Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
Vom Netzwerk:
der Theorie funktioniert. Ich lasse meinen Blick auf Amanda gerichtet. Die Karte habe ich mangels Alternativen einfach auf einen der Dornen gepinnt. Ziemlich weit oben, damit sie sofort darauf aufmerksam wird. Sie liest ihren Namen, zieht das Papier herunter und öffnet die Karte. Während sie liest, kommt nun auch Peter näher. Erst jetzt erkenne ich, dass er eben noch nichts erkannt hat, bisher. Ich beobachte, wie er mich und dann Amanda mustert. Als Stella näherkommt und mich an die Hand nimmt, entspannt sich sein Gesicht ein wenig. Meine Körpergröße verhindert zudem, dass ihm auch nur der Gedanke kommt, mich blöd anzumachen. Dass Amanda ihn anstrahlt, bemerkt er nur langsam. Und als sie sich bedankt, schaut er verwirrt. Ich nicke ihm zu, verschwörerisch zuzuzwinkern hat wenig Sinn, nehme ich an. Also lasse ich es.
    Sekunden später mache ich erneut die Erfahrung, dass die Eitelkeit eine seltsame Kiste ist. Sollte Peter klarstellen, dass weder die Karte, noch die Blume von ihm ist, so kriege ich das nicht mit. Er lässt sich von Amanda die Hand drücken. Nicht so wie bei einem Händedruck, sondern als eine Art zögerliche Umarmung. Es passiert nicht wirklich viel zwischen ihnen. Doch etwas passiert, da bin ich mir sicher. Und Stellas Gesicht spricht Bände, als sie zu mir aufsieht.
    „Ich glaube, wir haben hier etwas zu feiern!“, ruft sie und geht vor. An der Bar dreht sie sich noch mal um. „Du wolltest mich einladen!“ Ich zahle, drehe mich um und werde von einem Wirbelwind namens Stella förmlich auf die Tanzfläche gesogen. „I will survive!“, singt sie lauthals mit. Ich trample auf der Stelle vor mich hin und schaue blöd um mich herum. „Na komm schon!“, fordert sie mich auf. „Eigentlich ein Lied ganz nach meinem Geschmack“, stelle ich fest. Ich fühle mich seit Wochen wie ein Alien in einem fremden Körper, der nichts weiter will als zu überleben und in seinen Körper zurückzukehren. Die Worte könnte ich aus voller Seele mitgrölen, aber Tanzen ... Das war noch nie etwas für mich.
    „Ich bin kein großer Tänzer, Stella!“, rufe i ch ihr zu. Sie tanzt sich näher zu mir her.
    „Seit wann denn das?“, fragt sie ungläubig. Ich kann mich nicht erinnern , Lorenzo Acht jemals tanzen gesehen zu haben.
    „Eigentlich schon immer!“, antworte ich wahrheitsgemäß. Sie schüttelt ihren Kopf und ich lasse zur Tarnung meine Hüften ein bisschen kreisen. Schadet ja nichts.
    Als das Lied zu Ende geht, sehe ich Richard sich nähern und nutze die Gelegenheit, mich zu verziehen. „Mit einem Tanzpartner wird sie mich nicht vermissen“, entscheide ich und stelle mich an den Seitenrand. Ein paar Lieder lang beobachte ich sie alle zusammen. Kathrin, Richard und Stella, wie sie ausgelassen das Haus rocken, mir hin und wieder zuwinken und sich offensichtlich längst nicht mehr gram sind. Die Mädels, meine ich. Ich sehe auf die andere Seite der Tanzfläche. Amanda und Peter sind nicht mehr an ihrem Platz. Ich überlege, ob sie nun doch auch tanzen gegangen sind oder gemeinsam den Weg nach Hause angetreten haben.
    Zum ersten Mal seit Wochen habe ich das Gefühl, dass mir etwas gelungen ist. So etwas wie Stolz rührt sich in meinem Herz. Ich gehe an die Bar, stelle mein Glas vor mir ab und ziehe die zweite, leere Karte aus meiner Hosentasche. Vielleicht ist es größenwahnsinnig oder schlicht dem Prosecco geschuldet, aber irgendwie bin ich in meinem Freudentaumel ganz beseelt und dazu auch noch überraschend kreativ.
    „Hey, schöner Mann“, grüßt Kathrin und drängt sich neben mich auf einen Stuhl. „Alles gut bei dir?“ Den wievielten Prosecco sie in sich hat, weiß sie wahrscheinlich auch nicht mehr. Ich grei fe an das Knopfloch meines Jacketts, ziehe die Blüte heraus und rolle sie in das Kartenpapier ein. In Kathrins Augen ist wieder die Traurigkeit von vorhin. „Dass ihr zwei nur Freunde seid, glaube ich dir nie im Leben“, denke ich erneut und winke die Barkeeperin zu uns. „Habt ihr Baileys hier?“, frage ich.
    „Nee!“ Kathrin rückt näher.
    „Lass uns lieber Tequila trinken, ja?“, schlägt sie vor. Ich bestelle vier. Erst freut sie sich darüber, begreift aber schnell, dass ich damit nicht jeweils zwei für uns beide meine und wird wieder ein bisschen traurig.
    Ich sehe nach Stella und winke sie zu uns. Kathrins Gesicht wirkt mit jedem Meter, den die beiden sich uns nähern , immer unentspannter. Es gefällt ihr gar nicht, dass Stella und Richard sich

Weitere Kostenlose Bücher