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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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Spalt, bevor er sich mit einem dumpfen Grollen schloss. Er rollte sich seitlich ab, um den Jungen auf seinem Rücken nicht zu ve r letzen und kam atemlos wieder auf die Beine.
    Auf der anderen Seite des unnachgiebigen Holztores hörte man laute Schreie und das Hämmern von Fäusten, dann, angekündigt durch ein scharfes Pfeifen, regneten Hunderte Pfeile vom Hi m mel, schlugen prasselnd auf den steinernen Überweg jenseits des Tores und erstickten die verzweifelten Lebenszeichen.
    In den schützenden Mauern Elderwalls kamen Soldaten, wie Rei-sende langsam zur Besinnung und leises Wimmern durc h drang die betroffene Stille der Überlebenden. Einige fi n gen an nach ihren Angehörigen zu suchen, die sie im Getümmel verloren ha t -ten. Kinder kauerten auf dem Boden, weinten und riefen nach ihren Eltern, während andere gierig ihre verbliebenen Habseli g keiten einsammelten und dabei sehr großzügig waren.
    Wolf hielt sich unauffällig am Rande und verfolgte die trag i schen Geschehnisse mit respektvollem Schweigen.
    Das hier war ein anderes Elderwall und hatte nichts mehr mit der ehrwürdigen Stadt gemein, die er vor zehn Jahren unfre i willig verlassen hatte. Tiefes Misstrauen, zügellose Gier und unkontro l lierte Aggression hatten das Gesicht der alten Mauern grundl e gend verändert und ließen den Schluss zu, dass der amtierende Druidas Karben nun vollends die Gewalt über den hohen Rat errungen und die Mitglieder mit seinen Intr i gen vergiftet hatte.
    Vor fünfzehn Jahren hatte der jugendliche Karben die mäc h tigste Position im Land an sich gerissen, nachdem sein Vater Nardo unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war. Kein Ratsmitglied hätte jemals gewagt seine Zweifel an dem Jagdunfall zu äußern, geschweige denn die Aufrichtigkeit seines Erben in Frage zu stellen. Schnell war der alte Patriarch in der Familie n gruft beigesetzt, Karben in seinem neuen Amt bestätigt und der Niedergang dieser ehemals stolzen Stadt besiegelt. Die Bewohner gewöhnten sich schnell an die u n durchsichtigen Ränkespiele und das Verschwinden uneinsic h tiger Kritiker, blieb ihnen doch keine andere Wahl im Ang e sicht der Rücksichtslosigkeit, mit der ihr neuer Anführer seine Ziele verfolgte. Ein Großteil von ihnen zog es vor, die Augen zu verschließen, um ungestört ihren lukrativen Geschäften nachgehen zu können. Selbst der einst mächtige Rat wurde ideologisch ausgedünnt und zurechtgestutzt, ohne den ge-ringsten Widerstand seitens der Mitglieder, die alle aus ehrwürd i gen und einflussreichen Familien stammten und seit Generati o nen über die Festung herrschten, bis zu diesem Zeitpunkt.
    Denunziantentum und Opportunismus zerfraßen allmählich die bewährten Herrschaftsstrukturen, schwächten den Senat und fes-tigten die Vormachtsstellung Karbens unaufhörlich. Sowohl die Bevölkerung als auch das gewaltige Heer folgte unter diesen Umständen nur zu gerne dem scharfsinnigen und wortgewandten Ausführungen Karbens, außer dem unbe s techlichen Befehlshaber der Druidassoldaten.
    „Was geht hier vor!“ Zacharias stieß die teilnahmslosen So l daten  wütend zur Seite und bahnte sich seinen Weg durch die verän g s-tigten Menschen. Außer sich vor Zorn stürmte er dem überrasc h ten Clavus entg e gen, der instinktiv sein Schwert hob. Klirrend sprang es über das Pflaster, als Zacharias es ihm mit einem kraf t vollen Hieb aus den Händen schlug, ihn am Nackenschutz seiner Rüstung packte, durch die Menge schob und dann rücklings an die Mauer schme t terte. Kleine Stücke der Wand brachen heraus und feiner Sand rieselte langsam zu Boden. Das strä h nige Haar hing ihm wirr ins Gesicht und der feurige Schein in seinen Augen jagte dem g e standenen Soldaten kalte Schauer über den Rücken.
    „Wer, Clavus, hat diesen Wahnsinn angeordnet?“, zischte er.
    Der entsetzte Krieger hob den Arm und wies auf die Passage, de-ren langgezogene Arkaden den Vorplatz majestätisch überspan n ten.
    Der Wüterich ließ ab von Clavus, der mit gesenktem Haupt an der Wand in die Hocke ging.
    „Öffnet auf der Stelle die Tore!“, befahl Zacharias und noch be-vor er seinen Satz beendet hatte, setzten sich die riesigen Port a le ächzend in Bewegung. Eine wahre Flut lebloser Körper, übe r sät mit unzähligen federbewährten Holzschäften, wälzte sich durch den immer breiter werdenden Spalt. Wie zu einer Salzsäule er-starrt stand Zacharias vor dem Leiche n berg und betrachtete die-sen mit steinernem Antlitz, während  ihn

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