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Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers

Titel: Amsterdam-Cops 04 - Tod eines Strassenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janwillem Van De Wetering
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hochheben und umdrehen und knuddeln. Katzen lassen sich gern knuddeln.»
    «Er kann es nicht vertragen, wenn Menschen nett zu ihm sind», sagte de Gier. «Dann weiß er nicht, was er tun soll.»
    «Wir sind ja zu zweit», sagte Ester.

    De Gier lag auf dem Fußboden und versuchte, sich an die harte Luftmatratze zu gewöhnen. Esther stand in der offenen Tür seines kleinen Schlafzimmers, den Finger am Lichtschalter.
    «Gute Nacht», sagte Esther.
    «Gute Nacht.»
    «Danke, daß ich bei dir duschen konnte.»
    «Nichts zu danken.»
    «Dein Bett sieht sehr bequem aus.»
    «Es ist antik», sagte de Gier auf dem Fußboden. «Ich hab’s auf einer Auktion gefunden. Der Mann sagte, es stamme aus einem Krankenhaus.»
    «Mir gefällt der Rahmen», sagte Esther. «All diese Blumenornamente aus Metall. Und sehr hübsch gestrichen. Hast du das selbst gemacht?»
    «Ja. Es war eine verdammt schwierige Arbeit. Ich mußte einen sehr feinen Pinsel benutzen.»
    «Ich bin froh, daß du nicht mehrere Farben verwendet hast. Nur Gold, das ist schön. Ich hasse diesen neumodischen Kram. Einige meiner Freunde haben alle Farben des Regenbogens zur Renovierung ihrer Häuser und dazu noch diese schrecklichen Abziehbilder verwendet. Schmetterlinge in der Toilette, Tiere auf der Badewanne und komische Bildchen in der Küche, und man ist gezwungen, immer wieder dieselben Witze zu lesen. Bah!»
    «Bah!» sagte de Gier.
    «Hier muß man sich bestimmt wohlfühlen. Nur ein Bett, ein Bücherschrank und viele Kissen und Pflanzen. Sehr guter Geschmack. Warum hast du nur einen Sessel? Er scheint nicht dazu zu passen.»
    «Der gehört Olivier. Er sitzt gern auf dem Sessel und beobachtet mich beim Essen. Ich sitze auf dem Bett.»

    Sie lächelte.
    Wunderschön, dachte de Gier, sie ist wunderschön. Sie hatte am Schalter gedreht. Das einzige Licht im Zimmer kam jetzt von einer Laterne im Park. Er konnte ihre Figur gerade noch erkennen, aber das Licht fiel auf das Weiß der Brüste und des Gesichts. Sie trug seinen Kimono, hatte aber den Gürtel nicht zugebunden.
    Ihr kann jetzt nicht danach zumute sein, dachte de Gier. Ihr Bruder ist heute gestorben. Sie muß noch unter einem Schock stehen. Er schloß die Augen und versuchte, die Erscheinung in seiner Schlafzimmertür zu verdrängen, aber er konnte sie immer noch sehen. Als sie ihn küßte, stöhnte er.
    «Was fehlt dir?» fragte sie sanft.
    Er stöhnte noch einmal. Der Commissaris wird es erfahren. Grijpstra wird es erfahren. Und Cardozo, der neue Beamte in der Mordkommission, wird es erfahren und hinterhältige Bemerkungen machen. Und Geurts und Sietsema werden es wissen. Die Mordkommission wird wieder einmal etwas haben, über was sie reden kann. De Gier, der Ladykiller. Ein Kriminalbeamter, der mit Verdächtigen ins Bett steigt. Aber er hatte es nicht vorgehabt. Es war einfach passiert. Warum wollen die nie akzeptieren, daß so etwas einfach passiert? Olivier kreischte und Esther sprang auf.
    «Er hat mich gebissen! Dein Kater hat mich gebissen! Er hat sich von hinten angeschlichen und mich gebissen! Au! Sieh dir mal meinen Knöchel an!»
    Das Licht war wieder an. De Gier rannte ins Bad und kam mit einem Verband zurück. Olivier saß auf dem Sessel und beobachtete die Szene. Er sah vergnügt aus. Die Ohren waren aufgerichtet, die Augen glänzten. Sein Schwanz zuckte nervös. Esther kitzelte den Kater hinter den Ohren und küßte ihn auf die Stirn. «Du bist ein dummer Kater, nicht wahr? Eifersüchtiger Kater! Ist schon gut, ich werde ihn dir nicht wegnehmen.»
    Olivier schnurrte.
    Sie machte das Licht aus und nahm de Gier bei der Hand.
    Der Kimono war auf den Fußboden gefallen. Olivier seufzte und rollte sich zusammen.
    «Er schaut doch wohl nicht zu, oder?» flüsterte Esther im Bett.
    De Gier stand auf und schloß die Tür.
7
    «Nein, Schatz», sagte die Frau des Commissaris schlaftrunken und drehte sich um. «Es ist noch früh, wir haben Sonntag. Ich werde den Kaffee ein wenig später machen. Laß mich noch für eine Weile schlafen. Schlafen, schlafen …»
    Der Rest des Satzes war Murmeln, ein Gemurmel, das in ein sanftes, angenehm höfliches Schnarchen überging. Der Commissaris tätschelte mit der mageren weißen Hand ihre Schulter. Er hatte nicht um Kaffee gebeten, er hatte überhaupt nichts gesagt. Sie hatte vermutlich gemerkt, daß er wach war, und ihr Pflichtgefühl hatte sich gemeldet. Liebe Katrien, dachte der Commissaris, herzallerliebste Seele, Seele aller Seelen, du wirst alt und schwach

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