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Amputiert

Amputiert

Titel: Amputiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gord Rollo
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so seltsam die Dinge hier zeitweise anmuteten, ich hatte eigentlich keinen handfesten Beweis dafür, dass Dr. Marshall etwas Ruchloses im Schilde führte. In Wirklichkeit hatte er mich seit meiner Ankunft ausschließlich freundlich und respektvoll behandelt. Ob ich am Ende überreagierte?
    Es war eine gute Frage, auf die ich keine Antwort hatte – und nie bekommen würde, wenn ich nur im Bett herumläge, ohne etwas zu unternehmen. Mir lief die Zeit davon. In weniger als zehn Stunden würde man mir den Arm abschneiden. Um Himmels willen, ich musste irgendetwas tun!
    Jäh stand ich auf und zog mich wieder an. Da ich einigermaßen sicher war, dass sich die Mehrzahl der Leute in der Klinik in ihren Betten befand, wollte ich mich erneut umsehen. Ich hatte keine Ahnung, wo oder wonach ich suchen sollte, doch ich war entschlossen, auf die eine oder andere Weise herauszufinden, was Dr. Marshall vorhatte.
    Such sein Büro – dort solltest du anfangen.
    Meine Hand griff nach dem Türknauf, als ich draußen auf dem Flur ein Geräusch hörte. Ich erstarrte. Es wiederholte sich, und diesmal erkannte ich, worum es sich handelte – ein Hüsteln. Kein richtiges Husten, nur jemand, der sich räusperte, dennoch lief es mir eiskalt über den Rücken hinunter.
    Die Tür besaß keines dieser winzigen Gucklöcher, deshalb sank ich so leise wie möglich auf alle viere und drückte die rechte Gesichtshälfte auf den Boden. Und tatsächlich – direkt gegenüber meiner Tür erblickte ich zwei schwarze Schuhsolen und einen großen Schatten auf dem Teppich im Flur.
    Dieser Mistkerl!
    Drake hatte eine Wache vor meinem Zimmer postiert. Ich war überzeugt davon, dass er glaubte, Bill Smith wäre in Zimmer 301 gewesen, aber offensichtlich wollte er kein Risiko eingehen. Zweifellos würde auch Bills Zimmer bewacht sein. Drake stellte sicher, dass in dieser Nacht niemand irgendwohin gehen würde. Das musste ich ihm lassen – er war klüger, als er aussah. Was sollte ich jetzt tun?
    Das Fenster?
    Es war der einzige andere Ausweg aus dem Zimmer, und obwohl ich wusste, dass ich mich im zweiten Stock des Gebäudes befand, ging ich hinüber, um nachzusehen. In jener Nacht stand zwar der Mond am Himmel, allerdings größtenteils hinter einer dunklen Wolkenbank verborgen. Es war zu dunkel, um außerhalb der Scheibe viel zu erkennen. Alles, was ich sah, war mein verschwommenes Spiegelbild, aber ich wusste auch so, dass sich der Boden zu tief unten befand, um zu erwägen, hinauszuklettern oder hinunterzuspringen.
    Ob es mir gefiel oder nicht, ich war in diesem Raum gefangen.
    Das Fenster bestand aus drei separaten Scheiben. Die größte war in der Mitte, gesäumt von zwei kleineren zu beiden Seiten, die gekippt werden konnten, um Luft hereinzulassen.
    Mit einem Mal fühlte ich mich etwas klaustrophobisch, drehte den kleinen Messinggriff im Uhrzeigersinn und öffnete die linke Scheibe. Ich atmete mehrmals die kühle Nachtluft ein, um mich zu beruhigen, und wollte das Fenster gerade wieder schließen, als mir etwas auffiel, das ein Stück zu meiner Linken an der Mauer hing. Ich schob das Fenster vollständig auf, entfernte leise das Insektenschutzgitter und steckte den Kopf hinaus, um es mir genauer anzusehen.
    Ein Adrenalinstoß durchzuckte mich, als ich erkannte, dass es sich um ein von dichtem Grünwuchs überwuchertes Spalier handelte. Es konnte mir gelingen, dieses Gitter zu verwenden, um hinunter zum Boden zu klettern und zu flüchten. Oder nach oben zum ...
    Dach , ging es mir durch den Kopf, doch mein Gedankengang kam jäh zum Stillstand, als ich den Kopf drehte, um nach oben zu blicken. Die Seitenscheibe des Fensters im Stockwerk über mir war genauso geöffnet wie die meine. Wenn ich wollte, konnte ich das Spalier hinaufklettern, einen Stock höher wieder in die Klinik gelangen und von dort aus meinen Plan umsetzen, dieses Gemäuer der Geheimnisse zu durchsuchen.
    Was sollte sich dort oben befinden, hatte Dr. Marshall gesagt? Der dritte Stock dient nur als Lager und enthält leere Flächen für künftige Erweiterungen. Das bedeutete, niemand würde sich dort aufhalten. Ich könnte jede beliebige Treppe nehmen und suchen, wo immer ich wollte, solange ich leise und extrem vorsichtig war. Anschließend könnte ich in mein Zimmer zurückkehren, und hoffentlich würde nie jemand erfahren, dass ich es je verlassen hatte.
    Würde das Spalier mein Gewicht tragen? Ich stellte mir vor, wie ich hinübergriff, ein Knacken hörte und spürte, dass es in

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