Amy on the summer road
in die Höhe, und ich fragte mich, was Charlie damit erreichen wollte.
»Aber, aber«, sagte mein Vater, während er links abbog. Wir fuhren an der Universität vorbei, was bedeutete, dass wir in Richtung Stadtzentrum unterwegs und nicht auf dem Heimweg waren. »Du kannst doch den King nicht so beleidigen. Etwas mehr Respekt, bitte.«
»Ich finde seine Musik halt einfach doof«, murmelte Charlie, diesmal schon etwas leiser. Offenbar hatte er gemerkt, dass er zu weit gegangen war.
»Es ist ja nicht bloß die Musik, mein Sohn«, erläuterte mein Vater und trommelte den Takt der Musik auf dem Lenkrad mit. »Obwohl es schon hauptsächlich um die Musik geht. Es geht um das, was er verkörpert. Du wirst schon sehen. Eines Tages fahren wir alle zusammen nach Graceland und dann wirst du schon sehen.«
»Wir drei zusammen?«, fragte Charlie.
Mein Vater lachte und ich war beruhigt. »Vielleicht sogar wir vier, wenn wir eure Mutter überreden können. Ich war vor paar Jahren schon mal dort, da hab ich sogar meinen Namen an die Graffitiwand geschrieben.«
Ich drehte mich zu meinem Vater, während ich aus dem Augenwinkel sah, wie mein Bruder auf dem Rücksitz überrascht grinste. »Du und Graffiti?« Ich war baff. »An Elvis’ Haus?«
»Das macht dort jeder.« Mein Vater lachte. Wieder bog er ab und jetzt verstand ich, wohin wir fuhren. Ich glaubte allerdings nicht, dass Charlie es schon kapiert hatte. »Vermutlich ist die Wand schon vor Jahren gesäubert worden. Aber es würde mich schon interessieren, ob mein Name noch dasteht.«
»Irre«, staunte Charlie. »Darf ich das auch?«
»Aber ja«, bestätigte mein Vater. »Und du auch, Amy.«
»Nein, vielen Dank«, lehnte ich ab, was sowohl mein Vater als auch Charlie mächtig ulkig fanden. Aber das war mir egal. Manchmal schien es mir, dass wir drei am besten miteinander auskamen, wenn sie mich necken konnten.
»In Ordnung«, sagte mein Vater. »Du kannst ja hier gern die Gesetzestreue sein. Aber eins sage ich euch, Kinder. Wenn ich mal sterbe und da oben im Himmel ankomme, möchte ich, dass ihr meine Asche in Graceland verstreut. Denn dort werde ich dann sein. Ich werd’s mir mit dem King im Jungle-Room gemütlich machen.«
»Hör auf, von so was zu reden«, schimpfte ich etwas heftiger als beabsichtigt.
»Ich mach doch nur Spaß, mein Spatz.« Er sah mich an. »Keine Angst.« Ich nickte und seufzte erleichtert. In dem Moment hielten wir auf dem Parkplatz direkt vor 21 Choices . »Na guckt mal, wo wir hier gelandet sind«, sagte er mit gespielter Überraschung. »Es wäre doch eine Schande, diese wunderbare Parklücke zu verschenken. Also, wer will einen Nachtisch?«
We will sing one song
for the old Kentucky home.
– Kentucky State song
»Knabberzeug?«, fragte Roger und ließ den Motor an.
»Roger«, bestätigte ich und hob die Tüte hoch, die wir gerade im MO -Markt gekauft hatten. Roger verdrehte die Augen, aber ich musste grinsen, als mir auffiel, dass ich dieses alberne Wortspiel angebracht hatte, noch bevor ich darüber nachgedacht hatte. Das war eigentlich etwas, was mein früheres Ich prima draufhatte.
»Was zu trinken?«
»Jawohl.« Ich stellte das Cream Soda und das Root Beer in unsere jeweiligen Getränkehalter, dann lockerte ich schon mal den Schraubverschluss an Rogers Flasche, da wir festgestellt hatten, dass das für ihn kaum zu bewerkstelligen war, ohne beide Hände vom Steuer zu nehmen.
»Musik?«
»Jawohl.« Ich sah ihn an. »Denke ich jedenfalls.«
»Jawohl«, sagte er und scrollte durch seinen iPod. »Aber mir geht meine Musik langsam auf die Nerven, ehrlich. Ich fänd’s gut, wenn du auch mal aussuchst.«
»Mir gefällt deine Musik«, versuchte ich abzulenken. Und das stimmte sogar. Seine Bands mit den komischen Namen machten eingängige Musik zum Mitsummen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mein ganzes bisheriges Leben ohne die
Lucksmiths verbracht hatte. Obwohl – meine Musicals vermisste ich schon ein bisschen.
»Sonnenbrille«, sagte Roger und setzte sie auf. Er wandte sich zu mir und hob eine Augenbraue über den Brillenrand. »Im MO -Markt hatten sie echt coole Dinger, für nur drei Dollar netto.«
»Schon okay.« Ich schüttelte den Kopf. Roger sah meine Weigerung, mir eine neue Sonnenbrille zu kaufen, offenbar als eine Art Herausforderung an. Aber ich wollte eben keine. Es fühlte sich einfach nicht richtig an.
»Alles klar«, sagte er. »Wollen wir?«
»Auf geht’s«, nickte ich. Roger setzte den Blinker und
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