An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Kinder aus der Hand riss und wehrlose Menschen an Hauswänden erdrückte.
Ein weiterer Krieger bahnte sich mit seinem Reittier den Weg durch die Massen und erreichte den jungen Soldaten.
„Was ist passiert? Warum wurde das Läuten der Glocke befo h len?“, erkundigte sich Jonder bei dem Neuankömmling.
„Wir wurden überrannt! Die Stadt ist verloren. Zacharias hat den Befehl zum Rückzug gegeben und stellt sich Borgos Armee a l lein!“, keuchte der Bogenschütze.
Jonder vernahm die unglaubliche Nachricht mit Entsetzten.
„Allein! Das ist doch Wahnsinn! Wir müssen ihm helfen!“, er packte die Zügel und wollte umdrehen, doch der ältere Krieger hinderte ihn und redete ihm eindringlich ins Gewissen.
„Es ist zwecklos! Er hat seinen Weg gewählt und sein Befehl war unmissverständlich! Wir sollen so viele Menschen wie möglich aus der Stadt bringen und ihnen sicheres Geleit nach Endlant garantieren, bevor der Feind die Stadt überrennt!“
Jonder senkte betroffen sein Haupt und willigte mit einem kaum merklichen Nicken ein, dann zerrte er entschlossen seinen Hengst in Richtung des Nordtores und kam wütend einer wi m mernden Mutter zur Hilfe, die krampfhaft versuchte ihr Neug e borenes vor der rücksichtslosen Bedrängnis durch die aufge- b rachte Menge zu schützen.
„Ko´har d`la gerre!“, flüsterte Zacharias leise und verfiel in tiefe Meditation, ohne dass der durchdringende Laut der Son-drumgl o cke ihn zu erreichen vermochte.
Sein Geist schweifte abermals in die Ferne und vor seinem geist i gen Auge formten sich die seidig, goldenen Felder seiner weit entfernten Heimat. Saftig grüne Hügel erhoben sich sanft am Horizont im wolkenreichen Wechselspiel der wärmenden Sonne. Eine leichte Brise hauchte über die malerische Ebene und trug ihm den verschwenderischen Duft der reifen Ernte zu, bis ein kehliges Grollen hinter den Bergen das bittere Ende des Idylls erahnen ließ. Schwarze Schatten trübten das kristallklare Azur des Himmels und ein feuriges Glimmen in der Ferne kündete von einem gewaltigen Feuersturm, der gnadenlos über das Land tobte.
Bald darauf wälzten sich breitgefächerte Flammengeschwulste bedrohlich über die Berge und fraßen in ihrer brennenden Gier tiefe Ascheschneisen in die fruchtbaren Hänge des Plateaus.
Die dicken Stränge der ausufernden Feuersbrunst vereinten und erhoben sich zu einer mächtigen Woge, um dem strahlenden Himmelsköper am Firmament seine lebensspendende Kraft zu rauben.
Selbst die starken Cardogabäume in der unmittelbaren Umgebung ergaben sich der wabernden Hitze und senkten ihre verkohlten Äste auf die ausgedorrte, rissige Erde, aus der in unregelmäßigen Abständen brühendheiße Geysire in das flirrende Purpur der höl-lischen Atmosphäre schossen.
Zacharias spürte die fiebrige Glut auf seiner Haut, welche die feinen Härchen auf seinen Unterarmen schmerzhaft verglühen ließ. Seine Lungen verkrampften sich schmerzvoll beim Einatmen der schwefelhaltigen Dämpfe und brachten ihn dazu, völlig en t kräftet zu Boden zu sinken, doch anstatt ihn zu verschlingen, er-starrte das brüllende Flammenmeer direkt vor ihm, derweil ni m mersatte, feine Feuerspiralen ihm hungrig entgegenfauchten, be-reit, ihn auf der Stelle zu verzehren.
„Was wünschst du, Feron, Sohn des Endo?“, flüsterte eine ve r spielte Kinderstimme im vielstimmigen Gewisper des lodernden Infernos.
„Ich begehre das Herz des Krieges!“, keuchte er mit ausgetroc k netem Mund.
„Vor langer Zeit bat mich dein Vater darum, seine beiden Söhne dem Tode zu entreißen.“
Ein kleiner Junge teilte den brennenden Vorhang und trat erwa r tungsvoll vor Zacharias. Sein dürrer, nackter Körper war b e deckt mit einem weißgrauen Ascheschleier und das lange Haar bestand aus unzähligen feinen, giftig züngel n den Flammen, die schwerelos um sein hageres Gesicht tanzten und boshaft in Ric h tung des Bittstellers zischten.
Er öffnete den Mund und sprach, ohne seine ausgemergelten Lippen zu bewegen. „Meine Macht wird dich verzehren, Feron. Dein Körper wird sterben und genau wie dein Vater wirst du un-endliche Qualen erleiden, bis deine Seele frei sein wird!“
„Ich nehme mein Schicksal an, Greiseldor!“, keuchte Zacharias im hitzigen Angesicht des alten Geschöpfes.
„So sei es. Empfange den Kuss des Todes!“, fauchte der Jüngling und seine feurige Mähne erfasste unversehens den geschwächten Körper des Kriegers, um ihn mit sich in die Höhe zu reißen. Mehrere Fuß
Weitere Kostenlose Bücher