Amy on the summer road
er über Don Quijote gesagt hatte.
»So ungefähr, nehme ich mal an. Ich brauche halt ein paar Antworten, das ist alles.«
»Kann ich dir ein paar Fragen stellen?«, fragte ich ihn. »So etwa fünf?«
Roger sah mich an. »Ich hab gewusst, dass sich das rächt.« Er seufzte und drehte die Musik leiser. »Okay. Schieß los.«
»Bist du sicher?«
»Du weißt, dass das als Frage zählt.«
»Schon klar.« Ich wusste, dass ich vorsichtig sein musste mit ihm. Und obwohl ich mehr über Hadley erfahren wollte, hatte ich eigentlich keine Lust darauf, ihn über sie reden zu hören. Aber nun waren wir schon auf der Suche nach diesem
Mädchen und das Einzige, was ich über sie wusste, hatte ich von Drew und Bronwyn erfahren. Ich beschloss, die Sache anzugehen. Wenn er mir solche Fragen stellen konnte, konnte ich das auch. »Liebst du sie?«
»Wow«, rief er und warf mir einen Blick zu. »Keine halben Sachen, was?«
»Entschuldigung.« Offenbar war ich zu weit gegangen. »War das zu viel?«
»Das sind jetzt schon drei Fragen, klar?«, sagte Roger. »Nein, schon okay. Ich ... hm.« Dann herrschte Stille im Auto. Viel länger als eine normale Gesprächspause. Amy! hätte höchstwahrscheinlich diese Frage gar nicht erst gestellt. Ich bohrte meine Fingernägel in den Handteller, um mich zum geduldigen Abwarten zu zwingen. Doch Roger sah nur aus dem Fenster und nach einer Weile hielt ich es nicht mehr aus.
»Roger?«, schob ich nach.
»Das sind jetzt schon vier«, sagte er. »Du bist wirklich nicht besonders gut in so was.«
»Mann, du schummelst ja.« Vor allem aber war ich froh, dass das Schweigen gebrochen war.
»Ich folge lediglich deinem Beispiel«, sagte er. »Ob ich sie liebe? Für dich wäre das wohl eine einfache Antwort, oder?«
Das konnte man mich ja nun wirklich nicht fragen. »Ich weiß nicht«, erwiderte ich und gab mir große Mühe, zum Satzende hin meine Stimme nicht zu heben.
Er seufzte und wechselte die Spur. »Ich dachte, ich liebe sie«, sagte er schließlich. »Wenn du mich das vor einem Monat gefragt hättest, wäre meine Antwort definitiv Ja gewesen. Das hab ich ihr sogar gesagt.«
»Ehrlich?«
»Und das war die fünfte Frage. Ja, war nicht gerade der beste Moment meines Lebens.« Ich wollte ihn fragen, warum nicht, aber ich hatte keine Frage mehr übrig. Roger sah mich an und ahnte das offenbar, denn er lächelte ein wenig und sagte leise: »Sie hat es nicht erwidert.«
»Oh.« Obwohl ich das noch zu niemandem ernsthaft gesagt hatte, konnte ich mir vorstellen, dass es ziemlich niederschmetternd sein musste, diesen Satz nicht bestätigt zu bekommen.
»Ja«, stimmte Roger mir zu. »Sie hat gelächelt und mir einen Kuss gegeben, aber nichts gesagt. Und ich glaube, von da an wurde es anders. Keine Ahnung, vielleicht bin ich ihr ja auf die Nerven gegangen. Hadley stand nie so auf große Gefühlsbekundungen. Vielleicht war das einfach zu viel für sie ...« Er verstummte, und ich wartete, so lange ich konnte, ehe ich noch einmal den Mund aufmachte.
»Allerletzte Frage?«
»Okay«, gab er nach. »Aber ich bekomme eine Bonusfrage, wenn du das nächste Mal dran bist.«
»Na gut.« War mir recht. Ich sah ihn an und versuchte, die passende Formulierung zu finden. Ich war mir nicht sicher, ob Roger schon weiter gedacht hatte als bis zu dem Moment, wo wir in Kentucky ankamen. Ich hatte keine Ahnung, ob er überlegt hatte, wie es sein würde, wenn wir erst mal dort waren. Vielleicht war es ja die Aufgabe des Navigators, vorausschauend zu denken, nicht die des Fahrers. Aber wohl war mir nicht dabei. »Was wünschst du dir denn, was passieren soll, wenn wir da sind?«
Roger sah mich kurz an und gleich wieder auf die Straße. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er schließlich. »Ich weiß nicht.« Das blieb einen Moment in der Luft zwischen uns stehen, und dann drehte er die Musik wieder auf, und wir fuhren weiter.
Als wir noch eine Stunde von Kentucky entfernt waren, klingelte Rogers Handy. Beide starrten wir es an, wie es auf der Konsole herumvibrierte und düdelte. HADLEY CALLING, stand auf dem Display. Ich nahm es und drückte es Roger, der plötzlich ganz blass aussah, in die Hand.
Er holte tief Luft und klappte das Telefon auf. »Hallo?«, meldete er sich mit etwas tieferer Stimme als sonst.
Ich sah unverwandt aus dem Fenster, damit es nicht so aussah, als ob ich das Gespräch mithörte, was aber natürlich unvermeidbar war.
»Hi«, sagte er. »Ich bin eigentlich so gut wie in Kentucky.
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