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Amy on the summer road

Amy on the summer road

Titel: Amy on the summer road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matson Morgan
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zu der Stelle, wo – wie ich gesehen hatte – eine Strickleiter befestigt war. Sie sah aus wie die, die zu unserem Baumhaus gehört hatte, bevor es abgerissen wurde. Ich fragte mich, wo er die wohl gefunden hatte. »Wenn du es ihnen wirklich sagen wolltest, hättest du es doch längst getan. Und außerdem können sie eh nichts tun. Der einzige Effekt wäre, dass ich stinksauer auf dich wäre und Mom und Dad keinem von uns mehr trauen würden.«
    »Warum sollten sie mir misstrauen?«
    »Wie lange weißt du schon davon? Ohne es ihnen zu sagen?« Ein paar Monate, vielleicht vier. Die Antwort hing unausgesprochen einen Moment zwischen uns. »Genau«, sagte er. »Also hör auf, hier den Schnüffler zu spielen. Sei endlich mal cool, wenigstens ein einziges Mal im Leben.« Er warf die Strickleiter über das Geländer und schwang sich erst mit dem einen Bein und dann auch mit dem anderen hinunter. Ich sah zu, wie sein Kopf verschwand, und eine Sekunde später
hörte ich den kurzen Aufprall, als er auf den Boden sprang. Er rannte leise zu dem tuckernden Auto und stieg ein. Das Auto fuhr davon. Erst als es aus der Sackgasse heraus war, gingen die Scheinwerfer wieder an.

While I Breathe, I Hope.
(Solange ich atme, hoffe ich.)
    – Staatsmotto von South Carolina
     
     
    »Bereit?«, fragte Roger. Ich nickte und sah wieder hinauf zu dem Fenster in anderthalb Meter Höhe. Ich war mir keineswegs sicher, ob das funktionieren würde. Aber nun waren wir schließlich schon so weit gekommen.
    »Bereit«, bestätigte ich also. Roger formte mit den Händen eine Räuberleiter und ich stellte einen Fuß hinein. Dann beugte er die Knie und ich legte die Hände auf seine Schultern. Sein T-Shirt war ganz warm vom Fahren in der Sonne. Einen Moment lang ließ ich meine Hände auf seinen Schultern, spürte seine Muskeln unter der warmen Baumwolle und dachte kurz darüber nach, wie nahe wir uns gerade waren.
    »Okay«, sagte ich. Ich sollte mich lieber auf die vor mir liegende Aufgabe konzentrieren. Mit dem Fuß stieß ich mich von Rogers Händen ab, was mir den nötigen Schwung gab, um mich an dem Fensterbrett über mir festzuhalten. Für einen Moment hing ich in der Luft, doch dann gab er meinem Fuß einen weiteren Schubs, sodass ich mich weiter hinaufschieben und geradewegs in das dahinterliegende Zimmer fallen lassen konnte.
     
    Eigentlich hatten wir vorgehabt, durch die Tür hineinzugehen und zu sagen, dass wir Charlie besuchen wollen. Uns auf diese
Weise Zutritt zu verschaffen, war nicht geplant gewesen. In der Nähe des Wal-Mart gab es ein Cracker-Barrel- Lokal, wo wir gefrühstückt hatten und Roger die Pancakes zu den besten erklärte, die er jemals gegessen hat. Dann hatten wir uns auf den Weg nach Asheville gemacht und standen schließlich gegen zehn vor der Einrichtung mit dem vielversprechenden Namen Promises Kept. Das Gebäude erinnerte eher an eine Villa als an eine Entzugsklinik. Den einzigen Hinweis darauf, dass dem nicht so war, lieferte der Parkplatz, der deutlich erkennbar in die Bereiche BESUCHER, MEDIZINISCHES PERSONAL und KURZPARKER gegliedert war.
    Roger war mit mir zusammen hineingegangen, doch wir waren noch nicht weit gekommen, als wir von einer Frau in weißer Klinikkleidung angehalten wurden, die sich als Courtney vorstellte. Obwohl die Website des Hauses sehr einladend gewirkt hatte, wurden wir umgehend wieder hinausgeschickt. Sie erklärte uns, dass sich die Gäste des Promises Kept gerade mitten in ihrer Therapie befänden und der Kontakt mit Familienmitgliedern – von E-Mails abgesehen — erst nach deren Abschluss wieder möglich sei. Dann wünschte sie uns einen gesegneten Tag und schloss sehr bestimmt die Tür hinter uns.
    Wir waren schon auf dem Weg zurück zum Auto, als ich zufällig an der Seite des Gebäudes ein halbwegs niedriges Fenster entdeckte, aus dem weiße Vorhänge herauswehten, was mir zeigte, dass es offen und nicht mit Fliegengittern versehen war.
    Wir beeilten uns, und ich war völlig planlos, was mir in dem Moment aufging, als ich auf dem Fußboden landete. Ich
stellte mich wieder auf die Füße und sah mich in dem Raum um. Er war groß, verfügte über zwei Betten und war komplett weiß gehalten. Auf beiden Betten lag jeweils ein Mädchen, und beide wirkten ausgesprochen überrascht, als sie mich erblickten.
    »Hi«, sagte ich und versuchte, nicht zu laut zu sprechen. »Ähm. Hi.«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«, fragte das Mädchen auf dem Bett gleich neben mir. Sie hatte

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