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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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sich au f bäumte. Mit aller Kraft zog er an den Zügeln und stemmte sich gegen das aufbrausende Tier, doch die Trageriemen, mit denen der Junge an seinen Rücken festgebunden war, hielten der une r warteten Bela s tung nicht stand und Natas stürzte mitsamt dem Dornenschild rücklings in das aufwirbelnde Wasser des erw a chenden Sees.
    Das Pferd stampfte mit den Vorderbeinen auf und wieherte au f geregt. Die aufgepeitschte Gischt regnete in feinen Tro p fen auf sie nieder. Wolf sprang geistesgegenwärtig aus dem Sattel, zog sein Schwert aus der Scheide am Sattel und ram m te es mit Wucht in den unsichtbaren Weg. Er zerrte einen langen Lederriemen aus seinem Gürtel, band ihn am Griff der vibrierenden Klinge fest, entledigte sich schnell überflüssigen Gewichts und sprang, ohne zu zögern, dem Jungen hinterher.
    Natas sank schwerelos in die Dunkelheit und hielt seinen Atem an, während er weiter in die bodenlose Tiefe glitt. Seine Augen waren weit geöffnet und starrten suchend zur hellen Oberfläche, die sich immer weiter entfernte. Sein Herz schlug langsam und gleichmäßig, denn auf irgendeine seltsame Weise fühlte er sich hier unten geborgen und je tiefer er in dieses düstere Reich vo r drang, desto verlockender wurde die Em p findung, wie im Schoß einer vergessenen Mutter. Unklare Schatten huschten um ihn he-rum und er streckte neugierig seine Hand nach ihnen aus, um sie zu greifen, doch sie entz o gen sich ängstlich seiner Berührung.
    „Hier bist du zuhause“, flüsterten die Stimme wieder lieb e voll und er spürte den festen Griff, mit dem ihn die lebendige Flü s sigkeit umschlang. Seine Lungen schrien nach Sauerstoff, aber er weigerte sich standhaft dem Verlangen seines Körpers nachz u kommen. Einige Luftblasen entwichen seinem zusammenge- p ressten Mund, als der Druck auf seinen Brustkorb größer wurde und wiesen ihm den Weg ins Leben zurück, aber er versuchte nicht einmal ihnen zu folgen, sondern gab sich ganz der betöre n den schwarzen Unen d lichkeit hin.
    „Lass dich gehen und werde eins mit uns!“, sprachen die Sti m men erwartungsvoll, doch Natas weigerte sich weiterhin den ver-brauchten Sauerstoff seiner Lungen gegen das verl o ckende, kühle Nass einzutauschen. Etwas packte ihn am Kragen seiner Jacke und riss ihn mit Gewalt in die Höhe. Seine hungrigen Lungen verkrampften sich und er öffnete erschrocken den Mund, doch bevor der letzte Atem von seinen Lippen entweichen konnte, durchbrach er mit dem Gesicht voran die Grenze zwischen L e ben und Tod. Schmerzhaft füllte sich seine Brust mit dem e r sehnten Lebensatem und mit letzter Kraft schleppte er sich auf den Damm.
    Erschöpft ließ sich Wolf neben ihm nieder. Sein nasses Haar klebte ihm strähnig im Gesicht.
    „Wenn du das nächste Mal baden willst, Junge. Dann sag B e scheid und nimm das hier mit, sonst findest du nicht mehr z u rück!“. Er drückte dem lächelnden Knaben den feuchten Lede r riemen in die Hand.
    Der See brodelte, die Erde unter ihnen fing an zu beben und gewaltige Geysire schossen in schwindelerregende Höhen.
    „Lass uns hier schnell verschwinden!“
    Er stand auf, reichte Natas seine Hand, half ihm auf die wackel i gen Beine, packte ihn unter den Armen und setzte ihn auf den Rücken des wartenden Pferdes, das nervös mit den Hufen über das Wasser streifte. Wolf raffte gerade hastig seine Sachen z u sammen, als ein wütender Orkan losbrach und sie mit dichtem Regen und aufgepeitschten Wellen hei m suchte. Er ließ den Rest seiner Sachen zurück und sprang hastig in den Sattel. „Halt dich gut fest!“, schrie er gegen den Sturm zu Natas, der sich sogleich an ihm festklammerte. Er beugte sich nach vo r ne zu Sturm, der erwartungsvoll seinen Kopf hob. „Rette uns!“, flüsterte Wolf dem Hengst ins Ohr. Bei diesen Worten bäumte sich Sturm auf und donnerte mit den Vorderläufen kraftvoll auf den feuchten Boden, um dann in vo l lem Galopp über den schmalen Damm zu jagen. Natas konnte sich bei diesem Tempo kaum noch festhalten, als sich Wolf tief in den Nacken des Pferdes beugte, um den Luftw i derstand zu verringern. In weiser Voraussicht fasste der Kri e ger mit einer Hand nach hinten und drückte den hilflosen Jungen an sich, um ihn nicht noch einmal zu verlieren.
    Hinter den Flüchtenden erhob sich nun eine Sturmflut unglaubl i chen Ausmaßes und eine gigantische Wasserwand türmte sich in ihrem Rücken auf. Gesichter und Körperteile zeichneten sich in der unheilvollen Mauer ab, die sich unablässig

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