Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
Vom Netzwerk:
Gier hockte sich hin und rettete die von der Wand gestoppten Tiere, indem er sie in Richtung Zimmermitte umdrehte.
    «He», sagte Louis, «ich hab Sie nicht eingeladen mitzumachen, oder?»
    «Nein», sagte de Gier und zog einen Frosch auf.
    «Macht nichts. Sie können spielen, wenn Sie wollen. Hat die Polizei schon Fortschritte bei dem Fall gemacht?»
    «Nein. Die Polizei steht vor einem Rätsel.»
    «Es ist das Schicksal des Menschen, vor einem Rätsel zu stehen», sagte Louis, fegte mit den Händen das Spielzeug zusammen, wickelte jedes Tier in Seidenpapier ein und legte es wieder in einen Karton.
    «Wie ich höre, haben Sie Abe Rogge die Bücher geführt. Kann ich sie sehen?»
    Louis zeigte auf den Schreibtisch. «Es ist alles da. Sie können sie mitnehmen, wenn Sie wollen. Ich hab die Bücher auf dem neuesten Stand, die Buchführung ist einfach. Die meisten Einkäufe sind durch Rechnungen gedeckt, die alle bezahlt sind. Unsere Verkäufe waren meistens gegen Barzahlung und sind im Kassenbuch eingetragen. Und dann ist da noch ein wenig Lohnbuchhaltung; die einzigen Gehaltsempfänger sind Abe und ich.»
    «Ihr Lagerhaus ist voller Waren, wie ich höre.»
    «Ja.»
    «Alles bezahlt?»
    «Ja.»
    «Wieviel haben Sie auf Lager?»
    «In Geld ausgedrückt?»
    «Ja.»
    «Hundertzwanzigtausend Gulden und ein paar zerquetschte.»
    «Das ist viel», sagte de Gier, «und alles bezahlt. Hat Abe seine Geschäfte selbst finanziert?»
    Louis lachte. «Die Bank wollte uns nicht einen Cent geben; sie unterstützt keine Straßenhändler. Abe hat von Freunden gepumpt. Vor allem von Bezuur, seinem ältesten und besten Freund.»
    «Er hatte also Freunde», sagte de Gier und nickte. «Sehr gut.»
    Louis unterbrach das Einpacken und schaute auf. «Die Polizei würde Freunde verdächtigen, nicht wahr? Freunde stehen einem nahe, und Freundschaft kann sich in Haß verwandeln. Zwei Seiten derselben Münze.»
    «Ja, ja. Wer ist Bezuur?»
    «Ein reicher Mann, ein sehr reicher Mann. Abe und er sind zusammen zur Schule gegangen, zur Schule und zur Uni. Beide haben ihr Studium abgebrochen. Sie haben Französisch studiert. Sie sind auch zusammen gereist, selbstverständlich vor allem nach Frankreich und Nordafrika. Sie haben auch den Handel zusammen betrieben, aber Bezuurs Vater starb und hat ihm ein großes Geschäft hinterlassen, Tiefbaumaschinen. Er ist Millionär.»
    «Und er hat Abe Geld geliehen?»
    «Ja, zu Bankzinsen. Elf Prozent zahlen wir jetzt. Die Firma schuldet ihm sechzigtausend, zurückzahlbar in drei Monaten, wenn wir das Lager geräumt haben, vielleicht eher. Abe plante einen langen Urlaub, ich sollte mitkommen.»
    «Wieder nach Nordafrika?»
    «Nein, wir wollten mit einem Boot in die Karibik segeln.»
    «Und was passiert jetzt?»
    «Ich werde die Waren verkaufen. Ich habe vor etwa einer Stunde Bezuur angerufen, um ihm Abes Tod mitzuteilen. Er sagte, ich könne das Geschäft weiterführen, wenn Esther einverstanden ist, denn sie wird es erben. Und ich könne den Kredit zurückzahlen wie geplant.»
    «Haben Sie mit Esther gesprochen?»
    «Noch nicht.»
    «Und was werden Sie tun, wenn Sie das Lager geräumt haben?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht suche ich mir einen Partner und mache weiter wie bisher. Mir gefällt das Geschäft, besonders weil es nicht so stumpfsinnig bürokratisch ist.»
    «Und wenn Esther Sie nicht weitermachen läßt?» Louis zuckte die Achseln und lächelte. «Das ist mir egal. Bezuur wird die Waren verkaufen und sein Geld wiederbekommen, der Rest geht an Esther. Ich werde einfach gehen. Niemand hängt von mir ab.»
    «Sie sind unabhängig?» fragte de Gier und bot eine Zigarette an. «Danke. Ja, ich bin unabhängig. Zum Teufel damit. Aber es tut mir leid, daß Abe gestorben ist. Mir gefiel es bei ihm. Er hat mich viel gelehrt. Hätte er mir das nicht beigebracht, wäre ich jetzt sehr beunruhigt, aber Sie finden mich hier, wie ich glücklich mit mechanischen Tieren spiele. Und dabei mache ich Ihnen nichts vor. Noch Fragen?»
    «Stand Abe sonst noch jemandem nahe? Irgendwelche Feinde? Konkurrenten?»
    Louis dachte nach und ließ sich Zeit. «Er schlief mit vielen Mädchen», sagte er schließlich. «Vielleicht hat er jemand auf die Füße getreten. Ich bin sicher, einige dieser Frauen haben einen Freund oder sogar einen Ehemann. Er benahm sich manchmal wie ein Zuchtbulle. Und selbstverständlich beleidigte er Leute. Er beleidigte sie, indem er sie nicht beachtete. Sie konnten blau im Gesicht werden und Dampf aus den

Weitere Kostenlose Bücher