ampir-Phantome
es hatte etwas mit der Straße zu tun.
Sie stand auf dem harten Untergrund, während wir uns über das weichere Gras bewegten. Es war so still, dass wir das Schleifen der Halme an unseren Schuhen hörten. Jetzt stellten wir auch fest, dass es völlig windstill war. Die Luft schien zu stehen, und die Natur hielt den Atem an. Eine Ruhe vor dem Sturm.
Justine hatte bemerkt, dass wir nicht mehr im Rover saßen. Sie drehte nur kurz den Kopf, sagte aber nichts. Es erreichte uns keine Beschwerde.
Wir gingen bis zum Rand der Straße. Das Asphaltband betraten wir nicht. Ich wollte das Schweigen mit einer Frage unterbrechen, da bemerkte ich, dass Justine leicht zusammenzuckte.
Ein fernes Grollen war zu hören, ein Geräusch, das durch die Stille rollte und gleich bleibend blieb.
»Ist es das?«, flüsterte Jane.
»Ich kann mir nichts anderes vorstellen.«
»Und was könnte es sein?«
»Frag mich was Leichteres. Ein Gewitter ist es bestimmt nicht. Darauf kannst du Gift nehmen.«
»Lieber nicht. Ich will noch etwas leben.«
Wir mussten abwarten. Justine wollten wir nicht fragen. Als wir sie anschauten, erkannten wir, dass sie noch konzentrierter geworden war. So wie sie aussah, kam sie mir vor wie jemand, der auf dem Sprung steht und sich gleich lösen wird.
Das Geräusch blieb bestehen. Inzwischen hatten wir auch herausgefunden, dass es sich dabei um kein Gewitter handelte, denn es donnerte nicht über unseren Köpfen. Es blieb auf gleicher Ebene, und es verstärkte sich. Ein Beweis, dass es näher kam.
Justine Cavallo reagierte ebenfalls darauf. Sie hatte ihre breitbeinige Haltung nicht verloren, dafür verschwand ihre Steifheit, und sie sackte ein wenig in den Knien durch. Dieser leicht federnde Stand ließ darauf schließen, dass sie bereit war, innerhalb kürzester Zeit zu reagieren.
Etwas hellte den Hintergrund auf. Eine kalte Lichtwolke nahe der Straße huschte über das graue Band hinweg.
»Ein Auto, John! Das kann nur ein Auto sein. Ich habe nicht erwartet, dass da ein Flugzeug kommt...«
»Stimmt.«
Das Grollen war zu einem Dröhnen geworden. So war es leicht vorstellbar, dass ein schnelles Auto sehr hochtourig gefahren wurde. In der recht weiten Landschaft hörte sich der Schall anders an. Er wurde verzerrt, aber er schaffte sich auch immer wieder freie Bahn.
Wir blickten weiterhin in die Richtung, aus der das Geräusch herandrang. Nicht weit entfernt verengte sich die Straße. Da wurde sie von zwei Waldstücken begrenzt. Und genau dorthinein jagte das Licht.
Gleißend. Sehr hell. Natürlich auch blendend. Eben ein strahlendes Fernlicht.
Der Kegel blieb nicht nur auf der Straße. Er erfasste auch deren Ränder und würde uns ebenfalls nicht verschonen.
Ein flacher Wagen. Ein Schatten hinter dem Licht. Und es gab eine Person, die sich nicht von ihrem Standort entfernte.
Justine Cavallo blieb dort stehen, wo sie sich hingestellt hatte. Sie wartete einsam ab, das grelle Licht überschwemmte sie, und es würde nur Sekunden dauern, bis der Wagen sie erfassen und in die Höhe schleudern würde...
***
Es waren Augenblicke, in denen wir nur schauen konnten. Zwar befanden wir uns nicht in unmittelbarer Gefahr, aber was hier ablaufen sollte, das machte uns schon starr.
Justine stand im vollen Licht. Sie malte sich dort wie eine auf der Straße klebende Figur ab, aber das genau war sie nicht. Daran dachte sie gar nicht. Sie war eiskalt, und man konnte durchaus sagen»berechnend«. Nur zu ihrem Vorteil, denn plötzlich erwachte sie aus der Starre, und wir erlebten die echte Justine Cavallo.
Die blonde Bestie war den Menschen an Kräften überlegen. Das hatte nicht nur ich bereits deutlich zu spüren bekommen, und in diesem Augenblick wurden Jane und ich Zeugen dessen, was sie wirklich drauf hatte.
Genau zum richtigen Zeitpunkt sprang sie hoch. Wahrscheinlich war sie schon in den Fahrtwind des Wagens geraten. Nur war es kein einfacher Sprung, den man von einem Menschen her kannte. Dank ihrer Kräfte jagte sie von dem festen Untergrund in die Höhe wie andere Menschen, die von einem Trampolin in die Höhe geschleudert wurden.
Jane Collins war so überrascht, dass sie einen leisen Schrei nicht unterdrücken konnte. Hinzu kam, dass Justine den Sprung in die Höhe noch für einen Salto vorwärts nutzte. Ein ausgebildeter Artist hätte das nicht besser geschafft.
Sie drehte sich um die eigene Achse, und genau in dieser Zeitspanne raste das schwarze Geschoss unter ihr weg. Der Wagen fuhr so schnell, dass
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