An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
breiten Gürtel und hob beschwichtigend die Hand.
„Wir haben einen Aufgabe zu erfüllen, also lass uns diesen Di s put vergessen und die Verfolgung wieder aufnehmen, sonst wird uns Muriel beide dafür strafen!“
Maks atmete erleichtert auf, als Kasim ebenfalls seinen Dolch verschwinden ließ. In Windeseile reparierte der geschickte Zwerg das zerrissene Transportmittel, während der Elf wac h sam die Umgebung be o bachtete.
„Wir können aufbrechen!“, verkündete Maks und hob das Prov i sorium stolz in die Höhe.
Bereitwillig ging Kasim in die Knie und streifte sich die Trag e riemen über die Schulter, woraufhin der behände Zwerg mit einem Satz hineinsprang und seine kleinen Füße durch die dafür vorgesehenen Öffnungen streckte.
Der Elf stand auf und zog mit einem Ruck die Gurte fest. „Hey! Nicht so fest oder willst du mich erdrücken?“ Ohne darauf zu reagieren, rannte er los und sie verschwanden be i nahe lautlos in dem dichten Unterholz, das an die Lichtung grenzte.
Einen Tagesritt entfernt streiften Adler und Stier mit ihren müden Pferden durch das grüne Tal und fanden in regelmäß i gen Abständen die geheimen Zeichen, die Wolf ihnen hinte r lassen hatte. Am späten Nachmittag, die Sonne hatte ihren wärmenden Einfluss fast verloren, um der winterlichen Nacht die Welt z u rückz u geben, erreichten die beiden Reisenden die Hochebene von Hadret, zwischen deren zerklüfteten Felsmassiven ein una n genehm kalter Wind herrschte und die Männer frösteln ließ.
„Ich hasse diese Gegend!“, murmelte Stier, der sein kantiges Gesicht bis zu den Augen mit einem groben Schal vor der kalten Luft schützte, während der schwere Atem seines e r schöpften Pferdes in der Dämmerung immer sichtbarer wu r de.
Adler, dessen Tier genauso unter dem herrsche n den Klima und der rastlosen Anstrengung litt, nickte zustimmend und versetzte dem Hengst einen leichten Tritt in die Seite, um seinen Gang zu beschleunigen.
„Wahr gesprochen, Stier! Aber …“ Mitten im Satz hielt er inne und sah konzentriert in die nahende Dunkelheit. „Siehst du das he r renlose Pferd da vorne! In dieser Gegend sollte man auf sein Transportmittel aufpassen! Lass uns nachsehen!“
Beide lenkten ihre Tiere in Richtung der kleinen Baumgruppe, die etwas verloren inmitten der Felsmassive stand. Das reite r lose Geschöpf suchte zwischen den dürren Ästen friedlich nach etwas Essbarem und ließ sich dabei nicht von den Fremden stören, die sich ihm langsam näherten. Es blickte nur kurz in ihre Richtung, wieherte leise in Richtung seiner Artgenossen, um sogleich wieder mit der mühsamen Suche fortzufahren. Adler zog an den Zügeln und brachte seinen Hengst zum Stehen, stieg vorsichtig ab und bedeutete Stier mit, einer kreisenden Handbewegung, die Umg e bung im Auge zu behalten. Behutsam näherte er sich dem Au s reißer und hob dabei beschwichtigend eine Hand.
„Ganz ruhig!“, flüsterte er und strich dem Tier dabei vorsic h tig über die Mähne. Das Pferd zuckte kurz zusammen, wich aber nicht von der Stelle. Nach kurzer Zeit genoss es sichtlich die Streicheleinheiten und schnupperte interessiert an dem Unb e kannten, um vielleicht etwas gegen den Hunger zu fi n den.
„Das ist das Pferd eines Kriegers!“, rief er über die Schulter, „es ist gepanzert und einige Waffen hängen am Sattel!“
„Und wo ist sein Besitzer?“, entgegnete Stier ungläubig, „was macht ein Soldat in dieser verlassen Gegend ohne sein Pferd?“.
„Ich denke, er braucht es nicht mehr!“ Adler erkannte in der Dämmerung einen leblosen Körper auf der kleinen Lichtung hin-ter dem Hain und ließ von dem Streuner ab. Der leichte Pulve r schnee, der den Boden hier oben noch bedeckte und dem ko m menden Frühling hartnäckig wiederstand, knirschte unter seinen Lederstiefeln, als er sich langsam dem Toten näherte.
„Was ist denn da!“, erkundigte sich Stier, als er seinen Freund hinter den Bäumen verschwinden sah.
„Komm her und sieh selbst!“, folgte prompt die Antwort.
Stier stieg schwerfällig aus seinem Sattel und stampfte auf dem Boden. „Wenn es denn sein muss!“, stöhnte er widerwi l lig und stapfte durch die Sträucher auf die kleine Lichtung.
Adler kniete neben dem Leichnam und begutachtete ihn. Das rechte Auge des Soldaten war eine große klaffende Wunde, die schon vor einigen Tagen aufgehört hatte zu bluten, und die Au s trittswunde am Hinterkopf zeugte noch von der Wucht, mit der das Gesicht des Mannes durchbohrt
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