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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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mal eben telefonieren“, sagt Paul. Dann unterbricht er sich. „Kannst du später in die Kanzlei kommen?“
    „Ja“, sage ich, lege auf, klappe das Handy zu und drehe mich wieder von der Tür weg zu der alten Grinsekatze. „Ob sie wohl mitbekommen hat, dass ich ein finanzielles Problem habe?“, überlege ich und gehe wieder näher an den Tisch. In diesem Fall kann ich meinen Blumenstrauß auf Pump sicher vergessen. Sie steht wie eine Springfeder auf. Ganz schön fix für ihr Alter. Wieder legt sie ihr Lächeln auf. „Für wen sind sie diesmal?“, fragt sie und greift nach einem Blatt Papier. Bereit mitzuschreiben, steht sie da und fordert mich schweigend zum Reden auf. Nachdem ich nichts sage, hilft sie nach. „Die Blumen, meine ich. Sie sind doch wegen der Blumen hier, nicht?“
    „Es ist so“, beginne ich und versuche die richtigen Worte zu finden, während ich Zeit schinde. Gleich muss ich zu Paul rüber, seine Kanzlei ist von hier aus nur um die Ecke. Dennoch hat die Vorstellung, jetzt auf die Straße zu treten, mal so gar keinen Charme für mich. Davon mal abgesehen, dass mein Fahrrad längst nicht mehr fahrtüchtig sein kann. Falls es überhaupt noch da ist. „Ich überlege gerade, ob ich wohl bei meinen Karten nicht etwas anders machen soll“, flunkere ich.
    „Was denn?“, fragt sie arglos. Ich sehe zu dem Metallständer mit kleinen gefalteten Kärtchen vor mir auf dem Tisch. Jeweils auf einer Seite ist ein Spruch oder ein Bild zu sehen. Sind das etwa ...? Sie greift in die Richtung. Ich liege also richtig. „Haben Sie es sich also doch überlegt?“ Sie nimmt ein paar Karten herunter und legt sie vor mich. „Recht haben Sie. Ein wenig Farbe kann doch nicht schaden, oder?“ Eine der Karten schiebt sie in meine Richtung. „Amorkarten: Die hier passt doch.“ Ich sehe ein kleines Herz und einen „Ich liebe dich“- Zug darunter. Sehr originell. „Und ich könnte welche in Auftrag geben, wenn Sie Ihren eigenen Spruch benutzen wollen. Den Namen können Sie ja dann selbst eintragen.“
    „ Was für einen Namen und was für einen Spruch, bitte? Wo ich jetzt weiß, dass das Geheimnis offensichtlich nichts besonders Geheimes ist, kann ich auch fragen“, beschließe ich.
    „Und wie könnte es dann konkret aussehen?“, frage ich möglichst unschuldig. Frau Lippers nimmt eine leere Karte und malt auf die Vorderseite ein kleines Herz. Als sie zu schreiben beginnt, linse ich durch ihre Finger und greife danach, noch bevor sie mir die Karte rüberreicht. Der Spruch ist ähnlich originell wie der zuvor. „In Liebe“ steht da. Super, fast schon so toll wie „In ewig Dein“. Und dafür hat Lorenzo sich angestellt? Ich überlege, ob es irgendein Gesetz gibt, nach dem auf dieser verdammten Karte genau das stehen muss, was er haben wollte. Das beschwörende: „Du wolltest immer dabei sein“ von Karim schleicht sich in meinen Kopf und breitet sich darin aus.
    „Ja, und dann schreiben Sie noch den Namen rein. Peter oder Thorsten, oder wie sie auch immer alle heißen.“ Sie sieht erwartungsvoll zu mir hoch. „Gut, nicht?“ Jetzt lächelt sie ein wenig unsicher und mein Kopf beginnt zu arbeiten. Mal unabhängig davon, dass er bereits seit dem Telefonat mit Paul auf Hochtouren läuft. 
    „Klingt gut“, sage ich. „Ich überlege mir das für das nächste Mal!“, verspreche ich ein wenig distanziert, um sie nicht gleich auf die Idee zu bringen, einen ganzen Satz solcher Karten zu bestellen. „Sagen Sie, haben Sie vielleicht einen Regenschirm?“, frage ich, während ich zur Tür sehe.
    „Für meinen Lieblingskunden doch immer!“, erklärt sie, verschwindet ins Bindezimmer und kommt mit einem winzigen Damenregenschirm heraus. „Wie passend“, denke ich, bedanke mich brav, gehe an die Tür, falte das Ding auseinander und trete todesmutig auf die Straße hinaus.
     
     

24   Das Haserl und der rosa Regenschirm
     
     
    „ Freundschaft ist eine seltsame Kiste“, denke ich, als ich bis an die Unterhose durchnässt die Steuerkanzlei von Paul Fischer betrete.
    Das Büro liegt im dritten Stock eines Jugendstilgebäudes, das nach meinem Wissen erst vor wenigen Jahren aufwändig restauriert worden ist. Es gibt allerdings noch immer keinen Lift, weil es damals im Zuge des baulichen Genehmigungsverfahrens nicht durchzusetzen war. Ich erinnere mich an Pauls Wutausbrüche zu dieser Zeit und lache unwillkürlich in mich hinein. „Beim Treppensteigen wärme ich mich auf“, denke ich und sehe mir auf

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