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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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und außerdem dass ich jetzt gehen will. Er nickt verständnisvoll, bilde ich mir zumindest ein. Und da ich weder Mia, noch Jan oder Stella sofort entdecken kann, mache ich mich, ohne mich abzumelden, an den übriggebliebenen Blumensträußen vorbei, auf den Weg in Lorenzos Wohnung. Oder genau genommen in sein ungemachtes Bett.       
          
     

29  Alles nur gefakt
     
     
    Der nächste Tag beginnt so anstrengend, wie die Nacht aufgehört hat . Das Wetter ist unbeständig wie meine Laune, obwohl die letzten Tage genauso schön waren, wie ich mir Augusttage normalerweise wünsche. Nicht zu heiß, nicht zu nass und Sonnenschein bis zum Abwinken. Das Wetter hat mich davon abgehalten, depressiv zu werden, nehme ich an. Und nun regnet es pünktlich zu meiner aktuellen Schlappe.
    „Wolfgang wird denken, ich habe einen Verehrer“, erwähnt Mia beiläufig, während wir uns gleichzeitig anmelden und über den gestrigen Abend reden. Schimpfen, meine ich. Ich schimpfe, Mia redet. Sie berichtet mir, dass die Resterampe der Rosen zwischen den weiblichen Kellnerinnen, Stella, Claudia und ihr aufgeteilt wurde. „Was sollte die Karte eigentlich?“, fragt sie. Ich brumme zurück.
    „War nur so ein Gedanke .“ Ich denke an Lilli. „Ein Gedanke, der nicht funktioniert hat.“ Blumen im großen Stil hat Lorenzo bisher wohl eher nicht verteilt. Nur an seine Kunden. Die Frage ist also berechtigt.
    „Ich habe sie aufgehoben, falls Wolfgang fragt“, murmelt sie und fragt nicht weiter. Ich rufe das Profil von Katja auf. „Herr, lass Rosen regnen und die Frau sich verliebt haben“, bettle ich still vor mich hin. Wenigstens die Eine. Bitte! Langsam füllt sich die Bude, nach und nach trudeln die restlichen Kollegen ein. „Und, wie war es?“, höre ich von allen Seiten. Dass Katja noch gar nicht online war, ist eigentlich klar. Es ist nicht einmal neun Uhr. Doch meinen Magen interessiert es nicht die Bohne, wer wann wach ist. Ich sehne mich förmlich nach einem Erfolg und jede Faser in mir wehrt sich gegen die Vorstellung, vor der ich mich aufgrund der, durch Lillis Ablehnung geschaffenen, Tatsachen gar nicht erst schützen kann. Ich werde in diesem Körper so schnell bei keiner Frau landen können. Das gilt jetzt als sicher.
    Und was noch schlimmer ist: W enn ich so weitermache, bleibe ich in genau diesem Körper stecken! Ich sehe aus dem Fenster. Die Glasscheibe trägt winzige Regentropfen, die sich für eine Weile festzukrallen scheinen, bis sie nach unten gezogen werden und runterkullern. Ein bizarres Schauspiel, das mir noch nie aufgefallen ist und das mir jetzt vor Augen führt, wie wenig Einfluss ich habe. Auf nichts.
    „Sag mal, wann kommen die Feedbackbögen in der Regel zurück?“, frage ich Mia nach zwei Stunden Arbeit. Sie unterbricht das Tippen und mustert mich so, als wäre ich geisteskrank. Mark Hübner bekommt die Auswertungen nach genau sieben Tag en. Bis dahin ist alles aber soweit auseinandergebröselt, dass er sie nur noch zu lesen braucht. Wer mit wem, wer mit wem nicht und vor allem warum nicht. Das alles bekommt er haarklein analysiert auf den Tisch gelegt. Wann die Infos Munichlive allerdings betreten, weiß er gar nicht. Er, also ich. Daher die Frage. Mia mustert mich noch immer ziemlich skeptisch. 
    „Seit wann arbeitest du hier?“, fragt sie schließlich. Lorenzo hat mindestens dreißig Speeddatings mitgemacht. Ihre Gegenfrage ist wirklich nicht unberechtigt, aus ihrer Sicht zumindest. „Seit zweieinhalb Wochen, wenn du es genau wissen willst“, will ich ihr antworten, „jedenfalls in dieser Position“. Weil meine Frage ja auch ihre Berechtigung hat. Aus meiner Sicht natürlich, von der Mia nicht die blasseste Ahnung haben kann. Ich schaue ein bisschen betröpelt und erwartungsvoll.
    „Meine Kunden brauchen ein paar Tage“, antwortet sie gnädig. „Aber ich hake ja auch nicht nach“, fügt sie hinzu. An ihrem Ton merke ich, dass Lorenzo es anders handhabt. „Du alter Streber“, sagen mir ihre Augen. „Wieso fragst du überhaupt?“, will sie selbst wissen. Ich überlege kurz.
    „Wegen der Blumen und so“, rutscht es mir heraus. Vorher hat sie mir die Sache ja durchgehen lassen. Vielleicht habe ich auch jetzt wieder Glück.
    „Amor?“, höre ich Jan einige Reihen weiter. Ich stehe auf und sehe nach ihm.
    „Ja?“
    „Hast du die Auswertung noch da?“
    Ich wühle in meiner Tasche. Eine Ausfertigung habe ich Karim gestern gegeben, die Kopie habe ich behalten, was sich

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