Amors Glücksfall (German Edition)
davon habe, was ich schreiben soll. Dass ich innerhalb der Profile alles verändern kann, weiß ich auch so, dennoch fällt mir nichts Schlaues ein. Ich stelle die Benachrichtigungsweiterleitung auf Lorenzos Handy ein und versuche mich doch noch als Horoskop-Poet.
„Heute ist der richtige Tag, um anzugreifen. Wenn Sie sein Herz gewinnen wollen, sollten Sie über Ihren Schatten springen und um ein Date bitten“, tippe ich ein. Wenn Amanda Horoskope liest und zwei und zwei zusammenzählen kann, dann lässt sie sich vielleicht davon leiten, Peter eine Nachricht zu schreiben. „Völliger Schwachsinn“, denke ich allerdings gleich danach, schreibe Stella eine SMS mit dem Text und hoffe darauf, dass sie es korrigiert zurückschickt. So kenne ich Stella normalerweise. Sie ist eine Frau und weiß mit Sicherheit besser als ich, was Frauen lesen wollen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich sogar, dass es egal ist, was sie schreibt. Alles ist besser, als das, was ich geschrieben habe. „Also Stella, bitte schreibe mir was Gutes, ja?“, versuche ich sie in Gedanken anzubetteln. Eine halbe Stunde später und nur wenige Minuten, bevor ich aufbreche, kommt auch tatsächlich eine Nachricht von ihr.
„Klingt gut!“, schreibt sie. „Bis später, ich freue mich“ Was? Keine Korrekturen? Nicht wirklich sicherer und glücklicher mit dem gefakten Horoskop, gebe ich den Text nun doch frei, speichere ihn ab und sammle meine Sachen zusammen.
30 Doch noch Yoga und noch immer kein Weltfrieden
Sie muss nicht einmal klingeln, damit ich weiß, dass sie vor der Tür steht. Ich höre es tatsächlich an ihrem Gang. So wie sie die Treppe hinaufläuft, bin ich mir sicher, dass es niemand anders sein kann. Ich reiße die Tür auf. Im gleichen Moment fällt sie mir beinahe in die Arme.
„Hallo Stella“, begrüße ich sie und grinse . „Du bist vielleicht stürmisch!“ Sie räuspert sich, schlüpft aus ihren Schuhen und reicht mir die gleiche Yogamatte, die sie bei ihrem letzten Besuch hier dabei hatte.
„Du klangst so gestresst“, beginnt sie. Und während ich mich hinunterbeuge, kassiere ich einen Kuss von ihr . Diesmal auf die Wange und völlig harmlos. Dennoch bin ich ein kleines bisschen nervös. Wahrscheinlich weil sie Recht hat. Ich bin gestresst. „Das wird dir gut tun“, setzt sie nach und geht mir ins Wohnzimmer hinterher. Vor der Couch bleibt sie stehen und holt ihren Rucksack nach vorne. „Hier, falls dir Yoga nicht helfen sollte.“ Ein Blick auf die Flasche und ich erinnere mich an die Kopfschmerzen. „Nur für alle Fälle!“
„Bai -leys“, stoße ich freudig hervor. In meinen eigenen Ohren klingen die Worte so, als sei ich schizophren. Weder auf Yoga noch auf dieses Gesöff habe ich gerade Lust. Doch während Stella in die Küche verschwindet, beginne ich zu ahnen, dass sowohl das eine als auch das andere mein heutiges Los sein werden. Wenn Stella eine Aufgabe für sich entdeckt, ist sie selten zu bremsen. Dafür kenne ich sie einfach zu gut. Und dass meine Laune gerade die Aufgabe schlechthin für sie darstellt, ist im Moment keine Frage.
„Und, hat sie schon geschrieben?“, ruft sie aus der Küche. Ich höre, wie sie mit Tassen klappert und Wasser zum Kochen aufstellt.
„Nein, hat sie noch nicht“ , ich lehne mich zurück und warte, bis sie wieder auftaucht.
„Voil à!“ Stella steht ein Teetablett auf den Couchtisch und setzt sich zu mir.
„Hast du dich umgezogen?“, staune ich. Mir war zuvor nicht aufgefallen, dass sie ein e Jogginghose anhatte. Eine hässliche, alte Jogginghose im Übrigen. Stella nickt und bedeutet mir ins Schlafzimmer zu gehen. Jetzt erwartet sie sicher, dass auch ich etwas ähnlich Hässliches anziehe. „Muss das wirklich sein?“, versuche ich, stehe allerdings schon bald auf und trotte rüber. Es hat keinen Sinn, mit ihr zu diskutieren.
„Hast du deine Yogamatte noch?“, fragt sie ein paar Minuten spät er, statt sich über die Leggins zu freuen - so sieht das, was offensichtlich eine Jogginghose sein soll, aus, nachdem ich es mir über die Beine gezogen habe. Pellwurst par excellence, sage ich da nur. Wenn es nicht Stella wäre, die da im Wohnzimmer vor mir sitzt und so tut, als zöge ich jeden Tag so etwas an, ich würde mich im Schlafzimmer einsperren und nie wieder rauskommen. Sie aber verzieht keine Miene, sondern erkundigt sich stattdessen nach einer Yogamatte.
„Wo soll d ie sein?“
„Keine Ahnung, im Schrank vielleicht oder unter dem Bett“,
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