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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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Kameraden. Die Augen in geheimnisvoller Konzentr a tion geschlossen, vernahm sein wacher Geist, außer dem dum p fen Lärmen des nahenden Feindes, noch eine wohlbekannte Stimme. „Befreie dein Herz, Zacharias! Schlage deine letzte Schlacht und ich werde dich, wie viele tapfere Krieger vor dir zur Tafel des glorreichen Propheten geleiten!“, verkündete die uralte Schlange heiser in seine Gedanken, „ergebe dich deinem Schic k sal!“
     
     
     
    II.      Ko´har d`la gerre
         Herz des Krieges
     
     
    Innerhalb des antiken Sondrumturms, der sich in mystischer Eleganz neben dem übermächtigen Zyklopen im Zentrum der Stadt erhob, setzten einige Druidassoldaten ehrfürchtig einen ur-alten Mechanismus in Gang, der niemals zuvor benutzt worden war. Ein zylindrischer Klangkörper von beeindruckender Größe, befestigt an schweren Ketten unterhalb des steinernen Gebälks, wurde durch den harten Schlag eines Bleiklöppels in Schwingung versetzt, und das durchdringende Dröhnen erklang mehrere Male, in gleichmäßigen Abständen, über die Dächer der fast aus-gesto r benen Metropole. Bis weit ins Landesinnere konnte man das tiefe Läuten vernehmen, das vom Niedergang des wehrhaften Elde r walls kündete.
    Hoch über den Köpfen der Flüchtlinge, die sich in langen, unr u higen Karawanen durch die Straßen schlängelten, dem weitgeöf f neten Nordtor entgegen, lächelte Karben fiebrig in die Ferne und schloss die Augen beim verebbenden Echo des letzten Signals.
    „Es ist vollbracht!“, triumphierte er, erhob überschwänglich die Arme in den Himmel und verfiel in ein wahnwitziges Gelächter, bevor er sich dem Soldaten zuwandte, der mit besorgter Miene an seiner Seite stand.
    Hinter ihnen, in den ehrwürdigen Hallen des Senats, tanzte und schwelgte seine zahlreiche Gefolgschaft beim Spiel der ausgela s senen Musikanten in exstatischer Verneblung der unabwendbaren Apokalypse entgegen.
    „Schaut nicht so trübsinnig, mein junger Freund. Genießt das göttliche Feuer, das diese undankbare Brut verzehrt!“, er legte dem irritierten Krieger freundschaftlich den Arm auf die Schulter, „vernichtet die letzten Verbindungen zur Außenwelt und wir werden zusammen ein rauschendes Fest im sicheren Schoße des alten Zyklopen feiern!“ Wieder warf er laut lachend den Kopf in den Nacken, entließ den jungen Mann aus seinem festen Griff und schritt, von der bet ö renden Musik beschwingt, durch das weit geöffneten Tor, in die trügerische Umarmung der rausche n den Festlichkeit.
    „Bis in die Ewigkeit!“, rief Karben, als er von seinem Gefolge frenetisch empfangen wurde und sich die Tore hinter ihm mit lautem Getöse schlossen.
    „Wie ihr wünscht, mein Fürst!“, bestätigte der junge, befehlsh a bende Leibgardist, erhob sich aus seiner tiefen Verbeugung, lief durch die blühenden Gärten, ohne einen Blick für die wildwüc h sige Schönheit zu vergeuden, trat vor seine wartenden Männer, die an den kunstvoll gemeißelten Brüstungen standen und mit versteinerten Gesichtern die tosende Schlacht am südlichen Ei n gang beobachteten. 
    Mit deutlichen Worten befahl er ihnen die sofortige Zerstörung der sechs Überwege zum inneren Zirkel, die sich, an dem zentr a len Bauwerk, auf dem sie sich befanden, vereinten.
    „Bis zum letzten Atemzug. Zu Ehren des erhabenen Druidas!“
    Mit einem Schlag auf ihre Schilde bestätigten die Soldaten die Order, teilten sich sogleich in sechs Gruppen auf und verließen die üppige Flora der ausladenden Terrassen in entgegengesetzte Richtungen, um den Kontakt zur Außenwelt endgültig abzubr e chen.
    Bald hatten die kleinen Verbände über ein ausgeklügeltes System von breiten Treppenspiralen, die sich in schwindelerregender Hö-he an der Außenseite des Turms nach unten schlänge l ten, die steinernen Brücken erreicht und begannen umgehend mit schw e ren Werkzeugen das alte Gestein der kunstvoll behauenen Br ü cken zu zerschlagen.
     
    Auch die Flüchtlinge, tief unten in den Katakomben, ve r nahmen das erhabene Geläut und verharrten lauschend in den schwach erleuchteten Gängen des Kerkers.
    „Was bedeutet das?“, Adler wandte sich fragend den Frauen zu, die verängstigt zur Decke starrten, so, als wüssten sie, was dort oben vor sich ging.
    „Die Sondrumglocke!“, flüsterte eine der Frauen andächtig und umklammerte verzweifelt ihren Sohn.
    „Die Sondrumglocke?“, der Bogenschütze blickte achselzuckend in die angespannten Gesichter seiner ungeduldigen

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