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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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der Last der beiden bedenklich zu knistern b e gann.
    „Wenn es denn sein soll!“, keuchte er schließlich am Ende seiner Kräfte. Mit einem letzten, verzweifelten Aufbäumen versuchte er sie beide empor zu ziehen, als ihn zwei helfende Hände an se i nem Arm packten und ihn ruckartig nach oben zerrten.
    Adler war erstaunt über die Kraft mit der Hannah, in Anbetracht ihrer zierlichen Gestalt, zupackte und ihm tatkräftig dabei half, über die zerstörte Brüstung zu gelangen, um dann mit vereinten Kräften die besinnungslose Waldzwergin der Tiefe zu entreißen.
    Vorsichtig legten sie Galina auf die knarrenden Schiffsdielen. Adler kniete sich hektisch neben sie und beobachtete, bei näh e rem Hinsehen erleichtert ein kaum wahrnehmbares Heben und Senken des Brustkorbes, das vorerst von ihrem Verbleib unter den Lebenden zeugte.
    „Ich kenne dieses vermaledeite Spinnengift!“ Alder wandte sich hoffnungsvoll an Hannah, die ihn erwartungsvoll ansah, „jedes menschliche Wesen wäre schon daran gestorben. Aber Wal d zwerge scheinen da glücklicherweise ein wenig anders zu sein!“
    Zärtlich wischte er die verschwitzten Strähnen von Galinas fie b riger Stirn, woraufhin ihm Hannah aufmunternd zunickte.  
    Die polternde Fahrt ging über in ein ruhigeres Dahingleiten, als der geschundene Dreimaster mit einem ächzenden Befreiung s schlag durch die lichter werdende Vegetation der Waldgrenze donnerte, und obgleich der zahlreichen Beschädigungen seines unvergleichlichen Anmutes nicht beraubt auf die ungleich kargere Endlantebene hinausschoss.
    „Wo ist Natas?“, keuchte Adler, als er vorsichtig seine Arme unter Galina schob und sie hochhob.
    Hannah blickte ihn irritiert an. „Er war nicht bei dir, als du au f gewacht bist?“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf und fing an, sich voller Hof f nung umzusehen.
    „Er ist am Leben, Hannah!“, beruhigte er sie, „wir haben ihn schlafend im Rumpf des Schiffes gefunden. Neben Raphaels Sarkophag. Wolf hat ihn dann zu dir gelegt. Er muss hier irgen d wo sein!“
    Adler verstummte, als er auf der andern Seite des Schiffes Wolf entdeckte, der verzweifelt versuchte, den unablässigen Angriffen des übermächtigen Dunkelelfs zu entgehen und mit verbissener Beharrlichkeit sein Schwert gegen das, in reinstem Azur lodernde, Elfenzepter erhob. In unmittelbarer Nähe der beiden Kämpfer stand Natas und beobachtete das Geschehen mit beängstigender Furchtlosigkeit.
    Hannah erschrak fürchterlich, als auch sie den Grund für Adlers besorgten Gesichtsausdruck erblickte und rannte los.
    „Warte, Hannah! Es ist zu gefährlich!“, rief er hinterher und versuchte ihr, mit Galina auf den Armen zu folgen..
     
    Wolf und Kasim, der realen Welt entrückt in ihrem schicksa l ha f ten Duell, bemerkten nichts von dem, was sich um sie herum abspielte. Zwei ehrenhafte Krieger, die dem nahenden Tod mit bedrückender Gleichgültigkeit ins Antlitz blickten, standen sich regungslos gegenüber, in gespannter Konzentration, den ersten Schritt des anderen abwartend.
    Kasim hatte seinen Umhang fallen lassen und starrte Wolf durch sein strähnenverhangenes Antlitz mit funkelnden Augen an.
    Kann er es sein? Niemals zuvor hatte der Dunkelelf im Angesicht eines würdigen Gegners solch eine starke und unnachgiebige Prä-senz empfunden.
    Selbst Wolf konnte sich dem magischen Hauch dieser schicksa l haften Begegnung nicht entziehen und spürte die unausweichl i che Konsequenz dieser Auseinandersetzung in jeder Faser seines Körpers. Ein scheinbar unsichtbares Band zwischen ihnen be i den, auf unerklärliche Weise geknüpft seit ihrer Geburt, würde nun auf tragische Weise zerreißen und das Schicksal von einem besiegeln.
     
    Wer warst du, Wolf, als dich Trajos in den Straßen von Iglatesch fand? Gekleidet in Lumpen, von Hunger geplagt, ohne Erinnerung an deine Ve r gangenheit und mit tausenden Fragen in de i nen neugierigen Kinderaugen! Du bist meines Blutes, das so mitleidlos vergossen wu r de, auf den gewaltigen Schlachtfeldern längst vergang e ner Tage! Der Kreis schließt sich, hier und heute! –
     
    „Ich kenne dich!“, stutzte Wolf und sprach leise die Worte, die ihm eine tief verborgene Erinnerung offenbarte, „Brüder im Kampf! Vereint im Tod!“, flüsterte er und vor seinem geistigen Auge manifestierten sich seltsame Erinnerungen, die aus einem anderen Leben zu sein schienen. Er konnte die Bilder nicht de u ten, aber sie entführten ihn für einen magischen Moment in ein ihm unbekanntes Land.

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