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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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sein Ende fand, als die verzweifelten Schreie verstummten und die Überlebenden schweigend in Ketten abgeführt wurden.
    „Clavus, mein treuer Diener!“ Karben legte vertraulich die Hand auf seine Schultern, „mein Schicksal liegt in euren Händen. Ve r nichtet die Überreste dieses eitrigen Geschwürs mit aller Härte und stellt die Getreuen Zacharias unter Arrest, wenn sie ihrem Herrn nicht entsagen wollen. Dann versiegelt die Tore und ve r kündet die Spiele!“
    „Überreicht mir die Liste der Denunzianten, mein Herr!“, erw i derte der Krieger.
    Verächtlich lies  Karben die versiegelte Rolle auf den verschmut z ten Boden fallen, wo sich die fasrigen Ränder a u genblicklich dun-kelrot einfärbten.
    „Ein jungfräuliches Blatt Papier, Heerführer, nichts weiter!“
    Mit einem vielsagenden Blick verließ er mit wallendem U m hang die unheilige Stätte seines grenzenlosen Zornes, wä h rend Clavus mit der Faust auf seinen Brustpanzer schlug und demütig sein Haupt senkte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 5
     
    Zusammenkunft und Niedergang
     
    I. Hannah
     
     

Wolf drängte sich mühselig durch die Menschenmassen des großen Marktplatzes im Zentrum der Stadt, mit seinen unzähl i gen Ständen und Marktschreiern, die lautstark jegliche Art von Waren und Nahrungsmitteln anboten. Nichts war zu spüren, von der unerbittlichen Nähe des Krieges, der Verzweiflung und der Armut jenseits des Walls. Gut genährte und wohl gekleidete Ede l leute spazierten interessiert durch die Menge, spielende Kinder sausten lachend durch die e r wachsenen Hindernisse und spielten Verstecken, misstrauisch beäugt von den Händlern und Gau k lern, die mit Argusaugen ihr Hab und Gut beschützten.
    Natas war angetan von der Sorglosigkeit dieses Ortes und genoss jeden aufregenden Moment dieses idyllischen, von Leben erfül l ten Gewirres. Er achtete nicht auf die düster dreinblickenden Männer, mit denen sich Wolf, abseits des geschä f tigen Treibens unterhielt, und die seine Fragen meist mit e i nem Kopfschütteln, einem Achselzucken oder einem wortlosen Fingerzeig beantwo r teten.
    Viel hatte sich in den zehn Jahren verändert und er wusste nicht mehr, in welchem dunklen Teil der Stadt sich das Fre u denhaus befand, in dem er Hannah das erste Mal gesehen hatte.
    Am Fuße des Druidasturmes, der sich majestätisch in der Mitte des Handelsbereichs auftürmte und an dem, in schwindelerrege n der Höhe die acht Verbindungsbrücken zum äußeren Verteid i gungsbereich zusammenführten, befanden sich die Unterkünfte der Soldaten, die den Zugang zu dem Sitz ihres Herrschers mit entschlossenen Mienen versperrten.
    Wolf vermied es, in die Nähe des schwerbewachten Prach t baus zu kommen, um nicht die Aufmerksamkeit der wachsamen Dru i dasdiener auf sich zu ziehen. Bald hatte er die überfüllten, streng kontrollierten Bereiche der Innenstadt hinter sich gelassen und durchstreifte die ve r ruchten äußeren Bezirke, immer auf der Suche nach We g kreuzungen oder Gebäuden, die er von damals kannte. Natas verbarg sich ängstlich hinter den breiten Schultern seines Trägers, um den neugierigen Blicken der zwiespältigen Gesta l ten zu entgehen, die diesen Teil Elderwalls mit seinen dunklen Häuserschluchten und verborgenen Winkeln bevölke r ten.
    Wie ein unheilvolles, vom Licht des Tages verborgenes, Lab y rinth erstreckten sich die hohen, zusammenhängenden, terrass e n-artigen Gebäude, verbunden durch marode Steintreppen und Übergänge, die sich in irrwitzige Höhen schlängelten, um in der diesigen Luft des hereinbrechenden Abends zu ve r schwinden. Die Atmosphäre war erfüllt mit allerlei seltsamen Geräuschen, die aus den offenen Fenstern drangen und die verschlungenen Wege des Viertels erfüllten, in denen sich ein seltsames Völkchen tu m melte, das in den Augen des Jungen nicht gerade vertrauenserw e ckend erschien.
    An jeder Ecke saßen verlumpte Bettler, die zu dieser Tage s zeit den Lohn ihrer Tätigkeit schon in Hochprozentiges i n vestiert hatten und nun benommen vor sich hin brabbelten oder in einen todesähnlichen Schlaf versunken waren. Doch außer Natas nahm keiner Notiz von den menschlichen Wracks, die so offensichtlich dem Jenseits näher waren, als dem Leben und sicherlich bemer k te niemand, wenn einer dieser bemitleidenswerten Kreaturen ta t sächlich den schw e ren Gang über den heiligen

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