ampir-Phantome
war nichts aufgefallen, aber ich wusste, dass Jane sich so etwas nicht aus den Fingern saugte, und deshalb konzentrierte ich mich ebenfalls darauf, etwas zu hören.
Ja, da war was!
Nach einigen Sekunden des Lauschens hatte ich es auch vernommen. Über uns schleifte etwas dahin, und es konnten durchaus Schritte sein, die da vorsichtig gesetzt wurden.
Ein Phantom-Vampir!
Jane sprach den Begriff nicht aus, sie formte ihn nur lautlos mit den Lippen.
Abwegig war es nicht. Wir blieben so ruhig stehen wie möglich und konzentrierten uns einzig und allein auf das, was über uns geschah und durch das Lukenloch sickerte.
Das Geräusch verstummte.
Trotzdem schauten wir weiter hin und taten gut daran. Nicht über dem Loch, dafür daneben bewegte sich etwas. Es huschte weiter. Es war nicht auszumachen, eine Gestalt, die keinen Umriss aufwies und mich mehr an eine wehende Fahne erinnerte.
Ein Vampir-Phantom?
Ich wusste keine andere Lösung. Leider tat uns die Gestalt nicht den Gefallen, anzuhalten. Sie glitt weiter, und bald umgab uns wieder diese Totenstille.
Jane Collins atmete tief durch und sagte, wobei ihre Stimme erleichtert klang:»Wir sind also doch nicht allein.«
»Das war doch klar. Nur sind Phantome nicht eben die idealen Gäste, denke ich.«
»Wir müssen sie nur zu fassen kriegen.«
Genau das war das Problem. Zunächst einmal hatten sie uns zu fassen bekommen. Wir steckten fest. Die Luke über uns war lächerlich. Man konnte sie nicht als einen Ausweg ansehen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es der einzige Weg nach draußen war, und deshalb schlug ich Jane vor, dass wir uns mal umschauen sollten.
»Du nimmst mir das Wort aus dem Mund.«
Jetzt waren unsere Lampen wichtig. Wieder huschten die Lichtkegel durch die Dunkelheit, bis sie schließlich zur Ruhe kamen. Und das an einer bestimmten Stelle.
Es war eine Tür. Nicht sehr hoch, nicht sehr breit – und alt, aber noch verdammt stabil. Das erkannten wir schon beim Näherkommen. Das Holz war verwittert und hatte fast die Farbe der Mauern, darum hatten wir die Tür beim ersten Umschauen nicht bemerkt.
»Perfekt«, kommentierte Jane, als sie den Lichtkegel von oben nach unten streichen ließ. So waren auch die Schnitzereien zu sehen, die dem Holz eine Art Muster gaben.
Wir kannten beide die von Kunsthandwerkern geschaffenen Türen. Auch sie waren mit Schnitzereien versehen, doch eine derartige Tür befand sich hier nicht. Was da eingeschnitzt worden war, entpuppte sich mehr als Kritzeleien. Die stammten offenbar von den Händen der Menschen, die hier gefangen gehalten worden waren. Sie waren ein Ausdruck der Verzweiflung. Hier hatten Menschen versucht, letzte Lebenszeichen zu setzen, und ich stellte mir vor, wie sie mit letzter Kraft auf die Tür zugekrochen waren, um dort mit den Fingernägeln in das Holz hineinzugraben, ohne dadurch eine Chance zur Befreiung zu erlangen.
Auch Jane musste ähnliche Gedanken verfolgt haben wie ich, denn sie schüttelte den Kopf und flüsterte:»Schlimm, John. Verdammt schlimm ist das.«
»Ich weiß.«
Es gab die Tür, aber es gab kein Schloss. Für uns war das keine Hoffnung, denn ich wusste, dass die Tür auf der anderen Seite zumindest einen Riegel aufwies, damit man sie schließen konnte und den Gefangenen keine Chance gab, zu entwischen.
»Und?«, fragte mich Jane.
Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Jane, ich sehe da keine Chance.«
»Leider.«
Das Holz war zwar alt. Es hatte auch Feuchtigkeit aufgesaugt, aber es war nicht brüchig geworden. Ohne Werkzeug standen wir weiterhin vor einem beinahe unüberwindbaren Hindernis.
»Was bleibt, John?«
»Wir müssen warten. Ich denke nicht, dass man uns hier verhungern lassen will. Man wird kommen und sich mit uns beschäftigen.« Ich lächelte. »Darauf freue ich mich. Verteidigen werden wir uns können. Dann wird man sehen, was passiert.«
»Und Justine?«
»Ist mir ein Rätsel, Jane. Zumindest ihr Verhalten. Damit habe ich meine Probleme.«
»Siehst du sie überhaupt noch auf unserer Seite?«
»Du nicht?«
Jane hatte ihre Zweifel. Sie sagte nichts, doch ihre Gestik verriet einiges. Das Anheben der Schultern, die verdrehten Augen, aber das ging schnell vorbei, denn sie erinnerte mich wieder an die Handys.
»Vielleicht klappt’s mit der Verbindung.«
Ich hatte den Apparat bereits hervorgeholt. Suko’s Nummer war einprogrammiert. Kein Problem, ihn zu erreichen. Normalerweise nicht. In diesem Fall allerdings sah ich die Probleme bereits auf dem
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