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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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verschwinden gleich“, flüstere ich Stella zu, die kurz neben mir stehen bleibt. Mittlerweile schlendert sie durch das Café und betreibt Smalltalk mit den übriggebliebenen Gästen. Offensichtlich freut sie sich für mich mit, sieht zu Katja und Volker und nickt zustimmend. Sie ist die Einzige hier, die mein Geheimnis teilt. Also nicht mein eigenes Geheimnis, meine ich. Aber das von Lorenzo. Diese Sache mit den Blumen hier kennen meine anderen Kollegen auch. Es scheint so etwas wie Lorenzos Markenzeichen zu sein, dass er Blumen verschenkt. Allerdings kennt nur Stella die dazugehörigen Details. Genau genommen kommt es mir zeitweise vor, als wäre sie wirklich die Einzige. Zu den Ahnungslosen zähle ich mich nämlich noch immer dazu.
    Ich versuche mich vor lauter Verzweiflung an einem Pärchen, das sich gegenseitig zu Tode langweilt, weil sie nach meiner Theorie beide kein schönes Zuhause haben. Als ich ihre Namen eintrage und die Rosen übergebe, ist mir die Nummer fast ungeheuer. Die Frau muss sich die Karte mehrmals ansehen. Ihr dicklicher Datingpartner beugt sich über den Tisch und sieht sich seinen angeblichen Spruch genau an. „Das ist nicht von mir“, sagt er. „Ein bisschen sehr ehrlich“, denke ich. „Hey Typ, wieso nimmst du die Gelegenheit nicht einfach mit?“, will ich ihn am liebsten fragen, komme aber nicht dazu. Lieber verziehe ich mich. Es fehlt mir noch, dass hier jemand handgreiflich wird. Und so wütend er mich ansieht, fehlt nicht viel dazu.
    „Kein Glück gehabt?“, höre ich hinter mir. Mittlerweile habe ich mich auf einen Barhocker gehievt und nippe an einem Bier. „Es sind nicht mehr viele übrig geblieben“, denke ich. Und Stella räumt sicher gerade ihre Sachen zusammen. Ich schüttle meinen Kopf und nehme einen großen Schluck. „Wenn du nur wüsstest!“ In Gedanken überlege ich mir abzuhauen. „Wohin mit den Blumen?“ Ich drehe mich um, weil ich beschließe, noch ein paar Minuten belanglosen Gesprächs mitzunehmen. Doch als ich erkenne, wer neben mir steht, erstarre ich wie ein Schuljunge.
    „Lilli?“
    Sie lächelt und nickt.
    „Woher weißt du meinen Namen?“, fragt sie. Trotz Bier ist meine Kehle auf einmal pfurztrocken. Ich glaube, dass ich sekundenlang herumstottere, bevor ich ein Wort herausbringe. Und da ich völlig geistesabwesend bin, bin ich mir nicht sicher, ob ich mir das mit dem Herumstottern nicht einfach einbilde. „So eine Scheiße!“
    Jetzt steht sie neben mir und gibt mir die Chance schlechthin. Und was mache ich? „Danke Lorenzo, danke, danke, danke!“ Ich bin schon froh, dass sein Körper mir nicht die Reaktion auf eine schöne Frau verweigert. Wenn er sich schon sonst so anstellt!
    „Habe ich vorhin gehört“, lüge ich. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Karim uns beobachtet. „Was macht eine so schöne Frau wie du allein hier?“, rede ich weiter. Dass ich nun tatsächlich in Gedanken zu beten beginne, wundert mich keine Sekunde. Ein bisschen Sex würde mich davon ablenken, wie schlecht es für mich heute Abend gelaufen ist.
    „Keine Ahnung“, sagt sie. Ihr G las ist leer. Sie bestellt das Gleiche noch einmal und ich freue mich, weil das bedeutet, dass sie nicht sofort wieder flüchten will. „Trinkst du auch was?“ Ich nicke. Sie schwingt sich mit der Leichtigkeit einer Gazelle auf den Barhocker neben mir. „Offensichtlich habe ich kein Glück mit Männern“, sagt sie weiter. „Oder ich gerate an Idioten.“ Unsere Getränke kommen und wir prosten uns zu. „Auf die Nichtidioten!“ Ich überlege, ob ich sie fragen kann, was mit dem Langweiler Ralf ist. „Du stehst also nicht auf Bürohengste!“ Sie stützt ihren Kopf auf die Handfläche der am Bartresen aufgestützten rechten Hand.
    „Du hast gelauscht!“, stellt sie fest. In ihrer Stimme ist allerdings nicht die Spur von Ärger zu hören. Entweder sie hat zu viel getrunken oder sie steht auf mich. Ihr Gesicht ist entspannt. Ich frage mich, ob sie mit mir flirtet, finde allerdings keine Antwort.
    „Du flirtest doch nicht mit mir?“, frage ich etwas mutiger. Sie belohnt mich erneut mit einem angedeuteten Lächeln, das bei ihr eh viel besser ist als das richtige, stelle ich schnell fest. Es sind ihre Zähne, glaube ich. Ich will nicht hinstieren, daher begnüge ich mich damit, dass das angedeutete Lächeln mir lediglich die obere, auf eine charmante Weise schiefe Zahnreihe zeigt. Klar, flirtet sie mit mir! Dafür brauche ich keine Antwort. „Was ist eigentlich mit den

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