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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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veränderten und nach den beiden zu greifen schienen. Hysterische Stimmen erh o ben sich über das Chaos der Brandung. „Ihr könnt nicht fliehen! Er gehört uns! Der dunkle Prinz gehört uns!“, tönten sie über den See.
    „Hör nicht hin, Natas! Das ist alles nur Lug und Trug!“ Wolf presste seine Haken tiefer in die Seiten des Hengstes, der noch mehr an Geschwindigkeit aufnahm. Seine muskul ö sen Beine schienen den Boden nicht mehr zu berühren und der scharfe Gegenwind zwang Wolf dazu, sein Haupt noch tiefer in der dic h ten Mähne zu verbergen.
    Die zerstörerische Welle hinter ihnen wuchs unaufhörlich und kam immer näher. Natas konnte deutlich die teuflischen Fra t zen erkennen, die ihn gierig anstarrten und sich mit ihren dünnen Krallenhänden auf ihn stürzen wollten. Er wandte sich von ihnen ab, schloss die Augen und umfasste die Hüfte seines Beschützers mit all seiner Kraft.
    Das rettende Ufer erschien durch den Schleier des aufklare n den Nebels in greifbarer Nähe und Sturm benutzte seine letzten R e serven, um den Abstand zwischen ihnen und der todbringenden Flut noch zu vergrößern. Ohne Vorwarnung erhob sich der l e benswichtige Weg, auf dem sie sich befanden, aus dem Wasser. Wie eine unübe r windliche steile Rampe, die nur das Tier sehen konnte, ragte der Damm aus dem See und wurde stetig steiler.
    Unbeeindruckt galoppierte Sturm den schmalen Pfad empor, bis zur Spitze und sprang. Schwerelos flogen sie durch die kühle Luft, um nach einem kurzen Moment trügerischer Stille, umso härter auf dem befestigten Ufer aufzuschlagen. Wolf und Natas wurden durch die Wucht des Aufpralls vom Rücken des Pferdes katapultiert, während Sturm mit den Vorderläufen einknickte, sich mehrmals überschlug und dann regungslos zwischen den Bäumen liegen blieb.
     
    Natas öffnete langsam die Augen und starrte in den blauen Himmel, der von schmalen Wolkenbändern durchzogen war, die friedlich über den Horizont wanderten.
    Sein Kopf dröhnte. Er drehte sich auf den Bauch und rappe l te sich mühsam auf. Orientierungslos nahm er seine nähere Umg e bung in Augenschein. Der schwere Sturm war Verga n genheit und das erstarrte Gewässer spiegelte den abendlichen Himmel mit heuchlerischem Schweigen. Der Junge fror in seiner durc h nässten Kleidung, die unangenehm auf seiner Haut klebte und ihm keinen ausreichenden Schutz gegen die schleichende Kälte des späten Nachmittags bot. Er rieb sich seine klammen Hände und ve r schränkte seine Arme vor der Brust, um seinen Oberkö r per zu wärmen, dann drehte er sich um und stieg zitternd die Böschung hinauf. Als er den Waldrand erreichte, bot sich ihm ein furchtb a rer Anblick. Der schwere Körper des Pferdes hatte eine tiefe Schneise in die dichte Vegetation gerissen. Langsam lief er zw i schen den zersplitterten Bäumen hindurch zu Wolf, der neben dem schwer atmenden Sturm kniete und ihm sanft über den Hals strich. Mit Entsetzen erkannte der Junge einen großen Ast, der sich tief in die Brust des edlen Tieres gebohrt hatte. Wolf hob die Hand und bedeutete ihm stehen zu bleiben. „Komm nicht näher, Junge. Das hier ist kein schöner An b lick!“ Wieder strich er dem Hengst freundschaftlich über die Mähne, aus dessen Maul lange, verdreckte Blutfäden hingen.
    „Sturm liegt im Sterben!“ Als hätte das Tier verstanden, was Wolf gerade gesagt hatte, bäumte es sich störrisch auf und versuchte sich aufzurichten, brach aber sogleich wieder z u sammen.
    „Ruhig, mein alter Freund. Eine neue Reise beginnt hier für dich!“ Natas bemerkte den erstickten Tonfall in Wolfs Sti m me.
    Der Krieger holte behutsam einen seiner Dolche hervor, achtete aber genau darauf, dass Sturm es nicht bemerkte. Mit weit aufg e rissenen Augen starrte das Tier seinen Herrn wi s send an, als die-ser die Klinge mit beiden Händen hoch über den Kopf hielt. Natas wandte seinen Blick ab und hielt sich die Hände vors G e sicht. Ein entsetzliches Wehklagen erhob sich über die Wipfel der Bäume, die als stumme Zeugen das traurige Geschehen verfol g ten. Tränen liefen dem Jungen durch die Finger über die Wangen und er zitterte am ganzen Körper, als sich eine große Hand trös t lich auf seine Schulter legte. „Sei unbesorgt, Natas. Sturm wird seinen Platz zwischen den Sternen einnehmen und immer bei uns sein!“ Der Junge dre h te sich ruckartig um und klammerte sich schluchzend an ihn.
    „Komm jetzt! Wir müssen uns aufwärmen, sonst werden wir in der Nacht erfrieren!“ Vorsichtig

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