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An den Springquellen

An den Springquellen

Titel: An den Springquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Arruf zurückhaltend, aber in einem Tonfall, der erkennen ließ, daß er sich maßlos ärgerte. »Solltest du von den Ay bewirtet werden, so lasse deine Urs hinter dem nächsten Hügel zurück.«
    Die Nomadenkrieger lachten noch immer, als Arruf am Feuer vorbeiging und sich wieder neben Uinaho setzte. Ein Krieger kam zwischen den Zelten hervor und gab den Gästen zwei schlanke Krüge. Sie waren, dem Geruch nach, mit dunklem Wein gefüllt. Von seinem Platz rief Elejid zu ihnen hinüber:
    »Keinen Streit, Freunde! Trinkt! Und dann soll gelacht werden!«
    »Aber nicht nur über uns«, gab Arruf laut zurück. Ein Johlen ging durch den Kreis um das Feuer.
    Die Bratenstücke, mit seltsamen Kräutern und mit Salz gewürzt, verbreiteten einen guten Geruch. Mit einem großen Schluck versuchten Uinaho und Arruf ihren Ärger hinunterzuspülen. Als die ersten Braten von den hölzernen Spießen gezogen waren, zerteilten die Frauen sie und verteilten sie an die Nomaden, in dünne Brotfladen eingewickelt, aus denen das Fett und der Fleischsaft herausliefen. Ein Napf voll grobkörnigem Steinsalz machte die Runde. Mit Dolchen und Zähnen machten sich die Krieger und die Nomaden über die Brocken her und saugten das Mark aus den Knochen. Die Frauen teilten sich die Reste, die auf den Holzbrettern lagen. Der Brahid rief auffordernd:
    »Berichtet uns etwas über den bunten, riesigen Hochzeitszug.«
    » Du bist der Geschichtenerzähler«, brummte Uinaho.
    »Was willst du hören? Wie unsere Tokapis starben? Wie wir aus Ay kamen und zahllose Strapazen überstanden? Wie wir das verzauberte Land fanden, in dem die Goldene Riesin herrschte, Heter, die Königin Berberi gefangennahm und glaubte, von Fronja geschickt worden zu sein?«
    »Berichte uns von der Goldenen Riesin!« rief ein Nomade. Ein zustimmendes Murmeln ging ums Feuer.
    »Also, warum nicht«, meinte Arruf laut und fing an zu reden. Er sagte sich, daß es wichtig war, den Stammesführer bei guter Laune zu halten. Andererseits vergaß er nicht, zu erwähnen, wie stark, schnell und erbarmungslos die Patrouillen der Ay waren und besonders die Orhakenreiter des Shallad. Er verschwieg gewisse Einzelheiten der Abenteuer, betonte andere, stellte seine Rolle und seine Wichtigkeit heraus, schilderte einen nicht abreißenwollenden Strom kleiner Vorfälle, listiger Ausflüchte, und ehe er es sich versah, meinte er, wieder in Sarphand zu sein, im Kreis einer Gesellschaft, die zu betrügen er sich anschickte.
    Das Feuer brannte herunter. Frauen und einige Jungen holten von den Wagen der Nomaden dürres Holz und schoben es in die Glut.
    Einige Hufe brannten und verbreiteten einen pestilenzartigen Gestank. Rauch verdunkelte ab und zu die Sterne und die Sichel des Abmondes. Zuerst verschwanden die Kinder, dann trippelten die verschleierten Frauen vom Feuer weg und nahmen die Holzbretter und die Fleischspieße mit. Arruf war inzwischen bei einem ganz anderen Punkt seiner Erzählung angelangt und merkte schon seit einiger Zeit, daß die Nomaden hingerissen seiner Geschichte lauschten und sie immer wieder mit Zurufen, erstaunten Bemerkungen und Gelächter, aber auch mit gespanntem Schweigen kommentierten.
    »Auf unserem Weg, Elejid«, sagte Arruf abschließend und gähnte deutlich sichtbar, »werde ich euch weiter berichten. Wann brecht ihr auf?«
    »Morgen, bei Sonnenaufgang. Tatsächlich bewegen wir uns nach Süden.«
    »So liegt der Ort, an dem Shaer O’Ghallun herrscht, im Süden?«
    »Vielleicht erfährst du es von uns«, vertröstete ihn der Stammesführer. »Ich darf dir jedoch sagen, daß auf unseren Wagen Waffen verpackt sind. Wir bringen sie für die Waffenschmiede eines anderen Stammes in den Süden.«
    Mehr würden sie, wenigstens heute nacht, nicht erfahren, sagte sich Arruf. Er und Uinaho tranken die Krüge leer und standen auf. In der roten, düsteren Glut einiger Feuer fanden sie den Weg zu ihrem Zelt. Als sie es betraten und endlich eine brennende Öllampe hatten, mußten sie feststellen, daß die Orhako-Sättel nicht mehr auf den Bodenfellen standen.
    Als Arruf den Finger auf seine Lippen legte und nach draußen deutete, nickte Uinaho mit verständlichem Grinsen.
    »Versuchen wir zu schlafen«, sagte er und setzte sich an den Rand des Lagers. »Ich denke, wir sind in Sicherheit.«
    »Denke ich auch.«
    Sie legten die Waffen ab und zogen dünne Decken über sich. Mit einem einzigen Atemstoß blies Uinaho das Flämmchen aus. Einige Zeit, nachdem es in dem kleinen Zelt dunkel geworden

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