An den Feuern von Hastur - 9
meiner Zuneigung.
Sie legte Felicia eine wundervolle Kette aus Silber und den Edelsteinen, die man Feuersteine nannte, um den Hals. Die Anwesenden applaudierten, und das Baby begann zu weinen. Felicia ö ffnete in v ö lliger Unbefangenheit ihr Kleid und legte das Kind an die Brust.
Es saugte gierig und gab kleine Grunzlaute von sich wie ein gl ü ckliches Schweinchen, und alle begannen zu lachen und zu reden.
Elizabeth konnte die Augen nicht von dem perfekten kleinen Wesen abwenden, das wie eine rosa und weiße Puppe war. Mit Staunen und Freude sah sie den Winzling trinken. Zum n ä chsten Mittwinter hatte sie vielleicht ein eigenes Kind — ihr und Davids Kind. Es w ü rde nicht mit einem Ritual wie diesem begr ü ßt werden, aber es w ü rde unter dieser fremden Sonne geboren und deshalb ebenso ein Eingeborener sein wie Felicias Kind.
Wenn es ein Junge wurde, k ö nnten sie es nach dem Kapit ä n nennen .
Sie versank in Tagtr ä ume. Zeb Scott kam, setzte sich zu Felicia und sprach leise mit ihr.
Ach du meine G ü te , fl ü sterte Ysaye und holte Elizabeth so in die Gegenwart zur ü ck. Das sieht nach mehr als nur einem freundschaftlichen Plausch aus.
Elizabeth sah sich nun genauer an, wie Zeb sich zu Felicia vorbeugte, und nickte ein bißchen beunruhigt. Das k ö nnte zu Komplikationen f ü hren . Ich glaube, du hast recht, Ysaye. Wenn zwischen Zeb und Felicia nicht jetzt schon etwas l ä uft, sieht das ganz so aus, als k ö nne es in k ü rzester Zeit ernst werden. Und das w ä re sehr gut f ü r Felicia, Zeb Scott ist ein großartiger Mann. Aber es br ä chte unsere guten Beziehungen zu Lord Aldaran in Gefahr.
Das ü berraschte Ysaye. Wie denn das? Felicia ist nicht mit Lord Aldaran verheiratet — und auch mit keinem anderen, soviel ich weiß. Margalis Zeit ist bald da, und dann k ö nnte die Sache mit Felicia peinlich werden. Wird man nicht von Lord Aldaran erwarten, seiner Ehefrau und seinem legitimen Kind mehr Aufmerksamkeit zu widmen? Werden Margali und ihre Verwandten das nicht f ü r seine Pflicht halten? Ich finde, er sollte froh sein, wenn ein anderer Mann ihm Felicia . ä h . abnimmt.
Es k ö nnte auch ganz anders kommen , warnte Elizabeth. Hierzulande funktioniert es offenbar nicht auf diese Weise. Die Br ä uche weichen von unseren stark ab.
Ysaye widersprach ihr. Ich glaube nicht, daß die menschliche Natur sich so sehr ver ä ndern kann. Schließlich k ö nnen wir uns in menschlichen Kulturen auf eins verlassen, und das ist der Besitzanspruch, der in den Ausdr ü cken > mein Mann < und > meine Frau < liegt. Und darauf, daß Verwandte scheel auf eine Beziehung blicken, die eine Bedrohung f ü r die > richtige Frau < darstellt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß diese Welt sich davon so unterscheiden sollte. Wahrscheinlich nicht , erklang eine bekannte, aber unwillkommene Stimme. Ich habe in keiner Kultur eine große Abweichung der menschlichen Natur festgestellt. Richtig schade, denn so bewundernswert ist die menschliche Natur nicht.
Auch bei einem Fest konnte Ryan Evans nicht anders. Sein sarkastischer und ä tzender Witz f ä rbte alles, womit er in Kontakt kam, ob man ihn um seine Meinung gefragt hatte oder nicht.
Elizabeth drehte sich zu ihm um und setzte eine h ö fliche Maske auf. Ach, Ryan , sagte sie k ü hl. Ich wußte gar nicht, daß Sie aus den — wie heißen sie gleich? — Trockenst ä dten zur ü ck sind. Trockenst ä dte ist richtig , antwortete Evans. Nichts als W ü ste und ungastlichere Ansiedlungen, als ich sie je wieder sehen m ö chte. Grauenhaftes Klima, Barbaren, nur eine Stufe ü ber H ö hlenbewohnern — es reicht, daß ich das bißchen Glauben an die menschliche Natur, das ich besitze, auch noch verliere.
David tauchte rechtzeitig auf, um sie davor zu retten, sich eine h ö fliche Antwort einfallen lassen zu m ü ssen. Die Tatsache, daß sie sich ü berhaupt in einer solchen Gegend ansiedeln, spricht doch f ü r die menschliche Natur , erkl ä rte David fr ö hlich. Zumindest zeugt es von nicht zu entmutigendem Optimismus.
Optimismus! schnaubte Evans. Sie k ö nnen die Trockenst ä dter geschenkt haben, mitsamt ihrem Optimismus! Doch ich muß sagen, Kadarin ist zum Agenten wie geboren. Er beherrscht mehrere der Sprachen, und er kannte bereits viele der Leute, deshalb haben sie uns nicht auf der Stelle umgebracht. Die meisten hielten ihn sogar f ü r einen ihrer eigenen Art. Davids Augen leuchteten auf. Dar ü ber wollte ich mit Ihnen sprechen. Haben Sie B ä nder
Weitere Kostenlose Bücher