Amors Glücksfall (German Edition)
einzuschlafen und so versuche ich später abzuschätzen, ob ich nicht doch noch ein bisschen reden kann.
„Stella?“
„Hm.“
„Schläfst du schon?“
Sie brummt etwas, was ich nicht als Worte identifizieren kann.
„Ich bin wirklich nicht schwul“, versuche ich weiter. Sie reagiert nicht. „Ich bin auch nicht Lorenzo, sondern Mark.“ Wieder keine Reaktion. „Mark Hübner, meine ich. Dein Ex-Chef“
„Mark ist blöd“, brummt sie, sagt aber sonst nichts und bewegt sich auch nicht.
„Weißt du, es ist so: Ich hatte einen Autounfall und liege jetzt im Krankenhaus .“ Die Worte klingen in meinen Ohren wie ein schlechter Witz. Da Stella aber nichts sagt und mich auch sonst nichts daran hindert, die Geschichte weiterzuerzählen, rede ich einfach vor mich hin. Nach gefühlten Stunden, in denen ich einen Monolog halte, sage ich ihr, dass sie mir helfen muss, drei Pärchen aufzutreiben, die ich zusammenführen kann.
„Das machst du schon!“, murmelt sie. Ich zucke zusammen.
„Schläfst du jetzt doch nicht?“, frage ich verschlafen. Es kommt mir vor, als hätte ich die letzten Stunden nur geträumt. Das MUC , die Taxifahrt, meine Geständnisse vor Stella und überhaupt alles. Der Baileys vernebelt mir die letzten Sinne.
„Doch, aber die Gruselgeschichten lassen ja einen nicht wirklich tief einschlafen. Alles in Ordnung bei dir?“
Ich wundere mich, dass sie nicht weiter nachfragt. Sie dreht sich zu mir um und bleibt mit geschlossenen Augen liegen. Mittlerweile macht mir die Dunkelheit nicht mehr viel aus. Ich kann Stellas Gesicht klar und deutlich erkennen, beobachte sie beim Schnaufen und beim wieder in den Schlaf Gleiten, sehe mir ihre Sommersprossen an, die das einzige sind, was sie wegschminkt, wenn sie zur Arbeit kommt. Zur Arbeit kam, meine ich. Die Haare hat sie immer zusammengebunden, damit sie nicht im Weg sind. So fraulich wie heute Abend und so kindlich wie jetzt habe ich sie bisher noch nie gesehen. Stella bewegt ihren Kopf unruhig. Ich lege meine Hand näher, bis sie sich mit ihren Locken darüber legt. In der Handfläche spüre ich das Kitzeln und versuche zu erraten, was sie gerade träumt und was sie von dem, was ich die ganze Zeit erzählt habe, verstanden hat.
Irgendwann hören das Kitzeln und das Nachdenken auf und auch ich gleite wie sie endlich in den Schlaf.
33 Beste Freunde
„ Wer feiern kann, kann auch arbeiten“, denke ich und ziehe mir im gleichen Moment die Decke über den Kopf. Nach Minuten in Dunkelheit krieche ich langsam wieder heraus. Das Licht tut in den Augen weh und Stella ist weg. Ihr Schlüssel liegt auf dem Nachtkästchen. Der Wecker daneben sagt mir, dass ich schleunigst aufstehen sollte.
Ich klettere aus dem Bett und bemerke erst jetzt, dass ich unmöglich so losgehen kann. Ich bin noch angezogen. Lediglich das Jackett liegt über der Stuhllehne vor dem kleinen Esstisch. Vorsorglich wie sie ist, hat Stella mir zwei auflösbare Aspirintabletten hinterlassen. Ich greife zu dem Jackett, wühle in der Tasche nach dem Handy und wähle die Nummer von Mia. Während ich warte, sehe ich nach Stellas Kaffeemaschine, befülle sie und schalte sie an. Meine Kollegin scheint beschäftigt zu sein, weil sie nicht drangeht. Ich werfe die Tabletten ins Wasser und warte, bis sie sich aufgelöst haben. „Hat Karim mir nicht auch seine Nummer gegeben?“, überlege ich, mache das Telefonverzeichnis auf und suche nach ihm. Der Kaffee gluckert im Hintergrund. Meine Kopfschmerzen verstärken sich, sogar das Tuten des Handys strapaziert meinen Kopf.
„Hallo?“, erlöst er mich endlich. An der Stimme erkenne ich, dass er es ist.
„Hey, ich bin es“, sage ich. Auch er erkennt mich sofort.
„Lorenzo!“, freut er sich. „Schön, dass du anrufst !“ Es dauert einen Moment, bis er begreift, dass es kein privates Plaudergespräch ist, das wir hier führen. Wahrscheinlich deutet jemand aus dem Büro auf meinen Platz und lässt ihn wissen, dass ich da sein sollte. „Wo bist du denn?“
„Bei Stella“, antworte ich, nehme einen großen Schluck von meinem Aspirinwasser und hoffe, dass es bald wirkt. „Ich werde mich verspäten .“ Ich sehe zu Stellas Wecker. Es ist halb elf. Ich habe mich bereits deutlich verspätet. Ich überschlage, wie lange ich in meine Wohnung und dann ins Büro brauchen werde. Der Kaffee ist endlich durch. „Sag Jan bitte, dass ich spätestens in einer Stunde da bin“, füge ich hinzu. An der Tür höre ich Stella. Sie hat eine
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