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An den Springquellen

An den Springquellen

Titel: An den Springquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nicht bemerkt. Haltet euch daran, wenn ihr nicht allzu leichtfertig mit eurem Leben umgehen wollt.«
    Ausweichend erwiderte Arruf:
    »Wir sahen von euren Frauen nur die wehenden Gewänder, die ihre sicherlich große Schönheit wirkungsvoll verbargen.«
    »So soll es auch bleiben«, versicherte grimmig der Brahid.
    Er stand auf, das Zeichen, daß dieser Teil der Unterhaltung beendet war. Uinaho und Arruf folgten dem Krieger zu einem kleineren Zelt, das in der Nähe der Gruppe weidender Pferde stand. Im Innern fanden sie Schüsseln, gefüllte Wasserkrüge und einige andere Annehmlichkeiten.
    »Heute abend werden wir zusammensitzen«, rief ihnen der Nomade unhöflich zu, ehe er den Zeltvorhang fallen ließ. »Wir rufen euch!«
    »Beim Wüstenwind«, erwiderte Uinaho kurz, »wir vergehen vor Dankbarkeit.«
    Seine Hand lag bei diesen Worten am Griff seines Schwertes. Arruf schüttelte abwehrend den Kopf. Die Haltung des Heerführers veränderte sich; seine Schultern sanken wieder nach vorn, als er sich entspannte.
    »Ein zäher Bursche«, murmelte er neben Luxons Ohr, »dieser Elejid. Noch sind wir seine Gäste. Ich denke, er wird uns zu seinen Gefangenen machen wollen.«
    »Das bleibt abzuwarten«, antwortete Arruf ebenso leise. »Leicht wird ihm dieser Versuch nicht fallen. Halten wir Ohren und Augen weit offen.«
    »Besonders gilt dies für deine Augen«, schloß Uinaho und versenkte seinen Blick wieder in die magischen Linien und Bilder eines Amuletts.
*
    Die Flammen der Lagerfeuer ließen Teile der Umgebung aus der Dunkelheit hervortreten. Die Räder einiger großen Wagen, auf denen wohl die Zelte und die Ausrüstung des Stammes verstaut wurden. Ab und zu blitzte das Gehörn eines schmatzend widerkäuenden Riesenrinds auf. Die Schreie der wenigen Orhaken waren verstummt. Mehrmals hatten Uinaho und Arruf sowohl Hufgetrappel als auch den Trab der Reitvögel hören können. Es schien, als wären ständig kleine Gruppen der Nomaden unterwegs, um zu spähen und vielleicht Verbindung mit anderen Stämmen aufrechtzuerhalten.
    Um das Feuer vor Elejids Zelt saßen etwa fünfunddreißig Männer. Auf einem Spieß drehten sich große Fleischstücke. Gestalten, von denen tatsächlich nur Augen und Finger zu sehen waren, arbeiteten lautlos. Sie verhielten sich wie rechtlose Sklaven. Untereinander verständigten sie sich wispernd.
    »Ich bin sicher, daß ich richtig sehe«, knurrte Uinaho und schlug seinen Umhang zurück. Der Griff seines Schwertes glänzte im Feuerschein auf. Funken, Rauch und der Dampf aus den gebräunten Fleischstücken wirbelten vom Feuer in die Höhe.
    »Was siehst du?« fragte Luxon, der neben dem riesenhaften, breitschultrigen Ay saß. Er hatte versucht, die Stimmung unter den Kriegern zu enträtseln. Uinaho grollte in steigendem Zorn:
    »Das Fleisch an den Spießen, die Knochen – das sind Stücke von Tokapis.«
    »Unseren Tokapis etwa?«
    Sie hatten ihre Reittiere zusammen mit einigen Kriegern am gegenüberliegenden Ufer des Sturzbachs zurückgelassen. Ein Teil der Unruhe, durch davongaloppierende Reiter oder Orhaken verursacht, fand seine Erklärung.
    »Es war die Beute, die leicht zu erreichen ist. Willst du reden? Ich lasse mich sonst von meinem Zorn mitreißen.«
    »Kluger Entschluß. Immerhin sind die Horier in der Mehrzahl.«
    Arruf stand auf, ging entlang der Packen und der Sättel und blieb vor Elejid stehen. Der Stammesführer hielt einen Becher in der Hand und sprach mit einem Nomadenkrieger. Er schaute auf, als sich Arruf zwischen das Feuer und ihn schob.
    »Es ehrt uns, daß die Nomaden unseretwegen die Mühen einer langen Jagd auf sich genommen haben«, sagte er schmeichelnd. Elejid sah ihn mißtrauisch an, dann grinste er.
    »Nichts ist für unsere Gäste zu schade.«
    »Um so mehr«, meinte Luxon-Arruf und erwiderte das Grinsen, obwohl seine Wut nicht geringer war als die des Ay, »da deine Gäste auf dem Festessen selbst hierher geritten sind.«
    Elejid und einige Männer brachen in ein dröhnendes Gelächter aus. Arruf knurrte:
    »Unsere Ay-Krieger, die bei den Tokapis waren?«
    »Wir haben sie verjagt!« schrie lachend ein Nomade. »Sie liefen davon, so schnell sie konnten.«
    »Ihr braucht die Tokapis nicht mehr«, meinte der Stammesführer und schlug einen versöhnlichen Ton an. »Ihr seid unsere Gäste. Ihr braucht nicht zu Fuß zu gehen wie unsere Weiber.«
    Er spuckte zielsicher an Luxons Knie vorbei ins Feuer.
    »Ein wenig befremdlich sind sie, eure Sitten, Stammesfürst«, sagte

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