Amors Glücksfall (German Edition)
zurück und reicht mir das Glas. „Das wird die beste Siegesrede aller Zeiten werden“, verkünde ich, kippe den Baileys herunter und zwinkere Stella zu. „Das verspreche ich dir!“, sage ich feierlich und drücke sie nun doch an mich.
Nur das mit dem Abknutschen lasse ich lieber mal bleiben.
44 Geschäftspartner sollt ihr sein!
Zehn Minuten später bin ich mit dem ersten Absatz fertig. Stella sitzt hinter mir auf der Couch und sieht mir über die Schulter.
„Die beste Rede aller Zeiten, sagst du?“, ihre Stimme klingt so kritisch, dass ich mich unwillkürlich unterbreche und den Text durchlese.
„Wie soll ich mich auch aufs Schreiben konzentrieren, wenn du mich die ganze Zeit nicht aus den Augen lässt?“, lüge ich, ohne mich umzudrehen. Es macht mir nichts aus, beobachtet zu werden, schon gar nicht von Stella. Obwohl ich nichts finde, was mich an dem Text stört, stört mich, dass sie mich kritisiert. Ich bin nämlich ein guter Redenschreiber. „Hör’ also auf, mich anzustarren“, grinse ich vor mich hin und schreibe weiter.
„Ich starre dich doch nicht an!“ Stellas Stimme ist etwas lauter als sonst. Sekunden später höre ich sie außerdem schnaufen. Sie scheint sich zurückgesetzt zu haben, ich spüre ihr Gewicht nicht mehr direkt hinter mir. Auch spiegeln sich ihre Augen nicht mehr zwischen den Textzeilen auf dem Laptop-Monitor. „Ich werde es auf keinen Fall so sagen“, sagt sie nach einer Weile. „Das sagt doch kein Mensch so!“
Ich lese den Text noch einmal. Nur vorsichtshalber. Aber auch diesmal finde ich nichts.
„Was sagt man so nicht?“, frage ich arglos. Ich verstehe wirklich nicht, was sie gerade hat.
„Lieber Frank?“
„Ja?“ Jetzt drehe ich mich doch zu ihr um. „Da steht ja auch: liebe Jury, liebe Kollegen. Was ist also damit?“ Ich dachte, sie regt sich über den Satz mit der Wirtschaftskrise und meinem Vergleich zu Liebesbeziehungen heutzutage auf, in denen ähnlich viel gelogen wird wie in der Bankenwelt. Ich finde das gut, so als Einstieg. „Die Krisen sind ja irgendwie doch alle gleich?“, lese ich vor, in der Hoffnung, dass sie darauf eingeht und grinse. „Manchmal ist so ein Bankgeheimnis ja auch vom Vorteil, nicht wahr?“ Ich dachte, sie will über den tiefen Sinn dieser Worte diskutieren. Darauf wäre ich vorbereitet. Aber nein, Stella muss sich ausgerechnet über die Begrüßung aufregen. Ihr Gesicht sagt mir außerdem, dass es nicht alles ist, was ihr nicht passt. Möglicherweise ist es nun doch der Vergleich. Dabei dachte ich, sie mag meine Witze. Offensichtlich war es nur früher so.
„Lieber Frank?“, wiederholt sie ganz langsam.
„Was denn? Ich dachte, er ist lieb?“ Eigentlich wollte ich auf diesem Thema ja nicht mehr herumreiten. Aber sie will es wohl nicht anders. Ich überlege, suche in meinem Kopf nach einem guten Spruch, merke allerdings, dass mir gerade gar nicht nach Streiten ist. Also beschließe ich einzulenken. „Ach komm, Stella! Du wolltest doch dieses förmliche „sehr geehrte“ weglassen?“ Ihr Handy piept. Doch statt darauf zu reagieren, rührt sie sich keinen Millimeter, sondern starrt mich nur noch weiter an. Und ich bin mir nicht sicher, was ich schon wieder verbrochen habe, um diesen Blick zu verdienen. So hat sie mich zuletzt angesehen, als ich ihr nach unserem beinahe-Sex die Sache mit Karim und Lorenzo gebeichtet habe.
„Du willst doch nur, dass alle wissen , wie gut Frank und ich uns verstehen“, blitzt sie mich an. Und was wäre, wenn? Ich verstehe noch immer nicht, was sie von mir will. Was wäre bitte so schlimm daran? „Du tust so, als hätte ich nur gewonnen, weil er mich mag!“ Jetzt ist es raus. Stella schlägt ihre Augen zu und ich sehe, wie erleichtert sie darüber ist, es mir endlich gesagt zu haben. „Du glaubst doch weder an mich, noch an Munichlive !“ Vor Wut stehen ihr Tränen in den Augen. „Von wegen: die Firma ist unser Baby!“ Ich spüre einen festen Knoten in meinem Hals, der sich nicht einfach herunterschlucken lässt. Natürlich glaube ich an sie! An sie beide. Vielleicht habe ich es ein bisschen übertrieben. Aber muss sie deswegen gleich ausflippen? „Ganz ruhig, Mark!“, befehle ich mir in Gedanken. Ich versuche mich zusammenzureißen. „Sie meint es nicht so“, versuche ich mir einzureden.
„Du hast ein Problem damit, Tann er ‚Frank‘ zu nennen?“, frage ich, auf ihre Vorwürfe gehe ich erst gar nicht ein. Stella überlegt. Ich nehme an, sie
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