An den Feuern von Hastur - 9
sie programmiert haben, nur auf eine Frage zu reagieren, k ö nnen wir es nicht wissen. Dazu m ü ßten wir schon f ä hig sein, die Gedanken des Computers zu lesen.
David hob eine Augenbraue. Hast du das jemals versucht? Ich weiß, dein Psi-Test war positiv, ebenso wie bei Elizabeth und mir — und ich muß dir sagen, seit wir hier unten sind, neige ich dazu, mich ebenso auf die Telepathie zu verlassen wie auf die richtige Sprache. Vielleicht mehr .
Ysaye stieß den Atem aus, den sie in einem Seufzer festgehalten hatte. Ich dachte, vielleicht liege es an mir. Ich dachte — ich weiß nicht, was ich dachte. Ich habe es dem Kapit ä n nicht gesagt, ich habe es niemandem gesagt. Die Leute sollten mich nicht f ü r verr ü ckt halten. Aber ich habe mich nicht erst lange mit dem Kortikator aufgehalten. Ich brauchte ihn nicht. Warum sollte ich mir die M ü he machen, wenn ich mit Lorill Hastur und Kermiac Aldaran und Felicia reden konnte, ohne mir Kopfschmerzen zu holen und die Maschine zu ertragen?
David nickte langsam. Elizabeth sagte etwas ä hnliches. Ich bin nicht so . aufnahmef ä hig, ich mußte die Sprache auf die harte Art lernen. Meistens bekomme ich nur den ungef ä hren Sinn des Gesagten mit. Elizabeth sagt, sie habe mit Lord Kermiac, mit Felicia und mit Raymon Kadarin die gleiche Art von Kontakt gehabt. Ich kann Kadarins Gedanken manchmal ber ü hren , gestand Ysaye z ö gernd. Aber ich halte mich von ihm fern.
Das ü berraschte David. Zu ihm war Kadarin nie anders als herzlich gewesen. Du magst ihn nicht?
Von neuem z ö gerte Ysaye. Das stimmt nicht ganz , erkl ä rte sie nach einer Weile vorsichtig. Er ist mir nicht unsympathisch. Was sollte an ihm auch unsympathisch sein? Er ist sehr liebensw ü rdig. Er hat nie etwas Unpassendes gesagt oder getan. Trotzdem habe ich ein bißchen Angst vor ihm. Ich habe das Gef ü hl, er ist kein guter Mann, wenn du das verstehst.
Im Verlauf des Gespr ä chs hatte David gesp ü rt, wie er sich immer mehr auf Ysaye einstimmte, und jetzt nahm er wahr, was Ysaye nicht laut aussprechen wollte: Die meiste Zeit ihres Lebens habe ein sechster Sinn sie vor M ä nnern gewarnt, die sich ihr n ä herten, weil sie in ihr eine exotische Erscheinung sahen. Etwas in der Art mußte sie in Kadarins Verhalten erkannt haben. Und als schaffe es ihr Unbehagen, auch nur an ihn zu denken, wechselte sie das Thema. Hast du Felicias Baby gesehen? fragte sie unvermittelt.
Das Baby war die Quelle geheimer Spekulationen gewesen, seit es vor einer Woche geboren worden war. Soviel David wußte, hatte es noch niemand zu sehen bekommen.
Nein , antwortete er, und neugierig setzte er hinzu: Es ist tats ä chlich Aldarans Kind, nicht wahr? Ich habe geh ö rt, daß so etwas hierzulande ziemlich oft passiert — ist Felicia so etwas wie seine Nebenfrau? Kein Mensch regt sich dar ü ber auf. Es wird nur immer wieder betont, welch ein Gl ü ck es ist, daß das Baby gesund auf die Welt gekommen ist.
Ich weiß genau, daß Felicia und Aldaran in keiner Form einer Ehe miteinander verbunden sind , erkl ä rte Ysaye trokken. Offenbar gilt es hier nicht als Schande, die offizielle M ä tresse eines prominenten Mannes zu sein. Eine Schande ist es nur, wenn kein Mann die Verantwortung f ü r die Vaterschaft auf sich nimmt.
Wieder erkannte David den Sinn dessen, was in Ysayes Worten nicht enthalten war: Ihrer Meinung nach sollte Aldaran sich sch ä men, daß er ein solcher Weiberheld war, und auf seine Eroberungen nicht auch noch stolz sein. Außerdem bemitleidete sie Felicia, die eine willige Komplizin gewesen war — oder ein Opfer. Vielleicht hast du es noch nicht geh ö rt , sprach Ysaye weiter, daß wir alle zu der Zeremonie der Namensgebung f ü r das Kind eingeladen sind. Es findet am Mittwinterfest der Einheimischen statt — das ist kurz vor unserem Weihnachten. Ist es ein Junge oder ein M ä dchen? du, daß man hierzulande rosa und blaue Geschenke kennt?
Er hatte es als Scherz gemeint, um Ysaye aufzuheitern, doch sie nahm es ernst. Ich bin mir nicht sicher, und es gehen Ger ü chte um, daß es vielleicht etwas anderes ist.
Etwas anderes als ein Junge oder ein M ä dchen? Davids Augenbrauen wanderten in die H ö he. Hmm. Nun, das geschieht manchmal auch auf der Erde, aber nicht sehr oft Gl ü cklicherweise. Und f ü r gew ö hnlich kann es bis zu einem gewissen Grad durch einen chirurgischen Eingriff korrigiert werden. Sollten wir den Eindruck haben, daß es schicklich ist, k ö nnten wir zu gegebener Zeit
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