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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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mich herum verschwammen. Dann schwenkte Roger in die andere Richtung und rannte wieder los, rutschte, fiel beinahe hin, rotierte mit den Armen, wie mit Windmühlenflügeln, um das Gleichgewicht zu halten. Als ich ihn eingeholt hatte und um ein Haar in eine Zahnpastapyramide fiel, musste ich so sehr lachen wie schon lange nicht mehr.
     
    »Und die hier auch noch«, sagte Roger und schob die leere Sockenpackung der einzigen Kassiererin hin, die ihre Kasse noch offen hatte. Sie hob zwar die Augenbrauen, scannte aber die Verpackung kommentarlos. Immer noch ein bisschen außer Puste zog ich meine Flip-Flops wieder an. In der Glasscheibe gegenüber der Kasse sah ich mein Spiegelbild und erkannte mich kaum wieder. Meine Haare waren zerzaust, mein T-Shirt zerknittert, aber ich sah glücklich aus. Ich sah aus, als hätte ich gerade mächtig Spaß gehabt. Was, wenn ich es mir recht überlegte, ja auch haargenau stimmte.
    »Was hat es eigentlich mit diesen ganzen Wohnmobilen hier auf sich?«, fragte Roger die Kassiererin, die gerade unsere Einkäufe in eine Plastiktüte packte.
    »Wal-Mart-Grundsatz«, sagte sie. »Kostenlos parken über Nacht. Das macht dann 30 Dollar 45 bitte.«
    Roger sah mich kurz an, als ich unser restliches Geld herausholte, um unsere Snacks und die Socken zu bezahlen. Ich hatte den Eindruck, dass wir gleichzeitig dasselbe dachten.
    Ich hatte schon ziemlich lange die Rücksitze nicht mehr heruntergeklappt, aber nach ein paar Versuchen bekam ich
es dann doch hin, und der gesamte hintere Teil des Wagens wurde zu einer ebenen Fläche, auf der wir hoffentlich einigermaßen bequem schlafen konnten. Roger war noch einmal zurückgegangen, um eine Decke und zwei Kissen zu kaufen. Während er weg war, zog ich mich auf dem Beifahrersitz um und streifte das Tanktop über, das ich in der Nacht zuvor angehabt hatte. Und da es draußen immer noch warm war, holte ich ein Paar von Bronwyns Shorts hervor. Von vorn sahen sie ganz passabel aus, aber als ich sie rumdrehte, stand da TEXAS FOREVER quer über dem Hintern. Außerdem waren sie einen Hauch zu kurz für meinen Geschmack, aber für eine Nacht ging das schon mal, dachte ich mir. Als ich mich fertig umgezogen hatte, nahm ich mein Handy und sah, dass ich einen Anruf von meiner Mutter verpasst hatte. Sie hatte keine Nachricht hinterlassen, sondern nur versucht, mich zu erreichen. Ich tippte ihre Handynummer ein und entschied im letzten Moment, die Zeichenkombination anzuhängen, mit der ich eine Nachricht direkt auf ihren AB umleiten konnte. »Hallo, Mom«, sagte ich. »Ich, ähm, hab grad gesehen, dass du angerufen hast. Mir geht’s gut. Wir sind jetzt in Asheville. Morgen werde ich Charlie besuchen.« Ich legte eine Pause ein und holte Luft, ehe ich weitersprach. »Heute war ich in Graceland. Übrigens, weißt du, wie alt Dad gewesen ist, als er dort war?« Ich hielt wieder inne und hatte irgendwie das Gefühl, gerade eine Tür geöffnet zu haben. Wir hatten nie miteinander über meinen Vater geredet, nicht mal über die schönen Sachen, die es wert waren, uns an sie zu erinnern. »Ich hatte nur überlegt. Na ja, ich wollte jedenfalls Bescheid sagen, dass mit mir alles okay ist.«

    Ich klappte das Handy zu und hatte ein komisches Gefühl im Hals. Einen Moment behielt ich das Telefon noch in der Hand, für den Fall, dass sie zurückrief. Aber es war spät, und wahrscheinlich schlief sie schon, alleine in unserem neuen Haus. Zum ersten Mal dachte ich daran, dass meine Mutter die letzten Monate ja auch allein verbracht hatte. Ich war nicht so richtig in der Lage gewesen, an mehr als nur mich selbst zu denken – mir war nicht mal der Gedanke gekommen, dass wir ja beide in der gleichen Situation waren. Da sah ich Roger aus dem Markt kommen und schaltete das Telefon aus, um den Akku zu schonen. Ich steckte es in meine Handtasche, gleich neben das Buch von meinem Vater.
    Roger hatte sich offenbar in der Wal-Mart-Toilette umgezogen, da er die Kombi aus T-Shirt und Shorts anhatte, die ich inzwischen schon kannte. Er öffnete die Heckklappe und warf mir Decke und Kissen zu. Ich legte die Kissen hinter die Tür, sodass unsere Füße in Richtung Vordersitze zeigten. Julia, die letztes Jahr eine heftige Esoterikphase durchlebt hatte, hätte mir sicher sagen können, ob das das richtige Feng-Shui fürs Auto war. Aber Julia hatte mich offenbar als hoffnungslosen Fall aufgegeben, dem Betreff ihrer letzten E-Mail nach zu urteilen.
    Roger ließ den Motor an und riss mich damit aus

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