An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
sich kampfbereit vor ihren erstarrten Herrn.
Auf halbem Weg zum Ziel seines maßlosen Zorns wurde der Heerführer von dem herbei eilenden Darius zurückgehalten, der den aufgebrachten Krieger ungewöhnlich fest am Arm packte, ihn etwas beiseite nahm und eindringlich ins Ohr flüsterte. „Ha l tet ein, mein Freund. Die Zeit ist noch nicht gekommen. Haltet ein. Bitte!“
Hasserfüllt starrte Zacharias an dem alten Mann vorbei und suc h te unversöhnlich den Blickkontakt zu Karben, der dessen re s pektloses Eindringen mit einem jovialen Lächeln bewert e te.
„Ah! Der Held des unterdrückten Volkes gesellt sich zu uns e rer illustren Runde. Seien wir dankbar für seine inspirierende Anw e senheit.“ Hocherhobenen Hauptes wandte sich der Druidas dem aufgebrachten Senat zu.
„Beruhigt euch, werte Herren! Seid euch des Schutzes unseres ruhmreichen Heeres sicher, wenn die barbarischen Aggress o ren aus den gesetzlosen Gebirgen vor unseren Toren stehen, denn unser tapferer Zacharias wird uns beschützen!“ Mit diesen Wo r ten warf er dem Ungehaltenen einen fragenden Blick zu und er-wartete dessen Bestätigung.
Zacharias riss sich von Darius los, trat einen weiteren Schritt auf die nervöse Leibgarde zu und verbeugte sich widerwillig vor dem erwartungsvollen Patriarchen. „Ich werde euch töten, wenn die Zeit gekommen ist!“, flüste r te er gerade so laut, das Karben die Worte erahnen konnte.
„Sicherlich werdet ihr das, zu gegebener Zeit!“, erwiderte dieser mit einem eisigen Lächeln, drängte sich unsanft durch seine übe r raschten Soldaten, reichte Zacharias mit einer wi s senden Miene die Hand und begleitete ihn zu seinem ange s tammten Platz am Tisch der Minister.
Langsam beruhigten sich die Anwesenden und nahmen ihre Plätze wieder ein. Auch Darius, der das Verhalten Karbens mit äußerstem Misstrauen beobachtet hatte, begab sich b e reitwillig auf seinen verwaisten Stuhl und verschränkte mit angespannter Neugier die Arme vor der Brust.
„In Zeiten eines bevorstehenden Krieges sollten die Führer des gesegneten Elderwalls gemeinsam und unerschrocken der Gefahr gegenübertreten!“, schmetterte Karben in die verrät e rische Stille des Saales und erntete mit seiner Aussage stürmische Zusti m mung seitens der versammelten Ratsmitglieder. „Schon einmal haben wir die Legionen Muriels besiegt, ohne einen einzigen un-s e rer Soldaten dafür zu opfern und auch dieses Mal werden wir diesen Weg gehen. Die uneinnehmb a ren Mauern unserer Stadt werden den lauernden Feind zermürben und ihn unverric h teter Dinge abziehen lassen.“
Wieder folgten zahlreiche Beifallsbekundungen von den vol l besetzten Rängen.
„Die Situation hat sich geändert, meine Herren!“, durchbrach eine wohlbekannte Stimme den königlichen Monolog. Darius erhob sich und richtete das Wort an die Versamme l ten, während Karben sich umdrehte und sein Gewand zornig über den glatten Boden flatterte. Argwöhnisch starrte er dem alten Mann in die Augen, der unbeeindruckt von der offe n kundigen Feindseligkeit seinem Einwand Gehör verschaffte. „Vor unseren Toren warten unschuldige Menschen, die alles aufgegeben haben, um sich in den Schutz dieser uneinneh m baren Festung zu begeben. Sie flo-hen vor Terror und Willkür der allg e genwärtigen Armada, die dieses Land seit der Zeit der Belagerung heimsucht und stehen nun vor unseren verschlo s senen Toren!“
„Räuber, Diebe, Verbrecher, die darauf warten, diese Stadt au s zuplündern!“, unterbrach Karben Darius wild gestikuli e rend, „trotzdem haben wir ihnen in all unserer Güte erlaubt, gegen einen geringen Obolus in den sicheren Schoß unserer Stadt zu gelangen. Sollen wir nun, da der Feind sich nähert, unsere Tore öffnen und dem Chaos den Weg bereiten, das unser geliebtes Heim vernichten könnte? Sollen wir nicht gleich Muriels Sche r gen hereinbitten und sie mit Speis und Trank willkommen he i ßen!“
Verhaltenes Gelächter und aufgeregtes Geflüster ging durch die Reihen der Anwesenden.
„Einen Obolus, werte Herren, den die meisten der Flüchtli n ge nicht mehr aufbringen können, nachdem sie im Vertrauen auf unsere Fürsorge alles zurückgelassen haben!“ Darius, unbeein-druckt von der Unterbrechung Karbens, trat in die Mitte des Saales. „Hat nicht diese Stadt vor tausend Jahren im Namen Raphaels die Bürde auf sich genommen, den Menschen in di e sem Land wieder Sicherheit und Frieden zu bringen und ihnen bei Gefahr Schutz zu bieten? Haben wir nicht
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