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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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nachdenklich an.
    „Schon gut. Mach’ dir mal keine Gedanken“, flüstert sie. Klar, das sagt sie jetzt so einfach. Keine Gedanken machen. Wie soll ich das anstellen? „Wir sind übrigens schon da“, setzt sie nach. Ich sehe aus dem Fenster.
    „Wo sind wir hier?“, frage ich. Die Gegend kommt mir noch immer nicht wirklich bekannt vor.
    „Du solltest jetzt nicht allein sein“, sagt sie. Ihre Stimme ist süß wie Honig. Pappsüß, wie das Dreckszeug, das ich vorhin die ganze Zeit getrunken habe. Ich drücke die Autotür auf und falle halb auf die Straße raus. „Geht ‘s?“, fragt sie noch, wendet, gibt Gas und fährt davon, bevor ich überhaupt antworten kann.        
     
     

32   Der Blödmann
     
     
    Wie lange ich anschließend herumirre, weiß ich gar nicht genau. Erst muss ich mich sammeln und die Worte der ungewöhnlichen Taxifahrerin sacken lassen, sofern man von sacken lassen überhaupt sprechen kann. Der verschüchterte Riese Lorenzo, die sieben Paare, von denen mir mindestens vier offensichtlich nur zugeflogen sind - anders kann ich mir die Zahl nicht erklären, das Konstrukt des Verkuppelns überhaupt und dieser Amor, dem ich die ganze Scheiße erst zu verdanken habe.
    Die Gedanken wabbe rn in meiner Wut herum und kommen auch nach einer ganzen Weile sinnlosem Umherlaufen einfach nicht zur Ruhe. Ich trotte dahin, hinkend, vor Alkohol schwankend, immerzu vor mich hin murmelnd und hoffe darauf, dass der Albtraum endlich zu Ende geht. Wann ich damit beginne, mir die Gegend genauer anzusehen, um mich zu orientieren, weiß ich auch nicht genau.
    Ich glaube, es ist dieses gelbe Haus, das mir plötzlich bekannt vorkommt und das ich einfach nicht einordnen kann, das meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich steuere es an. Keine Erinnerung. Zum Glück gibt es nur zwei Hauseingänge. Ich nähere mich dem ersten und sehe mir die Namensschilder an. Keine Chance. Bis auf die zahlreichen Müllers, die hier wohnen, kommt mir kein einziger Name bekannt vor. Ich wechsle mühsam meinen Standort und gehe jetzt systematisch vor. Erdgeschoss: nichts, erste Etage: nichts, zweite Etage: schon wieder ein Müller und eine WG, nehme ich an. „Plankers-Ruhe-Lotzk y“, steht da. Kenne ich nicht. Dritte Etage: wieder nichts. Vierte und letzte: nichts. Moooment! Ich führe meinen Zeigefinger eine Reihe nach unten. Dritter Stock. Freudig drücke ich herum. „Mein Kurzzeitgedächtnis hat arge Probleme unter Alkoholeinfluss“, stelle ich sofort wieder fest.
    „Pfeiffer“, höre ich die müde Stimme.
    „Stella!“, rufe ich. „Stella, ich bin‘s. Lässt du mich bitte rein?“ Was bin ich froh, dass sie nicht zu diskutieren beginnt oder einfach auflegt und wieder ins Bett geht. Sie sagt einfach nichts. Zum Glück drückt sie dazwischen aber die Tür auf. Ich gucke noch einmal zur Sicherheit auf die Klingel. Dritter Stock und ich wette, die haben keinen Aufzug. Gefühlte zehn Minuten später höre ich sie von oben.
    „Lorenzo?“
    Ich stehe irgendwo im Treppenhaus auf der halben Strecke zur nächsten Etage. Es ist finster. Stellas Stimme kommt näher.
    „Was ist los?“ Sie macht Licht und kommt die Treppenstufen hinunter.
    „Ich wollte mich nur ein bisschen ausruhen“, sage ich.
    „Pssst, nicht so laut. Meine Nachbarn schlafen schon!“ Sie hilft mir hoch. Offensichtlich sitze ich, obwohl ich glaubte zu stehen. „Na komm“, fordert sie mich auf und zieht mic h die halbe Etage Richtung ihrer Wohnung hinauf.
    Eine weitere halbe Ewigkeit später sitze ich in ihrem einzigen Zimmer im Bett, das s ie schon fertig gemacht hat. Stella, im rot gepunkteten Pyjama neben mir. „Soll ich dir Tee kochen?“, fragt sie besorgt, anstatt mich anzuschreien. Ich senke meinen Blick.
    „Nein, aber wenn du noch Bailey hättest?“ Ich würde jetzt alles trinken, um zu vergessen.
    „Baileys? Jetzt?“
    Ich lege den Bettelblick auf. Stella steht auf, geht in die Küche und kommt keine Minute später mit einem kleinen Glas und einer Flasche zurück.
    „Trinkst du mit?“, frage ich. Sie schüttelt den Kopf und macht das Glas zu einem Viertel voll. „Aber du kannst bei mir mit trinken“, setze ich möglichst freundlich hinzu. Sie versucht zu lächeln. „Wieso bist du denn weggelaufen?“, frage ich nach einer Weile.
    „Und wieso bist du hier?“, fragt sie zurück, ohne auf meine Frage einzugehen. Na weil Caroprea mich hier abgesetzt hat, weil ich zu betrunken bin, um nach Hause zu finden und weil ich es mit den vielen

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