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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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konnte.
    «Sie wollen mich kaufen», konstatierte er.
    «Nennen Sie es, wie Sie wollen, Exzellenz. Nur helfen Sie mir.»
    «Betrachten Sie es als der Republik gegeben, nicht mir, denn einen Kontinent zu befreien ist teuer.»
    «Sie sind der Kontinent, Exzellenz. Eines Tages wird man Städte nach Ihnen benennen.»
    Diese freche Schmeichelei ließ eine gewisse Eitelkeit in seinen Augen aufblitzen. «Ich traf Baron von Humboldt in Paris, als ich der Kaiserkrönung Napoleons beiwohnte. Damals sagte er zu mir, dass Venezuela bereit sei für die Unabhängigkeit. Nur sähe er weit und breit keinen Mann, der sie erringen könnte. Ich würde gerne mit ihm über sein damaliges Fehlurteil sprechen. Vielleicht ergibt es sich ja eines Tages.» Er betrachtete noch einmal das Geschmeide und schob es in die Innentasche seiner Jacke. «Um Rominas und Ihretwillen werde ich mich um diese Festung kümmern. Wie heißt der Mann, um den es geht?»
    «Arturo. Nur Arturo.»
    «Und was wirft man ihm vor?»
    Tief holte sie Atem. «Mord – an einem Kakao. Was immer das heißt.»
    Er lächelte. «Es heißt, dass es für mich keine Rolle spielt. Denn wir sind ja im Krieg, nicht wahr? Ich werde Ihnen eine Nachricht zukommen lassen. Die Adresse war La Jirara, wenn ich mich recht entsinne.»
    «Nein, bei – bei Doctor Cañellas», stotterte sie verlegen. Hoffentlich irrte sie sich nicht, was die Hilfsbereitschaft des Arztes betraf.
    Bolívar hob flüchtig eine Braue. Aber er sagte zu diesem seltsamen Umstand nichts.

5. Kapitel
    Ach, Janna, warum bist du vor mir weggerannt? Warum ist alles so gekommen? Er ahnte, dass er noch im Halbschlaf war, denn tagsüber und bei vollem Bewusstsein verbot er sich diese Fragen. Sie führten ja zu nichts. Aber dass er ständig Janna vor sich sah, wie sie ihn giftig ansah und auf einer seiner Stuten davonritt, das konnte er nicht in der Nacht und nicht am Tag verhindern. Und wenn er noch so oft Old Tom um Hilfe bat. Ein fetter Moskito hatte sich unter das Netz verirrt und raubte ihm vollends den Schlaf. Vergeblich schlug er nach dem Vieh. Nun war er wach; er tastete nach der Flasche auf dem Nachttisch.
    Ihr Poltern, als er sie hinunterstieß, und das Gebrumm der Mücke waren nicht die einzigen auffälligen Geräusche. Er setzte sich auf, schluckte den sauren Geschmack, der in seiner Brust aufstieg, wieder herunter und lauschte. Pferdegetrappel, Männerstimmen. Auf dem Hof! Allmählich sollte er über die Anschaffung eines Hofhundes nachdenken. Er schob sich unter dem Netz hindurch, angelte nach seinen Stiefeln, schüttelte sie aus und schlüpfte barfuß hinein. Dann schnappte er sich die Büchse, die er griffbereit neben dem Bett deponierte, seitdem er das Gefühl hatte, dass La Jirara einsam und gottverlassen war. Bisher hatte er noch keine Waffe gebraucht. Einmal war ein spanischer Soldat an der Tür erschienen, doch der hatte nur um ein wenig Proviant gebeten und war danach seines Weges gezogen. Doch was sich dort im Hof einfand, war niemand, der von seiner Truppe getrennt worden oder desertiert war. Das klang nach einer Kavallerie.
    Er lief auf den Korridor und von dort aus in eines der Zimmer, die zum Hof hinausführten. Das Fenster war nur eine klaffende Öffnung in der neu hochgezogenen Mauer. Langsam näherte er sich. Die Waffe war geladen. Er schob den Lauf ins Freie und spannte das Schloss.
    Jenseits der Umfassungsmauer glommen Dutzende Lichtpunkte: die Lagerfeuer eines großen Biwaks. Welches Heer lagerte dort? War der Krieg nicht vorbei, jedenfalls in dieser Gegend? Und was wollten die zehn Reiter, die sich in seinem Hof tummelten? Im Licht ihrer Blendlaternen sah er, dass sie dunkelblaue Uniformjacken mit roten Ärmelaufschlägen und weiße Pantalons trugen: Sie gehörten zur Befreiungsarmee. Das machte es für ihn nicht besser oder schlechter; aber dieses Mal würde er nicht zulassen, dass man ihm die Hazienda requirierte und wieder in Schutt und Asche legte.
    «Verschwinden Sie von meinem Hof!», brüllte er.
    Aus der Kavalkade löste sich der vorderste Reiter und ließ das Pferd in seine Richtung schreiten. In der hochgereckten Hand hielt er eine Fackel. «Señor Götz …»
    «Verschwinden Sie! Verdammte Soldatenbrut.» Reinmar gab einen Warnschuss in die Luft ab. Augenblicklich warfen drei der Reiter ihre Fackeln in den Staub und griffen nach ihren Karabinern. Einer nach dem anderen spannte sein Steinschloss – klack, klack, klack .
    «Señor Götz», der Mann hob seinen Zweispitz. «Ich bin

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