An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
fliehen und Kasim allein mit der tödlichen Bedrohung zu lassen. Der Dunkelelf bemerkte den Übergang des Zwerges in das Reich der Verschleierung nicht. Mit geschlossen Augen stand er schei n bar unbeeindruckt da, doch jede Faser seine Körpers war zum Zerreißen gespannt, kannte er doch diese Ruhe vor dem Sturm aus unzähligen Schlachten. Es war der leise Vorbote eines schne l len und unbarmhe r zigen Agriffes, der ihnen bevorstand.
Er griff in seinen braunen Umhang, zog einen silbrig schimmer n den, reich verzierten Stab hervor und hielt ihn drohend in der Horizontalen. Das Utensil war nicht viel größer wie seine Hand und der unsichtbare König auf seinem Rücken beobachtete das Verhalten seines Trägers mit Verwirrung und grenzenloser Panik. „Was ist das denn?“, murmelte er unglä u big, als er das Artefakt in Kasims Hand sah.
Inzwischen hatten sich die Angreifer bis auf wenige Meter gen ä hert und ihren fauligen Geruch konnte man fast schon schm e cken. Angewidert hielt sich der Zwerg seine dicke Nase zu.
„Ich dachte ich würde nicht gut riechen, aber das übertrifft alles“, näselte er dem Dunkelelfen ins Ohr, der immer noch regungslos zwischen den großen Bäumen stand und unbeirrt den Kurzstab am ausgestreckten Arm vor sich hielt.
Mit einem leisen schiebenden Geräusch zog sich Kasims Mi- b ringsel in die Länge. Ein leises Klicken war zu hören und zwei bläulich schimmernde Klingen klappten an beiden E n den elegant nach außen. Maks rieb sich ungläubig die Augen, denn schon oft hatte er die alten Zwerge über die geheimni s vollen Waffen der Dunkelelfen reden hören, aber niemals zuvor war er in den G e nuss gekommen, jene legendären Kriegsgeräte selbst in Auge n schein zu nehmen.
Langsam begann der zweischneidige Speer sich in der Hand des Elfen zu drehen und das anfängliche monotone Surren schwoll an zu einem hellen, durchdringenden Pfeifen, als Kasim den Stab immer schneller um seinen Körper schle u derte und sein Passagier jedes Mal zusammenzuckte, wenn die Klingen an ihm vorbei sausten. Die Hyronen schrien erbost auf, so als ob ihnen das dr o -hende Geräusch bekannt wäre.
Adler hielt beim Packen seiner Satteltasche inne und lauschte.
„Hörst du das auch?“, fragte Stier, der schon auf sein Pferd g e stiegen war, das unruhig auf der Stelle trat.
„Und ob!“, entgegnete der Bogenschütze ruhig“, ich kenne diesen Klang und ich denke, da löst jemand sein Problem mit den Wal d geistern!“
„Kämpfen? Gegen die Hyronen? Das ist doch Selbstmord!“ Der Hüne blickte seinen Freund ungläubig an, der mit einem beher z ten Satz in den Sattel sprang.
„Kommt darauf an, wer dort seinem Leben ein Ende setzen will. Lass uns aufbrechen. Wir dürfen keine Zeit verlieren!“ Bei den letzten Worten gab er seinem Tier die Sporen und jagte in schne l lem Galopp die Landzunge hinunter.
Stier, der die Aussage seines Gefährten nicht ganz verstanden hatte, folgte ihm augenblicklich. Beide verschwanden im Dunst des anbrechenden Tages.
Der Angriff kam blitzschnell und für den Zwergenkönig vö l lig unerwartet, als eine Hyrone zähnefletschend aus dem Unte r holz heraus auf ihre Beute zusprang.
Mit der Flüchtigkeit eines Lidschlages trat Kasim einen Schritt zurück und ließ den Überfall der Bestie ins Leere laufen. Noch während sie versuchte ihre Flugbahn zu korrigieren und einem Baum auszuweichen, durchbohrte der Speer ihren Hinterkopf, trat an der Vorderseite ihres Gesichts wieder aus und schlug mit Wucht in den Stamm vor ihr. Grüner, ätzender Lebenssaft trop f te von dem todbringenden Stachel, der sich unbarmherzig in das schwarze Holz des Baumriesen gebohrt hatte und vergiftete den Waldboden.
Wild um sich schlagend, fing das Geschöpf sogleich an, in einem ungewöhnlich grellen und ohrenbetäubenden Ton zu schreien. Kasim wusste nur zu gut, dass dies etliche weitere Walddämonen herbeirufen würde. Mit einem kraftvollen Ruck zog er den Stab aus dem Baum und dem Schädel der Hyrone, der eine klaffende Wunde an ihrer Stirn hinterließ. Große Teile der ausgetrockneten Rinde wirbelten durch die Luft, und noch bevor ihr geschund e ner Körper zusammens a cken konnte, schwenkte Kasim seine Waffe blitzartig herum und rammte sie ihr von hinten mitten durchs Herz. Der Schrei verstummte.
Er drehte den Speer zu sich, packte das verschmierte Ende und strich das grünliche Blut mit der bloßen Hand von der Klinge. Maks kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn weder das
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