An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
geriet, rollte sich schnell zur Seite, holte mit einem Bein aus und brach seinem irritierten Gegner mit einem kräftigen Fußtritt den linken Knöchel. Der Elf knickte mit einem heiseren Stöhnen zusammen, parierte aber dennoch schnell g e nug, um Wolfs darauffolgenden Schwerthieb abzuwehren.
Noch auf den Knien, das Haupt im Schmerz gesenkt, ließ er se i nen Stab über den Boden fegen und brachte Wolf zum Sturz, dieser stürzte rücklings auf den Boden, sein Schwert instinktiv zur Abwehr erhoben
Noch bevor er sich aufrichten konnte, sprang Kasim mit seinem gesunden Bein energisch in die Höhe, hielt dabei seine Waffe mit beiden Händen über den Kopf, schleuderte beim Herabfallen die zornig, flammende Speerspitze dem hilflos am Boden Liegenden entgegen und zerschmetterte mit unfassbarer Macht Raphaels Klinge.
Als er auf seinem verletzten Bein aufkam, fiel Kasim mit schmerzverzerrtem Gesicht nach vorn auf die Knie, stemmte seinen Stab aus dem morschen Holz, drehte ihn blitzschnell in seiner Hand und rammte das andere Ende in Wolfs Schulter, um seinen Sturz abzufangen.
Der Getroffene schrie auf vor Schmerzen, als die brennende Klinge ihn durchbohrte, unterhalb seines Schulterblattes wieder austrat und sich zwischen den knorrigen Dielen verkeilte.
„Was willst du?“, trotzte Wolf mit zorniger Miene in das gleic h mütige Antlitz Kasims, dessen schwarze Augen geheimnisvoll funkelten und deren düstere Melancholie ihn unweigerlich in seinen Bann zog.
- El`dar calam! Töte mich! Oder ich werde dir alles nehmen – hörte er ein leises Wispern in seinen Gedanken.
Kasim drehte langsam den Kopf und blickte auf die zerbrochene Klinge in Wolfs geballter Faust, dann wandte er sich dem Jungen zu, der in unmittelbarer Nähe zur Salzsäule erstarrt war.
Wolf verstand die unmissverständlichen Andeutungen seines Gegners, starrte benommen auf die zersplitterten Überreste des Schwertes in seiner Hand und bemühte sich zähneknirschend den geschundenen Arm zu bewegen.
„Natas!“, stöhnte er, „lauf, du dummer Junge! Lauf!“
Doch der Junge blieb wie angewurzelt stehen und hielt Kasims durchdringendem Blick stand. Seine Augen nahmen allmählich eine unnatürlich schwarze Färbung an und wurden denen des Dunkelelfen immer ähnlicher.
Wenn du ihm ein Haar krümmst, werde ich dich in Stücke reißen, Dunke l elf! - Das arglistige Geflüster umfing Kasims Gedanken und en t gegen allen Erwartungen beschwor es einen seltsam, verhe i ßungsvollen Ausdruck in dem grimmigen Gesicht des bleichen Hal b wesens. Seine schmalen, farblosen Lippen verzogen sich fast unmerklich zu einem wissenden Lächeln und er schloss langsam die Augen.
Mit einem unerwartet, heftigen Ruck riss er den feurigen Stachel aus Wolfs Schulter und stieß ihn kraftvoll unter seiner Achsel hindurch nach hinten, zielsicher in die Brust der Frau, die sich gerade mit gezücktem Dolch auf ihn stürzen wollte.
Pfeilschnell bohrte sich die scharfe Klinge in ihre Brust und durchdrang ihr Herz mit unabwendbarer Gewissheit. Augenblic k lich erstarrte sie mit weit aufgerissenen Augen in ihrer Bewegung, dann rutschte das Messer aus ihrer kraftlosen Hand und bohrte sich halbherzig in den Holzboden zu ihren Füßen.
- Deine Chance ist vertan! Nun wird dein Licht erlöschen, wie das ihre! –
Seines tragischen Verlustes gewahr, verfiel Wolf in besinnungs-lose Raserei und versuchte verzweifelt, seinem übermächtigen G e gner die Stirn zu bieten.
Gnadenlos bohrte Kasim zwei Finger in dessen Schulterwunde und drückte den Wüterich somit wieder zu Boden.
Hannah spürte den kalten Stahl und die eisige Kälte des letzten schmerzlichen Atemzuges, der all ihre Träume und Hoffnungen ins letzte Mysterium entführte. In qualvoller Todesangst u m klammerte sie den stählernen Todesboten und rang verzweifelt nach Luft.
Ihr flackerndes Lebenslicht erlosch, als ihr Herz schließlich au f hörte zu schlagen und eine gnadenvoll, tröstliche Präsenz ihren sterbenden Körper umhüllte. Sanft erlöste die unsichtbare Macht ihre Seele von der Endlichkeit des menschlichen Daseins und nahm sie mit sich.
Aus ihren leblosen Augen, auf ewig erstarrt im Angesicht der Unendlichkeit, löste sich eine einzelne, bittere Träne, lief über ihre Wange, benetzte die bleichen Lippen mit einem salzigen Hauch, tropfte von ihrem Kinn und verschwand in einer u n scheinbaren schmalen Ritze zwischen den Schiffsplanken.
Ihr lebloser Körper sackte zusammen, als Kasim den Speer aus ihrer Brust zog,
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