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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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sagt sie: „Ja, ich würde alles für dich tun, weil du mein bester Freund bist und weil ich dich vom ganzen Herzen liebe.“ Amor überlegt und versucht seine Frage umzuformen: „Was ist die Liebe überhaupt?“, flüstert er so leise, dass sie ihn gar nicht verstehen kann. Dennoch antwortet sie. „Ich erwarte nicht die gleiche Loyalität von dir“, sagt sie, dreht sich wieder um und geht noch weiter hinein. „Für die Liebe musst du nichts tun.“ Und als nur noch ihr Kopf zu sehen ist, redet sie weiter. „Aber du darfst mich nicht als Maßstab nehmen, weil ich kein Mensch bin“, sagt sie, taucht unter und kommt nach ein paar Minuten mit einem makellosen Gesicht wieder an die Oberfläche. Kein Lippenstift verschmiert ihre Haut, nur das Wasser des Bachs benetzt sie. „Du bist fürs Verlieben zuständig, Amor. Nicht fürs Beschützen und auch nicht fürs Bestrafen“, fügt sie hinzu, lehnt sich im Wasser zurück, lässt sich von seinem Auftrieb nach oben drücken und beginnt mit sanften Bewegungen das andere Ufer anzusteuern. „Um wirklich zu lieben, müssen die Menschen lernen, bedingungslos zu sein“, lächelt sie und sieht in die Wolken um sich herum.
     
     

22   „Mark? Wer ist überhaupt Mark?“
     
     
    Ich ahne, dass das Gehalt noch nicht da ist und überlege sogar tatsächlich Paul anzurufen, um mich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Den ganzen Vormittag ärgere ich mich über mich selbst, einerseits noch immer darüber, dass ich die Sache mit dem Finanzamt so locker gesehen habe und nun auch dass ich nicht gleich vor der Arbeit zur Bank gefahren bin, um nachzusehen, ob Paul etwas ausrichten konnte. Ich bin so rastlos und aufgekratzt, dass ich mich nicht einmal auf meine Kundenanfragen konzentrieren kann, geschweige denn Lust habe, mir einen neuen Plan auszudenken, nach dem ich weiter vorgehen könnte. Umso überraschter bin ich, dass mich die Ruhe des restlichen Teams mit jeder Stunde mehr von meiner eigenen Nervosität runterbringt. Hätte man mir je so etwas prophezeit, ich hätte es nicht geglaubt.
    Niemand geht davon aus, dass etwas anders sein könnte als bisher. Niemand schöpft einen Verdacht oder zumindest spricht es niemand aus. An dieser Stelle erweist sich Marks Verlässlichkeit in Geldangelegenheiten als ein Geschenk an Lorenzos Nerven. Weder hyperventiliere ich, wie vor ein paar Tagen schon einmal, noch macht Amors Körper irgendwelche anderen Sperenzchen mit mir. Ich vergesse beinahe, was mir in der Früh noch Sorgen bereitete, bis mein Magen sich knurrend zu Wort meldet und mich darauf hinweist, dass ich bald ein Problem haben werde.
    Als ich auf die Uhr sehe, ist es ist kurz vor sieben. Langsam beginnen wir alle unsere Sachen zusammenzuräumen.
    „Hallo Mädels“, stürmt Jan aus meinem Büro. „Kommt mal bi tte zusammen!“, ruft er. „An diesem Donnerstag ist eine kleine Veranstaltung, zu der ich wohl oder übel einlade.“ „Was für ein Wichtigtuer“, denke ich und gleich danach: „Was ist es denn für eine Veranstaltung?“ Ich krame in meiner Erinnerung. „Ich bin die Ersatz-Stella vom Chef, der Chef ist nicht da: ergo bleibt die ganze Arbeit an mir hängen“, sagt Jan pathetisch. „Was war das noch mal?“, überlege ich noch angestrengter. Stella und ich?
    „Wann hat Mark eigentlich vor , wiederzukommen?“, fragt Mia. Ich kenne die Antwort, weil ich mich dazu noch nicht geäußert habe. Langsam kommt mir eine Idee wegen Donnerstag.
    „Keine Ahnung“, sagt Jan und verzieht sein Gesicht. Heimlich ist er ganz froh darüber, den großen Macker zu mimen. Ich bin mir sicher, dass er seine Position im Moment mehr als genießt. Die E-Mails von ihm spielen mir Souveränität vor. Würde er fragen, wann ich gedenke zurückzufliegen, würde er mir zu verstehen geben, dass ihn sein Job gerade überfordert. „Wer ist überhaupt Mark?“, fragt er anschließend und lacht. „Das Speeddating machen wir ohne ihn. Wer ist eigentlich alles dabei?“, wendet er sich an die Runde. Richtig, das Speeddating! Das Baby von Stella und mir. Erst jetzt erinnere ich mich daran, dass es in zwei Tagen wieder soweit ist.
    Üblicherweise moderiere ich das Ganze, während Stella den Rest vorbereitet. Es ist das erste Mal, seit Stella nicht da ist und gleich zu Anfang fehlt auch noch der Moderator. So ein Mist! Ich sehe zu Jan. „Ob er das schafft?“, frage ich mich. Er ist sowohl der Vorbereiter als auch der Moderator. Zudem melden sich Mia, Claudia und Karim. Es scheint, als

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