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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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ungewolltes Publikum. Wie gebannt hingen Paula und Ole uns an den Lippen, aber darauf konnte ich im Moment keine Rücksicht nehmen.
    »So«, spottete Malte, und versuchte, mir die Wange zu tätscheln, doch ich zuckte zurück. »Und wofür hält die kleine Lexi es?«
    »Siehst du? Schon wieder: Du nimmst mich nicht ernst, du merkst gar nicht, was hier gerade passiert!«, rief ich aufgebracht.
    Malte fing an zu lachen.
    »Ach, Lexilein, du dramatisierst mal wieder«, stieß er zwischen zwei Lachern hervor.
    Er merkte gar nicht, dass außer ihm niemand lachte.
    »Malte«, sagte ich und bemühte mich um eine feste Stimme. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns erst mal auf die berufliche Zusammenarbeit beschränken und privat getrennte Wege gehen.«
    So, nun war es raus: Ich trennte mich von Malte. Nach nur einem halben Jahr! Für mehr hatten unsere Gefühle nicht gereicht.
    Es ist gut so. Das ist besser für dich, Alex!, sagte ich mir. Die Zeit ist reif, wieder eigene Wege zu gehen.
    Malte starrte mich entgeistert an. »Du machst Witze«, meinte er. »Ohne mich bist du bei Studio Berlin ein Nichts. Wir reden weiter, wenn du dich wieder beruhigt hast.« Damit stand er auf und verließ den Raum.
    Zu meinem Erstaunen verfiel unser Publikum in Applaus. Mir hingegen schossen Tränen in die Augen. Hatte ich wirklich gerade mit Malte Schluss gemacht? Ich hatte ihn doch immer so bewundert, wir waren doch ein Liebespaar, und nun war plötzlich alles kaputt!
    Paula legte mir die Hand auf die Schulter. »Endlich«, meinte sie. »Das war höchste Zeit.«
    Ich schaute sie durch den Tränenschleier fragend an: »Findest du?«
    »O ja«, bestätigte Ole. »Allerhöchste Zeit. Und mach dir nichts aus dem, was er sagt. Dieter hat längst gemerkt, dass du mehr kannst als Kaffeekochen und Textekopieren. Du brauchst Malte nicht, um den Job zu behalten.«
    Ich nickte, fühlte mich jedoch alles andere als befreit, wie man es vielleicht hätte erwarten können. Ich hatte mich so auf diese Reise gefreut, auf die Arbeit am Film und die Erfahrungen auf den Agriturismi, ich hatte mich auf kulinarische Entdeckungen und romantische Strandabende mit meinem Freund gefreut. Und nun war alles anders gekommen, und ich fühlte mich einfach nur allein. Ich verließ den Frühstücksraum, um auf mein Zimmer zu gehen, wo ich mich auf mein Bett warf und heulte.
     
    »La cucina siciliana è magica. Das ist genau das Richtige, um Liebeskummer zu überwinden«, behauptete Nonna Margherita. Sie hatte offenbar von dem Streit im Frühstücksraum Wind bekommen, und als sie mich mit verheulten Augen aus meinem Zimmer treten sah, nahm sie mich sofort unter ihre Fittiche. Ich wollte eigentlich eine rauchen gehen, aber Nonna Margherita hatte ein anderes Rezept: »Du musst erst einmal etwas essen, dann sieht die Welt schon ganz anders aus.« So saß ich mit angezogenen Knien auf einem Korbstuhl in der recht gemütlichen Küche der de Vivos und starrte auf die Meeresfrüchteplatte, die sie mir ungefragt auftischte. Sie selbst setzte sich mir gegenüber, in die Mitte stellte sie einen Korb mit frischem Brot.
    »Mangia, piccola! Iss, Kind!«, sagte sie. »Alles nicht so schlimm, wie du denkst.«
    »Doch«, entgegnete ich, »sogar noch viel schlimmer«, und meinte damit weniger die Trennung von Malte als die Tatsache, dass mir außer dem Brot nichts auf diesem Tisch essbar erschien. Natürlich, ich hatte vor ein paar Tagen schon einmal meine Prinzipien über Bord geworfen und Muscheln gegessen, aber das war irgendwie etwas anderes als die Scampi, Tintenfische und Sardellen, die hier vor mir standen. Die Fische hatten sogar noch Augen! Nonna Margherita konnte doch nicht allen Ernstes von mir verlangen, das zu essen.
    Ich nahm mir ein Stück Brot, bestrich es mit einer hausgemachten Olivencremepaste und knabberte hilflos daran herum. Ob sie es mir wohl übelnahm, dass ich ihre toten Tiere nicht essen wollte?
    »Seppie, die Tintenfische sind nach einem uralten Familienrezept zubereitet. Die Mutter meines verstorbenen Mannes hat es von ihrer Großmutter, und ich werde es an Simona weitergeben«, erklärte Nonna und pikste mit ihrer Gabel einen Tintenfischring auf. Sie hielt ihn mir direkt vor den Mund, und ich wies verzweifelt auf das Brot und meine gefüllten Wangen, doch sie war unerbittlich und wartete mit der Gabel vor meinen Lippen, bis ich das völlig zerkaute Brotstückchen irgendwann herunterschlucken musste. Als ich zu protestieren ansetzte, nutzte sie die

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