An den Feuern von Hastur - 9
diplomatische Nachforschungen anstellen. Aurora ist bestimmt qualifiziert, die Operation durchzuf ü hren. Oder glaubst du, man w ü rde uns unsere Einmischung ü belnehmen? Schlimm f ü r das Kind, wenn es ein . ein Neutrum ist.
Ich weiß nicht recht, wie ich es beschreiben soll. Ysaye krauste verwirrt die Stirn. Anscheinend wird diese M ö glichkeit hier als normal angesehen, und man betrachtet so etwas nicht als Ungl ü ck. Die Einheimischen nennen den Zustand emmasca, und wie ich es verstanden habe, ist es beides — und keins von beidem. fragte David. Glaubst
Ysaye mußte ebensogut wissen wie er, welche Wurzel das Wort hatte. Deshalb verkniff David sich die auf der Hand liegende Bemerkung.
Diese emmasca sind, wie ich geh ö rt habe, ziemlich selten, und man h ä lt sie f ü r gl ü cklich. Unter anderem sind sie sehr langlebig. Einer ihrer K ö nige — ein Hastur-K ö nig, hat Lorill mir erz ä hlt — war einer. Die meisten sind allerdings steril. Ysaye zuckte die Achseln. Lorill versuchte, mir etwas sehr Kompliziertes ü ber Genetik und die emmasca zu erkl ä ren, aber ich habe das meiste davon nicht mitbekommen. Seine Familie muß fr ü her einmal bis ü ber den Hals in Versuchen gesteckt haben, menschliche Blutlinien zu manipulieren, um bestimmte Eigenschaften zu fixieren, und das Ende davon war, daß sie eine ziemliche Anzahl von emmasca hatten. Wie dem auch sei, m ö glicherweise ist Felicias Kind emmasca. Und das hat wiederum etwas mit Aldarans Erbgut zu tun, das, ob du es glaubst oder nicht, seltsamere Dinge enthalten soll als Felicias Erbgut.
David sch ü ttelte den Kopf. Das kann man sich kaum vorstellen, aber bei einer einzigen Schiffsladung von Menschen, die jahrhundertelang Inzucht treiben, weiß Gott allein, was daraus entsteht. Wenn das arme W ü rmchen nun emmasca ist wird es dann auch steril sein?
Die meisten sind es, nicht alle , antwortete Ysaye. Das wird man erst erfahren, wenn das Kind in die Pubert ä t kommt, weil manche von ihnen dann doch noch m ä nnlich oder weiblich werden. Jedenfalls ist es eine gute Gelegenheit f ü r ein Fest — und f ü r dich eine unbezahlbare Gelegenheit, eins deiner kostbaren Kulturb ä nder aufzunehmen!
Ihr Gespr ä ch drehte sich von nun an um das harmlose Thema der Feier und der Goldmine an Information, die diese Feier darstellte, und David vergaß, was ihm vorangegangen war.
Das Mittwinterfest wurde in der großen Halle abgehalten, wo man sie am ersten Abend willkommen geheißen hatte. Was damals in ihren Augen primitiv und fremdartig gewesen war, kam ihnen jetzt vertraut und, auf seine Weise, gem ü tlich vor. Die Terraner hatten gelernt, sich dem Klima anzupassen, und wenn einige von ihnen hier und da einen Seufzer der Erleichterung ausstießen, weil sie am Ende des Tages in ihre eigenen zentralgeheizten Wohnungen zur ü ckkehren konnten, erw ä hnte es doch keiner geradeheraus.
Lord und Lady Aldaran (sie war hochschwanger und trat selten offentlich in Erscheinung) begr ü ßten alle Besucher pers ö nlich und hießen sie willkommen.
Es ist wie Weihnachten , stellte Elizabeth entz ü ckt fest. Bis auf die Tannenzweige und den Duft von etwas wie . wie Ingwerbrot!
Gew ü rzbrot , sagte Lady Aldaran mit herzlichem L ä cheln. Sie war eine klassische, zarte Rothaarige, hellh ä utig und trotz ihrer Schwangerschaft erschreckend d ü nn. Die Massen ihres kastanienbraunen Haars waren zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt, die aussah, als k ö nne ein Lufthauch sie in Unordnung bringen. Sie wirkte viel zu schwer f ü r Lady Aldarans zarten Hals. Fest auch?
Etwas sehr ä hnliches , antwortete Elizabeth. Wahrheit zu sagen, jeder Planet, von dem ich je geh ö rt habe, kennt irgendeine Art von Mittwinterfest. Die menschliche Natur braucht wohl eine Feier, wenn die Sonne am tr ü bsten und die Welt am dunkelsten und k ä ltesten ist. Fast immer ist es eine Best ä tigung der Hoffnung oder so etwas.
Und was ist der Anlaß? erkundigte Lady Aldaran sich neugierig. Hier ist es die Wintersonnenwende.
F ü r gew ö hnlich ist es der Geburtstag des einen oder anderen Gottes . begann Elizabeth, und dann err ö tete sie. Ich bitte um Verzeihung. Ich hoffe, Ihr faßt das nicht als religionsfeindlich auf.
Kaum. Die Lady l ä chelte. Wir Comyn sind im großen und ganzen nicht besonders religi ö s. Ich pers ö nlich habe ebensoviel Religion wie die Katze. Aber wir genießen unsere Feste von ganzem Herzen, ganz gleich, aus welchem Grund sie gefeiert werden, und sogar
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