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An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition)

Titel: An den Gestaden von Chaldewallchan - Der Atem des Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wiebelt
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Wolf aus sicherer En t fernung interessiert beobachtete. Er hatte Natas auf dem Arm und hielt ihm wohlweislich mit der freien Hand die Augen zu, um ihm diesen schrecklichen An b lick zu ersparen.
    Sofort stürmten die Menschen, vorbei an dem sprachlosen Hee r führer, um mit der Suche nach ihren Angehörigen und möglichen Überlebenden zu beginnen, wobei ihnen viele der umstehenden Soldaten hilfreich zur Seite standen.
    Hoch über dem Desaster ließ Karben seine kalten, blauen Augen über den Innenhof schweifen und ein leichtes Lächeln umspielte seine dünnen Lippen, als er den erstarrten Zacharias in der g e schäftigen Menge erblickte. Seine glänzenden, schwarzen Haare waren kunstvoll geflochten und fielen hüftlang über ein, mit kunstvollen Stickereien veredeltes, dunkelblaues Gewand, das in einer kleinen Schleppe endete.
    Er war umringt von gut einem Dutzend seiner Gefolgsleute, die gleichsam fasziniert und angeekelt die Szenerie begutac h teten und vier Leibgardisten, die mit starrem Blick ihren He r ren zur Seite standen.
    „Seht nur“, sprach er leise, aber eindringlich, „unserem sto l zen Heerführer blutet das Herz in seiner unermesslichen Mensche n liebe und dem Drang, sie alle zu beschützen. Vielleicht wird di e ses Exempel seinen Niedergang beschleunigen und mir den vo l len Zuspruch des Heeres sichern!“
    Einige der Anwesenden kicherten leise und tuschelten aufg e regt untereinander.
    „Erlaubt mir eine Frage, Karben!“, unterbrach ein abseitsstehe n der alter Mann dessen Monolog.
    Der Druidas nickte widerwillig und wandte sich dem Bittste l ler zu. „Sprecht, Darius. Aber wählt eure Worte weise!“
    „Denkt ihr, euer ewiger Streit mit Zacharias ist diese Vielzahl an unschuldigen Opfern wert?“
    Karbens Miene verdunkelte sich und sein Lächeln ve r schwand. „Wert? Es ist ein notwendiges Übel, wenn einer der fryg i schen Seher vom aufgebrachten Mob getötet wird und er der Lage nicht mehr Herr werden kann. Der Tod dieser Aufstä n dischen spiegelt nur seine Unfähigkeit wider, diese ehrwürd i gen Mauern vor den Schergen Muriels zu beschützen!“
    „Er gab nicht den Befehl zu diesem Massaker!“, bemerkte der Greis spitz.
    „Schweigt jetzt! Meine Beweggründe mögen jenseits eures Ve r ständnisses sein, alter Mann, aber im Gegensatz zu ihm, bin ich sehr wohl bereit, unbequeme Entscheidungen zum Wohle Elderwalls zu treffen!“
    „Entschuldigt meine Zweifel, Ehrwürdiger!“ Darius verneigte sich, verbarg sein Gesicht unter einer braunen Kapuze und ve r ließ die Gruppe, während Karben sich abermals merklich belu s tigt dem grausigen Schauspiel im Vorhof widmete.
    Zacharias löste sich aus seinem stummen Entsetzen, drehte sich um und schaute beim Weggehen nach oben. Für einen kurzen Moment trafen sich die hasserfüllten Blicke der beiden Männer und wären sie sich näher gewesen, hätte wohl einer von ihnen mit dem Leben bezahlt. Der Heerführer wandte sich ab und verließ  schnellen Schrittes den Vorhof.
    „Helft den Verletzten!“, herrschte er Clavus an, der immer noch an der Mauer kauerte.
    „Ja, Sire!“, erwiderte dieser tonlos und richtete sich langsam auf.
    Im Schutze des unübersichtlichen Getümmels konnten Wolf und Natas unbehelligt weiter in die  Stadt gelangen. Die schweigende Prozession passierte mehrere Kontrollpunkte auf dem schmalen unebenen Weg, der zu beiden Seiten von hohen Mauern umg e ben war. Wolfs Anspannung löste sich, als sie das letzte Schutztor durchquerten und eine andere Welt betraten.
    Das Licht der rotglühenden, untergehenden Sonne belegte die unzähligen Gebäude und breiten Gassen der gewaltigen Anl a ge mit einem goldfarbenen Schimmer, so dass die Anko m menden ihre Hände schützend vor die Augen hoben, um nicht geblendet zu werden.
    Über eine belebte Prachtstrasse, die aus Tausenden gleichförm i ger und kunstvoll behauener Steinquader bestand, gesäumt von prächtigen, fremdartigen Bäumen, vorbei an großflächigen, stra h lend weißen Bauten, die weit in den Abendhimmel ragten und lange Schatten warfen, gelangten sie immer tiefer in das pulsi e rende Herz Elderwalls. Unzählige kleinere Gassen links und rechts von ihnen, schlängelten sich durch enge Häuserschluchten und bildeten ein umfassendes Netzwerk, das in seiner extravaga n ten Struktur und Unübersichtlichkeit einem menschenverschli n genden Labyrinth glich. Hunderte von Händlern boten die unte r schiedlichsten  Waren und Dienstleistungen feil und wiesen lau t stark auf die

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