Amors Glücksfall (German Edition)
verstehen.
„Hier!“ Ich öffne meine Faust und lasse sie den Knäuel selbst herausnehmen.
„Was ist das?“, fragt sie, während die beiden bei uns ankommen und ich ihnen die Stamperl mit Tequila in die Hände drücke.
„Auf uns!“, ruft Richard. Dann sieht er zu Stella und dann erst zu Kathrin. Alle trinken, stellen die Gläser ab und schütteln die Köpfe. Erst jetzt rollt Kathrin das Papier auseinander und sieht die Rosenblüte.
„Wie süß!“, freut sie sich. Stella tritt näher und schaut erst neugierig, dann aber zunehmend sauer.
„Lorenzo?“ Sie steht zu weit weg, als dass ich es hören könnte. Aber jetzt lese ich von ihren Lippen ab. „Du bist echt ein Arsch!“, steht da. Auf Kathrins Karte allerdings steht etwas anderes. „In Liebe, Richard“. Sie erinnert sich offenbar nicht einmal daran, dass ich die Blüte zuvor an meinem Jackett hängen hatte. Ihr Blick ist fast der gleiche wie vorher, als sie erzählte, woher sie sich kennen. Richards Augen hingegen sind plötzlich nur noch konzentriert. Auch hier passiert sonst nicht viel, wie schon bei Amanda und Peter. Der einzige Unterschied zu vorhin ist, dass die Blicke zwischen Stella und Richard sich plötzlich viel seltener kreuzen und ich nur noch von so viel Erfolg überfordert in der Gegend herumstehe.
3 1 Die Hiobsbotschafterin
„Du hast mir doch nicht gesagt, dass du auf ihn stehst!“, rufe ich ihr nach : „Stella, jetzt warte doch mal!“ Sie rennt über die Straße und springt in ein Taxi. Super! Jetzt verschwindet sie auch noch. Wo es für mich gerade so gut läuft, rennt sie davon. Ich bleibe stehen. Gerannt bin ich ohnehin nicht, weil mir der Alkohol nun doch in den Kopf gestiegen ist. „Stella!“, brülle ich und hebe meine Hand. Sekunden später habe auch ich ein Taxi angehalten.
„Steig’ ein, mein Freund!“, sagt eine extrem blonde, heiße Mittdreißigerin. „Das wird eine schöne Taxifahrt“, entscheide ich und überlege, wie viel Geld ich noch übrig habe. Dass mir ihre Stimme bekannt vorkommt und insgesamt die ganze Aufmachung vertraut auf mich wirkt, begreife ich erst ein paar Blocks weiter.
„Hast du nach meiner Adresse gefragt?“ , frage ich nach einer Weile. „Wie viel habe ich getrunken, dass ich mich daran nicht mehr erinnern kann?“, frage ich mich selbst gleichzeitig. Sie schüttelt ihren Kopf. Ich beuge mich vor und versuche mir ihr Gesicht von vorne anzusehen. „Sag’ mal, kennen wir uns?“ Sie stoppt und lacht auf. Zum Glück ist hinter uns niemand. Natürlich kennen wir uns.
„Ich dachte, du fragst nie!“ Auch wenn ich mir wünsche, sie nie kennengelernt zu haben. Wenn ich es genau nehme, müsste sie mir meine Vorliebe für blond für alle Zeit ausgetrieben haben. Und auch meine Vorliebe für solche Figuren wie ihre hier.
„Caro“, versuche ich. Sie schnauft. „Calo, ja Colo irgendwas ...“
„Calopea“, berichtigt sie mich. „Schön, dass du dich noch erinnern kannst.“
„Leider“, murmle ich. Ihr Gesicht ist noch immer so schön wie damals.
„Hast du dich mit deiner Freundin gestritten?“, frag t sie. Sie versucht gar nicht erst freundlich zu mir zu sein. Dabei bin ich nicht derjenige, der was ausgefressen hat, sondern sie.
„Sie ist nicht meine Freundin“, gebe ich zurück. „Außerdem wüsste ich jetzt sowieso viel lieber, wie lange ich hier noch herumhängen soll !“, ich versuche so dramatisch wie möglich zu klingen. Dass ich lalle, gibt mir allerdings das Gefühl, dass sie mich nicht ernst nimmt.
„Wenn du so weitermachst, gar nicht mehr so lang“, antwortet sie zu meiner Überraschung. Offensichtlich weiß sie schon, was im MUC vorhin passiert ist. „Sieben Paare sind doch ganz schön gut. Dass hätte Amor so nicht angenommen“, murmelt sie.
„Sieben?“ Ich überlege, wie viel von dem Abend ich selbst nicht mitbekommen habe. „Sieben Paare?“, frage ich zur Sicherheit. „Sie verwechselt mich bestimmt!“, denke ich. „Und du meinst Lorenzo mit Amor, oder?“ Als ich die Frage stelle, wird mir klar, dass ich bereit bin, alles zu glauben.
„Speeddating. Du erinnerst dich vielleicht?“, sagt sie mit einer leichten Ironie in der Stimme. Ist die so, oder bilde ich mir ein, dass sie mich von oben herab behandelt? „Und ich meine Amor. Lorenzo ist noch immer da, w o er war.“ Ich wäre jetzt gerne auf einen Schlag nüchtern. Das Gefühl, seine ganzen Sinne zu brauchen und sie verzweifelt und erfolglos zu sammeln, ist so
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