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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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Boot schwankte, doch das war ihr gleich. Eine Hand am Mast, deutete sie mit der anderen auf ihn.
    «Es reicht mir jetzt!», schrie sie ihm entgegen. «Die ganze Zeit schon kujonieren Sie mich, warum auch immer. Sie elender Schuft haben mir meinen Schmuck gestohlen! Also tun Sie endlich etwas dafür und bringen mich zu zivilisierten Leuten!»
    Er ließ die Schot, mit der er das aufgefierte Segel in Stellung hielt, fahren. Das Segeltuch knatterte; der Baum schwang herum und prallte gegen ihre Schulter. Ehe sie es sich versah, schlug das trübe Flusswasser über ihr zusammen. Sie bekam irgendein Seil zu fassen. Und so schleppte er sie ein weiteres Mal durch den Fluss. Hoffentlich war er sich dieses Mal ebenso sicher, dass es hier kein gefährliches Getier gab. Dieser Schurke! O Gott, ich hasse ihn! Ich hasse ihn so sehr!
    Er zog sie heraus und wuchtete sie auf die Plattform. Sofort wurde sie von den Indios umringt. Fremde Hände betasteten ihr Kleid und ihre triefenden Haarsträhnen. Janna flüchtete ans äußerste Ende des schwimmenden Dörfchens. Am liebsten hätte sie sich davongemacht, bestünde auch nur der Hauch einer Möglichkeit, woanders Hilfe zu finden. Sie hockte sich nieder und zog die Knie an. Ihre Wangen brannten vor Scham. Schluchzend und schniefend machte sie sich so klein wie möglich.
    Wenigstens ließen die Wilden von ihr ab. Nur ein kleiner Junge sah sie mitleidig an. Plötzlich schob sich etwas Weißes aus seinem Mund. Es war eine dicke, weiße Raupe, die er ihr entgegenhielt. Da sie das Geschenk nicht annahm, zerkaute der Kleine das grässliche Ding selbst.
    Die stämmigen Frauen kümmerten sich ums Essen: Sie schürten ein Feuer, köpften die Schildkröte und meißelten den Panzer auf. Das war eine solch blutige Angelegenheit, dass Janna es vorzog, den Drachenherrn zu beobachten. Er hatte sich auf die Fersen gekauert, zu Füßen der in der Hängematte thronenden Frau. Offenbar regierte sie über die kleine Schar. Er öffnete einige seiner Beutel, präsentierte ein Messer, Schnüre, ein Stück Segeltuch, irgendwelche Nüsse oder Samen. Während er sich mit ihr in einer äußerst fremdartig klingenden Sprache verständigte, standen hinter ihm die Kinder und streichelten den Leguan auf seiner Schulter. Auf einen Wink der Frau hin brachten die Männer einen Korb randvoll mit roten Palmfrüchten. Ebenso drei große Kalebassen und Bündel mit langen Strünken. Dorfherrin und Drachenherr tranken aus einer gemeinsamen Kokosnussschale, was offenbar den Handel besiegelte.
    Schön , dachte Janna. Könnten wir jetzt bitte wieder aufbrechen?
    Aber es kam, was sie befürchtete: Man machte es sich gemütlich und plauderte. Die Frauen kicherten unentwegt. Janna entging nicht, dass er hin und wieder zu ihr herübersah. Wahrscheinlich wollte er sie mit seiner Trödelei strafen. So hatte es Frau Wellhorn immer gemacht, wenn sie als kleines Kind gedrängelt hatte. Andererseits war es vermessen zu glauben, in den Kopf dieses Scheusals schauen zu können.
    Während die Frauen kochten, beschäftigten sich die Männer mit Schnitzarbeiten. Die erfreuten Rufe, wenn ein leckeres Essen aufgetragen wurde, waren wohl auf der ganzen Welt gleich. Alle machten sich über ihre Palmblätter her, auf denen das Schildkrötenfleisch dampfte. Janna bekam nichts. Sie sagte sich, dass sie sowieso nichts wollte. Ihr Magen, der Verräter, begann schmerzhaft zu knurren. Ab und zu sah jemand herüber und stieß seinen Sitznachbarn mit dem Ellbogen an. Doch niemand brachte ihr etwas.
    Es war der Drachenherr, der sich sein Palmblatt noch einmal füllen ließ und aufstand. Eine alte Frau rannte an ihm vorbei zu ihr, deutete auf ihn und tat so, als beiße sie sich in den Arm. Sie konnte sich vor Lachen nicht halten, während sie mit dicken Backen Luft kaute und wiederum auf ihn zeigte. Als er sie verscheuchte, kehrte sie gackernd zu den anderen zurück.
    «Haben Sie von denen gelernt, Menschenfleisch zu essen?», fragte Janna. So ausgesprochen, kam ihr der Verdacht albern vor. Aber es stimmte doch: Konquistadoren und Siedler hatten immer wieder davon berichtet.
    Er ging vor ihr in die Hocke und legte das Palmblatt in ihren Schoß. «Das ist Schildkrötenfleisch, und es schmeckt hervorragend. Kümmere dich nicht um die anderen. Iss!»
    Wenn er wollte, konnte er reden.
    Sie zwang sich ein Lächeln ab. «Verraten Sie mir Ihren Namen?»
    «Arturo.»
    Arturo? Mit allem hätte sie gerechnet, doch nicht damit. «Und weiter?»
    «Nur Arturo.»
    Sie

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