Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
Vom Netzwerk:
gerade umdrehen wollte, um die nahen Wachen herbeizurufen, warf sich der Mann panisch vor dem Tisch auf die Knie. „Bitte! Bitte! Ich flehe euch an. Meine Familie ist am Verhu n gern und wird da draußen vor den Toren keinen weiteren Tag mehr überleben. Ich bin ein guter Schmied und kann hart arbeiten …“
    „Wir haben unzählige Schmiede, mein bedauernswerter Freund!“, wurden die hektischen Ausführungen des aufgere g ten Mannes kühl unterbrochen. „Ich kann dein Ansinnen verstehen. So wie die aller armen Seelen, die in den Schutz des Walls gelangen wo l len. Aber es ist nun mal, wie es ist!“, er winkte nach hinten und schrieb etwas auf ein Pergament, ohne weiter Notiz von dem Verzweifelten zu nehmen. Als sich drei schwerbewaffnete Sold a ten mit ernster Miene näherten, fing seine Frau an zu schluchzen und die beiden Kinder hielten sich furchtsam am Rockzipfel ihrer Mutter fest. Der Vater schaute sich hilfesuchend um und Wolf konnte die Panik in seinen Augen sehen, als sich ihre Blicke kurz  trafen.
    „Meine Kinder werden sterben!“, schrie er den anderen Warte n den zu, die betreten zu Boden starrten. 
    Die Soldaten hatten ihn fast erreicht, als er plötzlich losrannte und auf die breite Steinbrüstung der Brücke sprang. Mehrere Armlängen unter ihm strömte dunkles Wasser unter dem Übe r weg hindurch und schmiegte sich in unzähligen Wirbeln an das alte Fundament. Ängstlich starrte der Mann in die Tiefe und hob leicht seine Arme, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    „Dann soll es hier enden!“, brüllte der Lebensmüde, mit Tr ä nen in den Augen der entsetzten Menge zu.
    „Halt ein, du Narr!“ ertönte ein kräftige Stimme. „Wenn du denkst, deine Familie wird es einfacher haben, wenn du als Mä r tyrer diese Welt verlässt, dann irrst du dich!“ Ein großgewachs e ner Mann in glänzender Rüstung bahnte sich mit seinem mächt i gen Pferd einen Weg durch die zurückweichenden Massen. „Komm da herunter und stelle dich deinem Schicksal, Mann!“, fuhr er fort, als er von dem Hengst stieg.
    Wolf bemerkte den harten, aber gütigen Ausdruck im Gesicht des erfahrenen Soldaten und senkte vorsichtig seinen Blick, als dieser an ihm vorbeischritt.
    „Damit wirst du den Einlass deiner Familie nicht erzwingen und die Überlebenschance deiner Angehörigen nur ve r schlechtern, al-so lass diesen Unsinn und stelle dich deiner Verantwortung!“
    „Ich werde den Obolus für diesen Mann und seine Familie en t richten!“
    Der kräftige Vorredner drehte sich überrascht um und ve r beugte sich dann ehrfurchtsvoll. „Ihr wisst, dass solch eine Vorgehen s weise vom Senat strengstens untersagt wurde, ehrwürdiger Zac h arias!“
    Ein weiterer Soldat mit einem kunstvoll und reich verzierten stählernen Wanst, streifte sicheren Schrittes an der verstum m ten Menge vorbei. Seine Gestalt war zierlicher, als die des ersten, zeugte aber nicht weniger von Kraft und Erfahrung im Kampf. Wolf begutachtete den jungen Anführer genau, als er dessen Namen vernommen hatte.
    Das war also der legendäre Zacharias, Oberhaupt des Dru i dasheeres, erfahrener Feldherr und berüchtigter Schwer t kämpfer, der in unzähligen Schlachten die Armeen Muriels abgewehrt hatte und zum erklärten Rivalen von General Bo r go aufgestiegen war. Sein mittleres Alter wurde dem Ruf nicht gerecht, den er in Chalderwallchan allerorts genoss, stellte man sich doch einen gesetzt e ren Vertreter der Kriegszunft vor, dem die Zeichen des Schlac h tengetümmels im Gesicht  geschrieben standen. Aber nichts von alledem spiegelte sich in dem jugendlichen Ausdruck und dem scharfsinnigen Blick mit dem er die Lage erfasste. Ein kunstvoll gebundener, weißer Turban schmückte sein Haupt und das schmale Gesicht wurde von einem braunen Vollbart u m rahmt.
    „Hütet eure Zunge, werter Clavus! Ich kenne die Beschlüsse des Senats und habe persönlich meine Bedenken in dieser illustren Runde vorgebracht!“.
    Der kräftige Soldat verbeugte sich noch tiefer, als sein Primus an ihm vorbeischritt und ihn scharf musterte. „Verzeiht! Herr!“
    Zacharias legte freundschaftlich die Hand auf die Schultern des Zweiflers. „Die Menschen suchen Schutz in diesen alten Mauern und wenn unsere Obrigkeit“, er zeigte mit der Hand auf die prächtigen Brücken, die hoch über ihren Köpfen, die beiden  Mauern mite i nander verbanden, „ihnen diesen nicht gewähren will, so werde ich diese Aufgabe übernehmen, um mir ein kleines Stück Me n schlichkeit zu

Weitere Kostenlose Bücher