ampir-Phantome
fragen, wenn wir sie sehen.«
»Schön. Und wie lange willst du warten?«
»Ich habe mich auf die restlichen Stunden der Nacht eingerichtet.«
Jane nickte mir zu. »Danke, das wollte ich nur hören...«
***
Die Finsternis umgab Justine Cavallo wie ein dichter Vorhang. Sie hatte sich bewusst von ihren beiden Verbündeten abgesetzt, um freie Bahn zu haben. Außerdem kannte sie die Burg. Es war nicht ihr erster Besuch in dem Gemäuer. Sie wusste sehr genau, wohin sie sich zu wenden hatte.
Nach dem Aussteigen war sie zur Seite gehuscht. Die Dunkelheit hatte sie geschützt. Den kleinen Durchlass an der Mauer kannten nur Eingeweihte, und nach ihm war Justine in einen Gang gelangt, der so eng war, dass sich nur eine Person in ihm bewegen konnte.
Sie lief eine schmale Treppe hoch und gelangte zu einer Tür, die sie behutsam aufdrückte.
Justine spürte die Leere eines großen Raumes, einer Halle, die auf sie wartete. Es gab die hohen Fenster an den Seiten, hinter denen die Dunkelheit lauerte. Der Fußboden war mit alten dicken Bohlen bestückt, über die sie ihre Schritte lenkte.
Es machte ihr nichts aus, dass sie allein in diesem hallenartigen Raum stand. Sie war verabredet, und sie glaubte fest daran, dass auch die andere Seite diese Verabredung einhalten würde.
An John Sinclair und Jane Collins dachte sie auch. Die beiden würden sich zunächst allein durchschlagen müssen. Von ihren wirklichen Plänen hatte sie ihnen nichts mitgeteilt, und so würde sie es auch weiterhin halten. Es sollte sich alles ergeben. Es sollte auf einen bestimmten Höhepunkt hinauslaufen, denn das allein war für sie wichtig. Es war ihr Spiel, sie hatte sich die Regeln ausgedacht, und dabei spielten mehrere Parteien eine Rolle.
Auf dem Hof hatten sie die fünf Wagen stehen sehen. Fünfmal die gleiche Marke. Männer, die wohlhabend waren, die eigentlich alles hatten. Sie wollten etwas Besonderes erleben, sie wollten es haben, sie brauchten den großen Kick, den andere Leute nicht kannten, wobei sie nicht mal auf die Idee gekommen waren.
Justine hatte sie darauf gebracht. Es war so etwas wie Zufall gewesen. Sie hatte eine Notiz in einer Zeitung gelesen. Noch jetzt hatte sie den Text im Kopf.
Wer uns etwas Besonderes bieten kann, etwas, das in der Welt einmalig ist, der melde sich bitte unter Chiffre Nummer...
Die Zahl hatte sie vergessen, aber Justine, die nie Ruhe haben wollte und das Außergewöhnlich suchte, hatte sich darauf gemeldet und Kontakt aufgenommen.
Ein Mann war wichtig. Er galt als der Initiator des Ganzen. Sir Lionel Curtis, ein Mann um die 40, reich, gelangweilt und nach dem Kick für sein Leben suchend.
Er hatte Justine erlebt. Sie hatte sich ihm gegenüber offenbart. Er wusste, mit wem er es zu tun hatte, und hätte er abgelehnt, wäre das sein Verderben gewesen.
Er hatte es nicht getan. Er hatte sich über die Vorzüge eines gewissen Daseins belehren lassen, und Justine hatte ihm in Aussicht gestellt, dass sich ihm ganz neue Wege eröffnen würden.
Er hatte es nicht geglaubt, weil Curtis der Meinung gewesen war, schon alles erlebt zu haben. Die Liebe ebenso wie den Hass und die grauenhafteste Gewalt, die man sich vorstellen konnte, denn er gehörte zu den Menschen, die auch Snuff-Filme kannten. Streifen, bei denen Menschen tatsächlich ermordet wurden und sich Zuschauer daran ergötzen. Unglaublich, aber wahr, und das hatte ihm nicht gereicht. Er und seine Freunde wollten den neuen Kick genießen. Das Außergewöhnliche. Das Unglaubliche, das aber trotzdem vorhanden war, obwohl es von den normalen Menschen geleugnet wurde.
Justine lachte, als sie daran dachte. Die Männer waren ihr so auf den Leim gegangen, und während sie in der Düsternis des Saals wartete, glitten ihre Gedanken zurück.
Bis hin zu jener Nacht, als alles begonnen hatte...
***
Sie hatten sich in einem Pavillon in einem Garten verabredet. Genau um Mitternacht, denn das war noch immer die spannendste und unheimlichste Zeit.
Justine Cavallo, die in der Nacht besonders oft unterwegs war, kam dieser Termin sehr gelegen. Ihr gefiel auch der Ort, denn der Pavillon stand in einem Garten, der zum Landsitz des Sir Lionel Curtis gehörte. Der Mann war reich. Er hatte sogar eine alte Burg gekauft, die er später zu einem Hotel umbauen wollte. Zuvor jedoch wollte er wieder einen neuen Abschnitt seiner Existenz erleben.
Er hatte Justine den Weg genau beschrieben, sodass es für sie keine Probleme gab, das Ziel zu finden. Sie war normal durch ein
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