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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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auf einem Karren. Seine Hände sah sie nicht, doch es schien, als seien sie an die niedrigen Seitenwände gekettet. Irgendwo begann das Heulen und Wehklagen.
    Wo hatte sie diesen Mann schon einmal gesehen? Ich will’s nicht wissen . Dicht an der Häuserzeile schob sie sich entlang, bis sie die Casa de los Gobernadores erreicht hatte. Zwei Gendarmen mit Lanze, Seitenwehr und Pistole am Bandelier bewachten die Flügeltür. Janna betätigte den löwenförmigen Türklopfer. Ein Mann in einem feinen Anzug, wohl der Majordomus, öffnete. Sie machte einen Knicks und brachte ihr Anliegen vor.
    «Gnädige Señora, der Libertador weilt nicht im Haus.»
    «Wo kann ich ihn finden?»
    Er betrachtete sie angewidert, als sei sie ein Hündchen, das es wagte, an dieser Hausmauer zu schnüffeln. «Señora, er bedarf Ihrer Dienste nicht. Au revoir.»
    Und damit war die Tür wieder zu. Unschlüssig lief Janna weiter, fort von der Plaza, wo der Trommelwirbel lauter und drängender wurde. Sie presste die Hände an die Ohren. Nicht daran denken, was dort geschah! Von welchen Diensten hatte er gesprochen? Meinte er etwa … Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. So sah sie doch nicht aus! Oder doch? Sie blickte an sich hinunter. Das kostbare Kleid war fleckig und an einigen Stellen gerissen. Allein dieses Loch an ihrem Ausschnitt war indiskutabel. Auch ihre Frisur verdiente kaum diese Bezeichnung, und sie roch nach ihrem Schweiß und dem des Pferdes. Nicht verwunderlich, dass er sie für eine Frau aus der Gosse gehalten hatte, die auf krummen Wegen zu diesem Kleid gekommen war. Aber ändern ließ sich das jetzt nicht. Sie rannte, um dem Donner der Gewehrsalve zu entgehen, zum Privatpalais des Gouverneurs. Natürlich hatte sie die Schüsse dennoch gehört. Ihr schwindelte von dem Krach und der bisher ausgestandenen Anstrengung. Dass der alte Majordomus öffnete, freute sie. Also hatte er seine schwere Krankheit überstanden, wenngleich er sehr ausgezehrt wirkte.
    Doch der Libertador war auch in diesem Haus nicht.
    Sie lief wieder die Straße hinunter und versuchte ihr Glück an der Kongresshalle. Seine Zuckergusstünche wetteiferte mit der der Kathedrale, und sie dachte wieder an das Blutmenetekel auf der rosafarbenen Wand. Himmel, sie musste endlich wissen, was geschehen war, sonst würde sie noch verrückt. Dieses Mal hämmerte sie mit der Faust gegen die von Pfeilern und einem Dreiecksgiebel umrahmte Tür, sodass einer der beiden Wachtposten nach ihrer Hand griff.
    «Ich muss zu Bolívar!», rief sie und funkelte den Mann verzweifelt und gereizt an.
    Einer der beiden Türflügel ging auf. Eine Frau, vom Türhüter mit einem tiefen Diener verabschiedet, tat einen Schritt heraus, öffnete ihren weißen Spitzensonnenschirm, raffte mit einer spitzenbehandschuhten Hand ihr nach neuer Mode ausladendes Kleid und schaute verwundert auf den Menschenauflauf drüben bei der Kirche. Dann lief sie in Richtung einer wartenden Kutsche. Mit zierlichen und dennoch geschickten Bewegungen stieg sie in den offenen Landauer und setzte sich. Ein Junge zog die Bremskeile fort, und die Hufe klapperten die abschüssige Straße hinunter. Im Vorbeifahren drehte die mondäne Schönheit den Kopf. Ihr verächtlicher Blick auf Jannas zerrupfte Aufmachung sprach Bände.
    «In welcher Angelegenheit?», fragte der elegante Kammerdiener im französischen Frack. Mit einer Handbewegung hielt er den Gendarmen an, sie loszulassen.
    «Es geht um Leben und Tod!»
    «Tatsächlich?»
    Sie rieb sich das Handgelenk. Sollte sie so tun, als würde sie Bolívar auf eine Art kennen, wie Romina ihn gekannt hatte? Aber dann würde dieser Kettenhund von einem Gendarm sie womöglich erst recht fortjagen.
    «Ich weiß, wo sich de la Torre aufhält.»
    Es war das Einzige, was ihr einfiel, womit sie vor Bolívar treten konnte. Im Grunde nur ein Verzweiflungsschuss, denn da Romina es gewusst hatte, war es wohl auch ihm kein Geheimnis.
    «So? Dann sagen Sie es mir.» Der Diener nahm sie nicht ernst. Nicht verwunderlich! Dass sie blond war, entlockte ihm nicht einmal ein Stirnrunzeln.
    «Ich muss ihn selbst sprechen.»
    «Werte Señora …»
    «Bitte! Sagen Sie ihm, dass ich … die Landsmännin Baron von Humboldts bin.»
    Er krauste die Stirn. «Ich werde fragen, ob er sie empfängt. Aber rechnen Sie nicht mit einem günstigen Ausgang. Er ist nicht in der Stimmung, mit einer Dame zu plaudern.»
    Und was hatte er eben mit der anderen gemacht? Diese Femme fatale hatte er sicherlich

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