An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
Wölfe sicherten sich die vordersten Ränge bei dem opulenten Mahl und vertrieben im Blutrausch ihre schw ä cheren Artgenossen mit einem kehligen Knurren, hochgezogenen Lefzen und angelegten Ohren. Mit eingezogenen Schwänzen und unterwürfiger Haltung u m kreisten die kräftigen Jungtiere das blu-tige Treiben, um vielleicht doch einen Platz an der heiß um-kämpften Futterstelle zu ergattern. Drei der ungeduldigen Auße n seiter hingegen hatten eine andere Fährte aufgenommen, wandten sich von ihrem Rudel ab und nahmen im Alleingang die Verfo l gung auf, um nicht auf die Reste der älteren Wölfe angewiesen zu sein.
Das Gewicht seines Mündels machte dem Träger zu schaffen. Im kraftraubenden Laufschritt überquerte er eine ausgedehnte Lic h tung und das morgendliche Tau auf den hohen, schlanken Gra s halmen verdunkelte den Saum seiner Lederhosen.
Natas wurde ordentlich durchgeschüttelt und hatte nicht weniger Mühe sich festzuhalten. Er schaute nach hinten und erschrak, als drei pelzige Schatten aus der dunklen Waldgre n ze brachen.
„Verdammt!“, zischte Wolf und versuchte schneller zu we r den, aber die ausdauernden Vierbeiner näherten sich unerbit t lich.
„Also gut! Dann soll es so sein!“ Wolf blieb schlagartig st e hen, nutzte die Energie des plötzlichen Stillstandes und warf seine schwere Last gebückt über den Kopf. Natas flog mit dem prall gefüllten Rucksack schreiend durch die Luft und landete unsanft im dichten Gras. Der Krieger zog den Nim b ronpelz aus und schwang ihn in hohem Bogen über den ve r duzten Jungen.
„Bleib darunter und rühr dich nicht!“, machte ihm Wolf unmis s verständlich klar, „falls ich nicht mehr zurückkomme sollte, warte etwas und lauf dann um dein Leben!“
Natas zog das Fell über den Kopf und kauerte sich, wie befo h len, regungslos in das klamme Grün.
Wolf holte seine Dolche aus den Achselhalftern und wirbelte sie in den Händen. Sein Blick war konzentriert und jede Faser seines Körpers machte sich bereit zum Kampf. Er stampfte auf den Boden und rannte den Angreifern dann mit ausgebreiteten A r men entgegen. Laut brüllend hastete er durch den morgendlichen Nebel, um die Wölfe auf jeden Fall von dem versteckten Jungen abz u lenken. In jeder Hand hielt er einen Dolch, deren Klingen er verdeckt nach hinten gerichtet hatte, um seiner vorgetäusc h ten Wehrlosigkeit Ausdruck zu verleihen. Die vom unersättlichen Hunger Getri e benen nahmen das verlockende Angebot ohne Zö-gern an und jagten ihrerseits zähnefletschend der vermeintl i chen Beute entg e gen, die wild gestikulierend und schreiend ihre volle Aufmer k samkeit auf sich zog.
Ihrer angeborenen Jagdweise entsprechend spaltete sich das Trio auf und versuchte seine Beute einzukreisen. Zwei der Tiere tren n ten sich vom Anführer und begannen ihr Opfer auf beiden Seiten zu flankieren, während der junge Leitwolf frontal angriff.
In Sekundenbruchteilen trafen die beiden Kontrahenten aufe i n-ander und Wolf konnte die arglistigen Augen des Tieres sehen, das mit weit aufgerissenem Maul aus dem Lauf zum Sprung a n setzte. Der Krieger warf sich mit den Füßen voran auf den Boden und schlitterte über die feuchte Wiese. Der angreifende Merlo t wolf hatte mit dem plötzlichen Abtauchen seines Gegenübers nicht gerechnet, konnte seinen kraftvollen Sprung nicht mehr stoppen und flog in hohem Bogen über den durch das hohe Gras rutschenden Menschen.
Wolf konnte den säuerlichen Geruch des muskulösen Tieres über sich riechen und seinen scharfen Krallen verfehlten ihn nur knapp. Als die Bestie genau über ihm war, riss er einen seiner Dolche empor und durchdrang die Unterseite des Tieres. Durch die Schwungkraft der gegensätzlichen Bew e gungen durchtrennte die scharfe Klinge unbarmherzig die Bauchdecke des Angreifers und hinterließ eine klaffende Wunde. Blutüberströmt schlug das schwerverletzte Merlo t männchen auf dem Boden auf, überschlug sich und wälzte sich jämmerlich jaulend auf der Erde, bis seine Bewegungen langsamer wurden und schließlich erstarben.
Der Bezwinger der Bestie sprang auf die Füße und hielt hastig Ausschau nach den beiden anderen Isegrims, als schon der zweite dicht vor ihm zum Sprung ansetzte. Geistesgegenwä r tig ließ sich Wolf auf den Rücken fallen, zog die Beine an und hielt seine Messer in die Höhe, als der schwere Jäger auf ihm landete. Die tödlichen Stahlspitzen bohrten sich erbarmungslos in dessen Brustkorb. Wie von Sinnen schnappte der gier i ge,
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