Amors Glücksfall (German Edition)
Ich schlafe beinahe ein, nur schwindlig ist mir irgendwann vor lauter Kopfdrehen. Dass man bei Yoga keine Verrenkungen machen muss, überrascht mich. Denn auch die nächsten drei Übungen haben eher mit dem Kopf, den Schultern und Rücken zu tun. Meine Beine bleiben fest auf der Matte stehen.
„Gut, und jetzt beugen wir uns nach vorne, atmen aus und stellen unsere Füße soweit es geht auseinander“, sagt Stella. Aha, jetzt doch was mit Füßen. Auch wenn Verknoten anders geht. Ich folge ihrer Anweisung. „Jetzt nach unten ausatmen, Rücken durchstrecken und mit den Armen in der Leiste abstützen“ Was soll ich? Ich öffne meine Augen und linse zu ihr rüber. Es scheint, als ahne Stella nicht, dass ich ihr gerade auf den Hintern glotze. Sie streckt ihn nach hinten, macht ein Hohlkreuz und legt ihre Hände an die Stelle, wo ihre Oberschenkel auf den Unterleib treffen. Ein bisschen sieht sie aus wie eine schwangere Ente. Ich stelle mir vor, wie ich gerade aussehen muss und lache los. Stella öffnet ihr linkes Auge, das rechte vielleicht auch. Aber das kann ich nicht sehen.
„Was ist?“
Ich versuche ein Hohlkreuz zu machen, was schwerer ist, als es bei ihr aussieht.
„Ein gebärfreudiges Becken hast du da“, kichere ich und strecke das Gesicht Richtung Decke.
„Du aber auch“, lacht sie. „Uuund noch mal“, fordert sie mich anschließend auf. „Komm, das ist eine gute Übung, um den Rücken vom langen Sitzen zu entlasten. Hörst du, wie die einzelnen Wirbel auseinander gehen und dabei knacken?“ Ich bin eigentlich noch bei der Stelle, an der sie mich aufforderte in die Muskeln zu fühlen, die sich verspannt anfühlen. Jetzt kann ich eine ganze Reihe von denen in meinem Rücken identifizieren. „Uuund noch mal!“ Langsam wird mir das hier nun doch anstrengend. Ich mache die letzte Vorbeugung, strecke mein Hinterteil einen halben Meter nach hinten und höre nichts, keine knackenden Wirbel. Gar nichts. „So, und jetzt kommen wir zu den Asanas“, sagt sie fast feierlich und klingt dabei wie eine vergreiste Yogalehrerin. „Sie hat eindeutig zu viel Zeit“, stelle ich fest. „Seit wann arbeitet sie eigentlich nicht mehr für mich?“, überlege ich.
„Was sind bitte Asanas?“, frage ich stattdessen Stella.
„Die eigentlichen Übungen“, ist nicht gerade die Antwort, auf die ich gehofft habe.
„Wie, die eigentlichen Übungen? Und was war das gerade?“ Ich mache meine Augen auf und will ihr gerade verkünden, dass mir das mit dem Yoga für heute reicht. Doch Stellas Gesicht ist so friedlich, dass mir meine Ansage im Halse stecken bleibt. Ich atme wie sie ein paar Mal aus und ein und nehme wieder die Grundstellung ein. Füße schulterbreit nebeneinander, der Rest des Körpers möglichst entspannt. Erst beobachte ich sie, weil ich annehme, dass jetzt wirklich was Schwieriges kommt. Etwas mit verknoteten Beinen. Kopfstand ohne Bodenkontakt oder so etwas. Stattdessen beugt sie wieder ihren Körper nach vorne und versucht mit den Händen die Matte zu berühren. Ich denke an den Sportunterricht, an das Fitnessstudio, in dem ich fast täglich bin. „Was sie da gerade macht, ist ein Klacks für mich“, denke ich erfreut und mache es ihr nach. Jetzt aber spüre ich die Wirbel. Genau genommen spüre ich das Knacken, obwohl ich nicht wirklich weit runter gekommen bin. „Schöne Scheiße!“ Stella kommt auch nicht ganz bis zum Boden. Doch immerhin so weit, dass man ihr abkaufen könnte, dass sie die Übung in drei oder vier Monaten richtig gut kann. Ich entscheide mich für die Ausgangsposition und beobachte sie. Diesmal lache ich nicht, damit sie denkt, dass ich noch immer mitmache.
„So, und jetzt versuchst du dich zu entspannen“, betet sie mir vor. Ich muss grinsen. „So lässt sich Yoga schon aushalten“, denke ich und atme hörbar durch, damit sie keinen Verdacht schöpft. „Nächste Übung nennt sich der Schütze“, sagt sie, während sie in die Ausgangsposition wechselt. Auf ihrer Stirn entdecke ich die ersten Schweißtropfen. Ich fahre mir selbst über das Gesicht und tue so, als wischte ich drüber.
„Schütze? Aha, ist das was aus dem Horoskop?“, versuche ich die Situation aufzulockern. Stella kneift ihre Augen zusammen. Ich glaube, ich bin ihr zu lustig und so schöpft sie doch einen Verdacht. Sie geht von ihrer Matte herunter, zieht sie direkt vor meine und stellt sich darauf.
„So kannst du mich besser sehen“, sagt sie etwas strenger. „Wir sind übrigens bei Yoga, nicht
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