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An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)

An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)

Titel: An den Rändern der Zeit, Teil 2 (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
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anrief. Er musste doch wissen, dass er sich verspätete. Noch dazu war das nicht das erste Mal. Verdammt, er hätte nicht übel Lust gehabt, den Burschen deshalb ordentlich zusammenzustauchen. Andererseits schien das einfach nicht ratsam zu sein.
    Seit jenem Tage, an dem Charlie einen blutigen Keks aus den uralten Händen der Frau S. hatte entgegennehmen dürfen, womit klar war, dass er die Initiationsprobe der ZSW bestanden hatte … seitdem war der NEUE wie ein Meteor emporgeschossen. Und sein Licht strahlte immer heller. Seine Erfolge übertrafen alles bisher Dagewesene – wenn das so weiterging, würde er bald an der Spitze der Argentum-Garde stehen.
    Buzz entdeckte einen Niednagel und bearbeitete ihn wütend. Er liebte es, seine Hände in möglichst perfektem Zustand zu halten, obwohl das wegen der Art seiner Arbeit nicht immer möglich war. Missvergnügt betrachtete er die zwei, drei blassen Narben an den Fingerknöcheln.
    Ja, schon mehr als einmal hatte er hart zuschlagen müssen. Immer Handschuhe tragen – das wäre die Lösung …
    Fast hätte er aufgeschrien, als sich eine Hand auf seine Schulter legte, und er verfluchte sich selbst für sein Zusammenzucken.
    Charlie stand mit einem breiten Grinsen neben ihm. „Hey Buzz! Unaufmerksam, was? Stell dir vor, ich wäre die Zielperson gewesen. Dann wärst du jetzt tot.“
    Der Knabe WAR gut, ohne Zweifel. Und immerhin hatte er, Buzz, ihn entdeckt, war sein Mentor … obwohl er sich mittlerweile eher wie Charlies Schüler vorkam. Einem anderen Menschen – auch einem anderen Agenten – wäre es wohl kaum gelungen, sich unbemerkt an Buzz heranzuschleichen. Hm. Man konnte schon neidisch werden. Aber da die ZSW ihre Leute auch nach Teamfähigkeit aussuchte, gelang es Buzz, dieses Gefühl weitgehend zu unterdrücken.
    Er reagierte nicht auf Charlies Spott, sondern knurrte: „Und du bist zu spät dran!“
    „Stimmt. Aber das hatte seinen Grund.“
    „Und welchen?“
    Charlie grinste wieder und meinte: „Keine Zeit, es dir separat zu erklären. Wie du richtig festgestellt hast, ist es spät, und wir sollten uns beeilen.“
    Auf dem schnellsten Weg begaben sie sich zur Zentrale; im Fahrstuhl jedoch fragte Buzz nachdenklich: „Sag mal, hältst du die Zielperson wirklich für so gefährlich?“
    „Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was ich über sie erfahren habe“, antwortete Charlie, „und ich glaube fest daran, dass ALLES stimmt, dann braucht sie noch nicht einmal eine Waffe, um jemanden kaltzumachen.“
    „Sicher, sie ist ein ungewöhnliches Exemplar, aber … ich meine, wir alle haben uns umfassend über sie informiert. Sie hat auch ihre Schwächen.“
    „Aber keiner von uns ist ihr je begegnet, oder?“ Charlies Augen funkelten, und Buzz pfiff leise durch die Zähne.
    „Willst du damit sagen, du …“
    „Ganz recht“, sagte Charlie. „Ich habe jemanden getroffen, der mit ihr zusammengestoßen ist.“
    Die allererste richtig heiße Spur! Jetzt brannte Buzz förmlich vor Spannung, aber Charlie sagte nichts mehr, und eigentlich war das ja auch richtig so. Frau S. hatte das Recht, etwas so Wichtiges als erste zu erfahren.
    Durch seine immer stärker werdende Position in der Garde war Charlie nun auch beim Rapport viel selbstsicherer. Er berichtete nicht nur, er hielt Vorträge – und zudem hatte er die Eigenart, selbständig Schlussfolgerungen zu ziehen und Zusammenhänge zu nennen. Den Auftraggebern schien das zu gefallen, denn er genoss sogar ihren Respekt, und das war in der Tat ungewöhnlich. Buzz war lange genug bei der ZSW, um zu wissen, dass sich die SILBERNEN WEISEN geradezu für Götter hielten und vor Arroganz fast aus allen Nähten platzten.
    „Wie uns allen ja schon seit langem bewusst ist, existiert in der Augenwelt eine seltsame Art von Amnesie, die all das betrifft, was vor einem Jahr geschehen ist. Die Mitglieder der Garde – selbst ich – machen da leider keine Ausnahme. Aber es gibt Ausnahmen, man muss sie nur finden. Und ich hatte heute Glück: Ich traf einen ehemaligen Amtmann namens Clivius.“ Jetzt verließ der Bursche sogar das Feld des Vortrags und näherte sich dem des Theaters, indem er eine dramatische Pause einlegte.
    „Er begegnete der Zielperson. Zweimal.“
    Seine Worte schlugen wie eine Bombe ein. Das hatte Buzz im Voraus gewusst. Sujetta war diesmal nicht allein in ihrem Refugium – ein weiterer, jung aussehender Weiser, der von der alten Frau mit Eric angeredet wurde, saß neben ihr auf dem Sofa. Eric
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