An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)
mit langen Reißzähnen gesäumte, Schlund nach Wolfs Gesicht, und der übel riechende Atem raubte ihm fast den Atem. Mit aller Kraft trieb er die Schneiden tiefer in den Körper der Tieres und spürte das warme Blut an seinen Hä n den herunterlaufen, bis der Blick der Bestie erstarrte und sein Feuer erlosch.
Mit beiden Beinen stieß Wolf den erschlafften Körper von sich und stand langsam auf. Er wischte sich seine blutve r schmierten Hände an den jungfräulichen Halmen der Wiese ab und schaute dabei genau in die hasserfüllten Augen des letzten Überlebenden, der ihn misstrauisch und knurrend belauerte.
„Na komm schon, lass es uns jetzt beenden!“, forderte Wolf.
„Siehst du! Ich verzichte sogar auf meine Waffen. Was denkst du!“
Er warf seine beiden metallenen Begleiter achtlos von sich. Der Wolf nahm die Herausforderung augenblicklich an, spu r tete auf Wolf los und stürzte sich auf den vermeintlich Weh r losen. Der Krieger holte mit der geballten Faust seiner rec h ten Hand aus und ließ sie direkt in das aufgerissene Maul des Vierbeiners schnellen. Beide starrten sich an. Der Merlot würgte und konnte nicht zubeißen, während Wolf mit schmerzverzerrtem Gesicht und all seiner Kraft die weiche Zunge zwischen den scharfen Zähnen festhielt. Mit einem letzten, urgewaltigen Schrei riss er dem kampfunfähigen Tier den Muskel aus der Kehle und hielt ihn triumphierend in die Höhe, bevor das Geschöpf bewusstlos z u sammenbrach. Er ließ seine Trophäe fallen und betrachtete besorgt seinen Arm, der durch das messerscharfe Gebiss des Raubtieres tiefe Schnittwunden davongetragen hatte. Erschöpft hob er seine Messer aus dem Gras, steckte sie ein, riss sich ein Stück Stoff von seinem Hemd und wickelte es sich straff um die Wunden. Auch seine Schulter machte ihm jetzt wieder zu scha f fen und auf dem Rückweg zu dem versteckten Jungen fluc h te er deswegen leise vor sich hin.
Als er den am Boden ausgebreitete Nimbronpelz erreichte, stec k te der Junge neugierig den Kopf heraus und strahlte ihn an.
„Komm! Lass uns aufbrechen, bevor die älteren Merloten uns aufspüren. Eine weitere Begegnung wäre unser beider Tod!“ Er holte den Wasserschlauch aus dem Rucksack, säuberte seine Ver-letzungen und behandelte sie mit dem zerkauten Kraut, das er auch für seine Schulter benutzt hatte.
„Du musst jetzt selbst laufen! Ich denke, das ist besser für uns beide!“
Der Junge nickte bereitwillig und betrachtete besorgt Wolfs ze r schundenen Arm.
„Das ist schon in Ordnung. So lange es sich nicht entzündet, werde ich es überleben. Beeile dich jetzt und suche unsere Sachen zusammen. Elderwall ist nicht mehr weit!“
Hastig packte Natas die auf der Wiese verstreuten Sachen z u sammen und als sie daraufhin ihren Weg nebeneinander fortset z ten, trug er stolz einen Teil ihrer Habseligkeiten auf seinen schmalen Schultern.
Am späten Nachmittag, die Sonne hatte ihren Zenit bereits übe r schritten und den nahenden Frühling kraftvoll angekündigt, e r reichten die beiden Wanderer, nach einem anstrengenden Fu ß marsch die Grenzen von Elderwall. Natas staunte, als sie über eine kleine Anhöhe stiegen und die beeindruckende Stadt in der Ferne sichtbar wurde.
Waren sie die ganze Zeit durch dichtbewaldetes Gebiet, reich an allerlei Gewächsen und kleinen Tieren gelaufen, so er s treckte sich nun vor ihnen eine gerodete Ebene enormen Ausmaßes, die sich kreisförmig um das kolossale Bauwerk im Zentrum ausbreitete. Keine Bäume, nicht mal kleinere Strä u cher, versperrten einem die Sicht, auf diesem von Mensche n hand erschaffenen Ödland. Jeder Eindringling, der seinen Fuß auf diese verbrannte Erde setzte, war weithin sichtbar und konnte sein Kommen nicht verbergen. Aber das Fehlen von Vegetation hatte seinen Tribut gefordert, denn die Gewalten der Natur hatten das ungeschützte Antlitz der Ebene ze r furcht, wie das Gesicht eines uralten Weibes, deren Leben s ende nicht mehr weit war.
„Dort müssen wir hin!“ Der Krieger wies auf das gewaltige Bol l werk vor ihnen, das sich über den gesamten Horizont zu erstr e cken schien.
Der Junge war völlig erschöpft, aber seine unbändige Neugier ließ ihn seine schmerzenden Muskeln vergessen und er folgte seinem Begleiter, den Hügel hinab auf das ausgedörrte Land.
Als sie sich allmählich der gewaltigen, steinernen Wehr nähe r ten, erkannte Wolf schon aus der Ferne die unzähligen, no t dürftigen Unterkünfte, die vor den Toren der Stadt errichtet
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