach too much. Um Deine Frage zu beantworten, ja, in Malte täuschst Du Dich, das erzähle ich Dir schon seit sechs Monaten, aber in der italienischen Sonne scheinst Du endlich, endlich klarer zu sehen. Also bitte: Hör auf mich und sag ihm ein für alle Mal Deine Meinung. Nimm Dir den Freiraum, den Du brauchst! Ist doch super, wenn Du Dich mit Paolo gut verstehst. Dann siehst Du wenigstens, dass es auch noch andre Männer gibt als Malte. Am besten aber, Du schießt die Pfeife endlich ab!
Deine C.
PS: Ach ja, mir geht es gut, ich war nur sehr beschäftigt mit einer Sache namens Marc – arbeitet füreine große Consultingfirma in London und hatte ein paar Tage in Berlin zu tun. Tja, und irgendwer musste ihm ja die angesagtesten Clubs zeigen.;-) Habe ihn gerade zum Flieger begleitet, jetzt fühl ich mich etwas einsam und werde erst mal drei Tage durchschlafen. Also keine Sorge, wenn du eine Weile nichts von mir hörst.
PS II: Entschuldige, wenn ich so grob über Deine Beziehung zu Malte urteile – Du weißt hoffentlich: Ich will nur Dein Bestes!
Beim Frühstück gab es eine Überraschung: Carla – ich hatte seit unserem Abend in Taormina nichts mehr von ihr gehört – tauchte unerwartet auf I Moresani auf. Und wie sie auftauchte: Ihr frisch gefärbtes Haar fiel ihr in dichten roten Locken über die nackten Schultern, ein türkisfarbenes Neckholdertop steckte in einem cremefarbenen Bleistiftrock, der ihre Beine unendlich lang wirken ließ, und trotz der frühlingshaften Temperaturen trug sie Stiefel. Keine Frage, Carla kam zum Casting! Über dem linken Arm eine Reisetasche von Gucci und ums Handgelenk eine rote schmale Lederleine, an deren anderem Ende ein rattenähnlicher Hund stand und gelangweilt in die Runde blickte. In der rechten Hand hielt sie eine Tüte Frühstücksgebäck. Sie wirkte wie Paris Hilton auf Italienisch. So