Amors Glücksfall (German Edition)
denke ich. Hätte ich gewusst, mit wem Stella hier ist, ich hätte mich besser vorbereitet.
„Entschuldige Jü“, sage ich , ohne mich hinzusetzen und klopfe ihm auf die Schulter. Er nickt und lächelt schwach. „Ich bin dann mal weg“, füge ich mit dem Blick zu Stella hinzu. Sie rührt sich nicht, sitzt da und schüttelt fassungslos ihren Kopf. Ich bin mir sicher, dass sie erleichtert aufatmet, als ich Minuten später peinlich berührt davon stampfe.
43 Frau Lippers und das Schwein
„Das s du schon wieder so ein Schwein hast!“, sagt sie, nachdem ich endlich die Tür aufgesperrt habe. Es ist zwölf Uhr nachts und ich habe bis eben noch geschlafen.
„Schwein? Ich bin doch kein Schwein ...“, murmle ich und lasse sie eintreten. Sie hat schon wieder ein Kleid an. Dieses hier ist eine Mischung aus unterschiedlichen Rottönen, nicht das Schwarze, das ich schon kenne.
„Doch nicht du!“ Sie ist so aufgekratzt, dass sie offensichtlich vergisst, sauer auf mich zu sein. Statt stehen zu bleiben, geht sie in die Küche und holt die offene Baileys-Flasche.
„Gibt es was zu feiern?“, frage ich arglos und dann: „Warst du tanzen?“ Sie antwortet mit einem fragenden Blick. „Ja wegen des Kleids, meine ich“
„Ach das. Nein, ich war essen.“
Aha. Sie gießt uns etwas ein und reicht mir feierlich mein Glas.
„Schwein, Glück. Du verstehst?“, versucht sie mich aufzuklären. Ich verstehe nicht.
„Mit wem warst du essen?“, frage ich, statt auf die Sache mit dem Schwein einzugehen. Sie zeigt mit dem Schnapsglas in der Hand Richtung Wohnzimmer. Ich folge ihrer Aufforderung und latsche rüber.
„Sag mal, hast du geschlafen?“, fragt sie. Ich nicke. Meine Frage hat sie noch immer nicht beantwortet. „Entschuldige. Ich bin nur so aufgeregt, weil Frank ...“
Jetzt bin ich wach. Frank Tanner also. Sie war schon wieder mit ihm essen. Ich überlege, wann sie das letzte Date mit ihm hatte. Vorgestern? Richtig, gestern hat sie nichts von sich hören lassen. Das geht ja schnell. „Hoffentlich ist Stella wenigstens schlau genug, die Sache für uns zu nutzen“, denke ich etwas wacher. „Also: Du muss mir jetzt unbedingt mit der Rede helfen!“, platzt es aus ihr heraus. Sie grinst über beide Backen. Ich stelle das Glas ab, ohne auch nur daran zu riechen.
„Bei welcher Rede?“ Ich muss mich sammeln. Stella nimmt mein Glas vom Couchtisch und drückt es mir wieder in die Hand.
„Ja, die Siegesrede natürlich“ Sie sagt es so, als müsste ich das wissen. Ich setze mich auf die Couch, weil mir die Beine flau werden.
„Was für eine Siegesrede?“, stammle ich. Sofort ist Tanner für mich vergessen. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche.
„Du verarschst mich jetzt aber nicht?“ Ich glaube, dass meine Stimme zittert. „Das wäre nämlich richtig grausam.“ Sie grinst, stößt mit mir an und trinkt ihr Glas leer.
„ Ist noch geheim“, schmunzelt Stella. „Aber ich dachte, dass es dich interessieren könnte.“ Sie setzt sich neben mich. Vor lauter Glück will ich sie an mich drücken und abknutschen. Geht natürlich nicht. Also versuche ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Es fehlt noch, dass ich jetzt vor Freude hyperventiliere. Ich atme langsam ein und aus. „Außerdem“, sie kramt in ihrer Tasche. „Warte mal!“
I ch glaube, ich könnte nicht glücklicher sein.
„Mit einem schönen Gruß von Jü“, sagt sie und überreicht mir eine gepresste Rosenblüte. Etwas zu kitschig für meinen Geschmack.
„Hast du nicht gesagt, dass es geheim ist?“, frage ich. Sie lacht auf.
„Rate mal, von wem die ist“, hilft sie mir auf die Sprünge. Keine Ahnung, von Karim? Oder steht Jü neuerdings auch auf Männer? Ich überlege, was sie mir sagen will. „Kennst du zufällig eine Frau Lippers?“ Nein, oder?
„Sag bloß, dass die im Café Lottchen ...“
Sie nickt und strahlt übers ganze Gesicht. Offensichtlich verkauft Frau Lippers ihre Blumen nicht nur an mich. So viel zum Thema Supermarktmargeriten!
„Und Anna und Jü?“
Wieder nickt Stella. „Das gibt’s doch nicht!“, denke ich.
„So, wir trinken jetzt noch ein Gläschen davon und dann legen wir los, ja?“, sagt sie streng , schenkt Bayles nach und geht mit der Flasche in der Hand in die Küche. „Eine richtig gute Siegesrede schreibt sich ja nicht von allein!“, ruft sie von dort und lacht.
„Ich habe echt ein Schwein“, flüstere ich und klappe meinen Laptop auf. Sie kommt
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