Amors Glücksfall (German Edition)
Gedanken in meinem Kopf alleine nicht aushalten kann.
„Weil ich bei dir sein wollte“, fasse ich zusammen, trinke einen Schluck und halte ihr das Glas hin. „Jetzt bist du dran“ Sie nimmt es mir aus der Hand, trinkt allerdings nichts, kneift ihre Augen zusammen und sieht mich durchdringend an. Glaube ich zumindest.
„Ich bin gar nicht weggefahren“, sagt sie. „Ich habe dem Taxifahrer gesagt, dass er drehen und dich einsammeln soll. So wie du randaliert hast, dachte ich nicht, dass dich ein anderes Taxi mitnehmen würde.“
„Wirklich?“ Ich überlege. Deswegen hat sie mich auch nicht vor der Tür stehen lassen! „Meinst du, dass du mir nicht böse bist?“
„Du meinst wegen Richard?“ Ich nicke. „Ach wo. Du weiß doch genau, wie es um mein Herz steht. Ich wollte mich nur ein bisschen davon ablenken lassen.“
„ Wie es um dein Herz steht?“, will ich sie fragen. Klingt irgendwie ein bisschen pathetisch, finde ich.
„Und wieso dann: ‚Lorenzo, du bist ein Arsch?‘“, frage ich. Ich bin mir sicher, dass sie das gesagt hat. „Ich habe das im MUC von deinen Lippen abgelesen.“
Stella grinst. „Was hast du? Schon klar!“ Sie berührt mich an der Wange. „Du bist manchmal echt süß, weißt du das? Vor allem, wenn du so eifersüchtig bist“
„Ich? Ich bin doch nicht eifersüchtig!“ Ich nehme ihr das Glas ab und nippe daran. „Wie kommst du denn darauf?“
Für die Antwort muss sie gar nicht erst überlegen.
„Wie würdest du es finden, wenn ich einen Mann, mit dem du gerade flirtest, mit einem anderen Mann verkuppeln würde?“
Ich lehne mich in die Kissen.
„Na ich würde es komisch finden, ja. Aber deswegen würde ich nicht denken, dass du eifersüchtig bist!“
„Doch, würdest du“, sagt sie bestimmt. „Wenn ich ein Mann wäre, würdest du mich für einen eifersüchtigen Gockel halten!“ Eifersüchtiger Gockel? Hält sie mich jetzt wirklich für einen eifersüchtigen Gockel?
„Wenn ich nicht wüsste, dass du schwul bist ...“
„ Bin ich aber“, will ich antworten. Was stattdessen herauskommt, überrascht mich selbst: „Und wenn ich dir sage, dass ich nicht schwul bin, was sagst du dann?“ Ich trinke das Glas leer, in meinem Kopf dreht sich alles. Aber es ist egal. Diesmal sitze ich hier sicher. Stella schüttet Baileys nach und trinkt jetzt doch.
„Ich würde es nicht glauben. Außer heute vielleicht“, beginnt sie. Ich weiß, dass sie viel mehr über Lorenzo weiß, als ich auch nur ahne. Die beiden sind seit Jahren befreundet. Natürlich glaubt sie mir nicht. „Andererseits wäre es die beste Nachricht überhaupt“, sagt sie. Oh. Sie würde sich freuen?
„Ähm. Wieso?“, frage ich verunsichert.
„Ach komm! Du bist für mich der beste Mann der Welt“, sagt sie freimütig.
„Der beste, echt?“ Stella überlegt einen Moment.
„Ganz anders als der Blödmann natürlich.“
Mir scheint, als fällt es ihr schwer weiterzureden. „Stella hat einen Freeeuend!“, denke ich triumphierend. Seit Jahren versuche ich herauszufinden, ob es so ist und jetzt das.
„Der Blödmann?“, versuche ich ihr seinen Namen zu entlocken. Sie verdreht ihre Augen.
„ Du bist sowieso viel toller als er.“
Na super, jetzt sperrt sie sich. Vielleicht sollte ich dann sie und Lorenzo zusammenbringen, wenn der so toll ist? „Mit dem Blödmann scheint es ja gerade sowieso nicht gut zu laufen“, denke ich.
„Was meinst d u, du und ich?“
Stella beugt sich vor und küsst mich direkt auf den Mund. Ohne Zunge, ohne Gefühl, ohne Nichts. Es schmatzt nur und ich bin zu betrunken, als dass sich bei mir etwas rühren könnte.
„Siehst du?“, lacht sie. „Magst du noch was?“ Ich schüttle den Kopf. Diese Sache mit Stella hat mich tatsächlich vergessen lassen, was mich vorhin so verrückt gemacht hat. Die Amor -Tussi hat Recht gehabt, als sie sagte, ich sollte nicht allein sein. Stella tippelt in die Küche und bringt den Alkohol weg.
„Wir sollten jetzt langsam schlafen“, sagt sie, als sie zurückkommt. Ich sehe im Zimmer herum. Es ist wirklich das einzige Zimmer hier. Große Lust, auf den Boden zu ziehen, habe ich nicht. Also drücke ich mich näher an die Wand und mache vorne Platz für sie.
„Was für ein Glück, dass du keinen Sex mit Frauen magst“, grinst sie, macht das Licht aus und legt sich zu mir. Ich drehe mich auf den Rücken und starre die Decke an. Wieder beginnt sich in meinem Kopf alles zu drehen. Trotz Dunkelheit gelingt es mir nicht
Weitere Kostenlose Bücher